Interview mit Therapiehund Eddi
Copyright: Nicki Ulbrich

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Ein kleiner Hund hat große Aufgaben: Eddi ist ein schneeweißer Bichon Frisé und als Therapiehund hilft er vor allem Senioren. Behandelt werden die Senioren natürlich von Menschen, doch Eddi steht als Co-Therapeut bei heilpädagogischen Maßnahmen in der Psycho-, Physio-, Ergo- oder Sprachtherapie zur Seite. Er zaubert Lachen herbei, beim Spielen, Füttern und Streicheln sorgt er für Geprächsstoff, fördert die Mobilität, löst Spannungen und ist Brückenbauer. Dafür hat Eddi mit seinem Frauchen Nicki Ulbrich viel gelernt. Die Ausbildung vom Eignungstest über die Schulung zum therapeutischen Begleithund bis hin zum qualifizierten Therapiehund beinhaltet auch praktische und theoretische Prüfungen. Heute, am 21.12., hat Eddi seinen 7. Geburtstag und er hatte Zeit für ein Interview:

Lieber Eddi, alles Gute zum Geburtstag! Wie lange bist Du schon Therapiehund?

Eddi: Ich bin seit drei Jahren ein ausgebildeter Therapiehund und da bin ich schon stolz darauf.

Wen besuchst Du denn so als Therapiehund?

Eddi: Manchmal gehen wir einfach für eine Streichelrunde in ein Wohnheim für geistig behinderte Menschen. Aber vor allem besuchen wir die Leute im Altenheim. Da sind auch Leute mit Demenz dabei. Wir sitzen erst mal im Kreis, begrüßen uns und stellen uns vor. Frauchen erzählt dann was über mich und weil keiner meine Rasse kennt, sagt Frauchen immer ich sei ein Edelpudel. Tz, tz, tz…“

Naja, es gibt Schlimmeres als Edelpudel genannt zu werden. Wie geht es dann weiter?

Eddi: Mit der Streichelrunde geht es weiter. Manche trauen sich nicht, Hunde anzufassen. Aber weil ich weich und locker bin und auch nicht haare, trauen sich dann doch 90 % der Leute mich zu streicheln oder mir ein Leckerli zu geben.“

Das ist toll: Streicheleinheiten und Leckerlis. Gibt echt schwierigere Jobs, oder?

Eddi: Naja, ich muss schon noch mehr können. Ich bin ja nicht der einzige Therapiehund bei der Arbeit und da überlegen wir uns vorher, was jeder tut. Ich trage zum Beispiel einen Korb rein, die Menschen dürfen sich aus dem Korb etwas heraus nehmen und beschreiben es. Das trainiert unter anderem das Sehen und Fühlen. Was sie genommen haben – das kann ein Handschuh, ein Schlüssel, eine Socke oder so was sein – dürfen sie in den Raum werfen. Frauchen sagt dann „Hol“ und ich spurte wild los und bringe das Ding in den Korb zurück. Hihi, ab und zu schüttle ich den Gegenstand auch tot und dann lachen alle gemeinsam.“

Das macht Spaß. Hast Du noch eine Therapie drauf?

Eddi: Oh ja, die Nummer mit dem Rohr! Einer muss das Rohr mit der Hand festhalten und mit der anderen Hand Leckerlis durchwerfen, damit die Fingerfertigkeit trainiert wird. Ich muss brav da sitzen und darf das Leckerli nicht nehmen. Dann tue ich den Leuten immer sooooo leid bis ich endlich ein „Nimm“ höre. Das lasse ich mir natürlich nicht zwei mal sagen. Wir üben auch mit einem Reifen, den jemand festhalten muss, damit ich durchspringen kann und wenn die Leute es nicht schaffen, einen Gymnastikball zu rollen, dann helfen wir Hunde mit.“

Du bist bestimmt auch sehr hilfsbereit, nicht wahr Eddi?

Eddi: Man tut, was man kann. Manchmal müssen wir Therapiehunde gaaaanz vorsichtig den Leuten Socken oder Handschuhe an- und ausziehen. Ich helfe auch gerne im Haushalt und nehme Wäsche von der Leine ab. Das hat mein Frauchen  gleich in die Therapiearbeit eingebaut. Eine Freundin hat Miniwäsche nur für mich genäht. Hihi, da ist sogar ein Schlüpfer wie aus den 30er Jahren dabei. Wenn ich damit ankomme, werden Erinnerungen wach, die Menschen lachen, strahlen oder weinen vor Freude. Das ist schön.“

Aber Du darfst nicht nur Späße machen, oder?

Eddi: Nein, manchmal muss ich mich auch ganz still halten. Bei schwer Demenz-Kranken lege ich mich zu dem Menschen für 20 Minuten ins Bett. Mein Atem verrät dem Menschen, dass ich da bin und oft kommt dann ein Lächeln ins Gesicht zurück. Manchmal muss Frauchen aufpassen, dass mich die Leute nicht aus Versehen derb anfassen. Ein Weichei darf man nicht sein.“

Puh, da hast Du aber viel gelernt…

Eddi: Das ist noch nicht alles. Ich muss mit vielen Gerüchen, Geräuschen und Situationen klar kommen. Ich kann aufheben, tragen, apportieren und Dinge fangen. Man darf mich immer berühren und ich kann sooooo viel! Tricks, wie Rolle, Peng, Bitte, Knicks und rückwärts laufen. Und Suchspiele liebe ich besonders. Dabei darf der Mensch einen nach Frauchen riechenden Gegenstand verstecken und ich muss ihn finden. Pah, das ist mega-leicht! Aber die Leute wollen es immer besonders schwer machen und verstecken den Gegenstand zum Beispiel unter dem Knie. Meistens finden wir Hunde alles und es wird viel gelacht – auch wenn bei uns Hunden mal was schief geht.“

Wie viele Therapiehunde seid Ihr und wie oft seid Ihr im Einsatz?

Eddi: Wir sind in der Regel zu dritt und kommen höchstens drei mal dran. Jedes Mensch-Hund-Team ist mit seiner Aufführung einzeln aktiv. Frauchen und ich gehen meistens zwei mal in der Woche für einen Verein ins Altenheim.“

Und wenn die Arbeit getan ist, bist Du dann ziemlich geschafft?

Eddi: Das ist schon ein wenig anstrengend und jedes Mal sind es ganz viele Erlebnisse. Hinterher sind wir Therapiehunde platt, aber zufrieden – und übrigens auch satt. Wir haben ja unser Leckerli-Honorar gleich bei der Arbeit verspeist.“

Hast Du Pläne für die Zukunft?

Eddi: Ja, ich würde gerne mit Frauchen auch in Kindergärten und Schulen arbeiten, um den Kids zu zeigen, wie man mit uns Tieren umgehen sollte.

Danke fürs Interview, Eddi. Ich wünsche Dir einen schönen Geburtstag und natürlich auch fröhliche Weihnachten und ein gutes Neues Jahr. Text: Marion Friedl / Foto: Nicki Ulbrich

Das könnte Sie auch interessieren: Im Tierblog sind auch Beiträge über Rettungshunde, Blindenführhunde, Jagdhunde und Hütehunde erschienen.

 

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

1 comment Categories: Das tut uns gut, Hunde Schlagwörter:

One thought on “Interview mit Therapiehund Eddi

  1. Lieber Eddi!
    Du machst großartige Arbeit und viele Menschen erfahren große Freude durch Dich! Weiter so! Vielleicht kannst Du andere Hunde animieren, auch solche Freude zu verbreiten! ;-)))

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