Welpenspielstunde ist Lernen mit Spaß

welpenspielDa holt man sich einen kleinen Hund ins Haus und damit auch jede Menge Verantwortung. Lernen soll er etwas – also ab in die Welpenspielstunde, denn da gilt das Motto: Lernen miteinander und voneinander – aber bitte mit Spaß. Und das macht sehr viel Sinn.

Kommandos spielerisch lernen

Die Welpenspielstunde ist keine Hundeschule im klassischen Sinne, wo es streng auf Kommando geht. Es wird spielerisch gelernt. Der Mensch nutzt dabei die Aktion des Hundes, um ihm ein Kommando beizubringen. Sinnvoll ist es, von Anfang an das gesprochene Kommando auch mit einem Sichtzeichen zu verbinden. Beispiel Ballspiel: Herrchen wirft und der Hund sprintet los. Sobald der Hund losläuft, hört er das Kommando Such und der rechte Arm deutet gestreckt hin zum Ball. Hat der Hund den Ball im Maul und macht sich auf den Rückweg, hört er das Kommando Bring und der Hund wird herangewunken, sobald er zu Herrchen zurückläuft. Kommt er beim Herrn an und lässt den Ball fallen, folgt das Kommando Aus mit auffangbereiter Hand, wenn der Ball herabfällt. Jetzt ist es natürlich Zeit für Ihr begeistertes Lob und ein weiteres Ballspiel als Belohnung. Sie merken: Das Kommando wird nicht vor der Aktion gegeben, sondern während der Aktion. So lernt der Hund schnell, wie der Mensch das nennt, was er gerade tut und er wird später schneller wissen, was von ihm erwartet wird, wenn später das Timing verändert wird und das Kommando bereits vor seiner Aktion erfolgt.

Super ist die Welpenspielstunde auch für das Abruftraining. Nutzen Sie hierzu einen Moment, in dem der Hund abgelenkt ist. Beispiel: Der Hund schnuppert intensiv an einer Stelle und achtet auf nichts anderes. Jetzt rufen Sie seinen Namen und halten sichtbar ein Spielzeug oder ein Leckerli in der Hand. Sobald der Hund zu Ihnen schaut, gehen Sie ein wenig in die Knie, klopfen sich mit beiden Händen auf die Oberschenkel und rufen freudig lockend: Komm! Saust der Hund zu Ihnen, wird er natürlich dolle gelobt und bekommt das gezeigte Leckerli bzw. es wird eine Runde mit dem gezeigten Spielzeug gespielt. Damit lernt der Hund auf seinen Namen zu reagieren und er hat das Abruf-Kommando Komm kennengelernt.

Neue Reize ohne Angst kennenlernen

In der Welpenspielstunde wird der Hund aber auch an neue Reize gewöhnt, damit er nicht bei jeder Situation erschreckt Hilfe sucht, unsicher wird oder gar panisch davon läuft. Zunutze macht der Mensch sich dabei die natürliche Neugier eines jungen Hundes. Beisteuern muss der Mensch Selbstbewusstsein, das dem Hund signalisiert: Kann nicht so schlimm sein, denn mein Mensch fürchtet sich auch nicht. Die Herausforderungen sind aber auch gering für den Zweibeiner – oder fürchten Sie sich vor Flatterbändern, Fahrradklingeln oder steinigem Boden? Sicher nicht, also können Sie den Hund souverän durch die Situation begleiten. Beispiel Flatterband: Am Zaun werden Plastikbänder befestigt, die im Wind flattern. Sie werden mit dem Hund erst mal in großer Entfernung vorbei gehen und dabei immer wieder einen Ball werfen und bringen lassen. So geht das auf und ab im Welpenspiel-Areal und mit jedem Richtungswechsel verringern sie die Distanz zu den Flatterbändern. Übrigens: Ist der Hund von Anfang an auf die Bänder versessen und stürmt drauf zu, dann sparen Sie sich einfach die Auf und Ab-Prozedur. Lassen Sie ihn an die Flatterbänder heran und ermuntern Sie ihn unter den Bändern hindurch zu gehen, indem Sie dort den Ball über den Boden kullern und vom Hund holen lassen.

Weitere Beispiel: Die Fahrradklingel. Hier wird jemand mit dem Rad am Welpenspielgelände vorbei fahren und dezent klingeln. Natürlich wird der Hund in die Richtung des Klingelns sehen. Und dann kommt es darauf an, was er tut – Variante 1: Will er auf das Fahrrad losrennen, könnte das unter realen Bedingungen beim Spaziergang gefährlich werden. Also wird der Hund mit dem bereits erlernten Abruf-Spiel zurückgeholt. Variante 2: Sucht der Hund erschreckt Schutz bei Ihnen, dann werden Sie ihm zeigen, dass keine Gefahr besteht. Sie spazieren Ball werfend an der Klingel vorbei und bringen Ihren Hund so spielerisch dazu, es Ihnen gleich zu tun. Variante 3: Der Hund läuft panisch davon. Also wird noch mal geklingelt und Sie laufen mit Juhu auf die Klingel zu, begrüßen erfreut den Radfahrer und rufen den Hund mit dem Komm-Prozedere zu sich. Eines ist auch logisch: Für jede brave Leistung gibt es ein Lob und eine Belohnung.

Huch, wo ist die Wiese hin?

Aber auch verschiedene Bodenbeschaffenheiten und Hindernisse können kleine Hunde vor Rätsel stellen. Da ist plötzlich keine Wiese mehr, denn der Ball landet im Kieselsteinfeld. Und was macht der Zweibeiner denn da? Er verbuddelt das Spielzeug im Sand – na das muss doch sofort ausgegraben werden. Ein dunkler Tunnel und ich soll da durch? Mit einer Leckerlispur im Tunnel und dem mit einer Belohnung wartenden Menschen am anderen Ende des Tunnels, fällt die Entscheidung gar nicht mehr so schwer.

Lernen ohne Strenge und Tadel

Und was, wenn der Hund eine Übung verweigert? Oberste Regel: Ein strenges Nein oder Pfui ist tabu! Wir sind hier in der Welpenspielstunde und nicht in der strengen Hundeschule. Für Welpen gibt es nur Lob, Spiel und Spaß beim Lernen. Klappt etwas nicht auf Anhieb, wird es mit einem Schulterzucken ignoriert. Stattdessen wird etwas gespielt, das der Hund kennt und ihm ein Erfolgerlebnis beschert. Danach wird wieder die knifflige Übung probiert.

Welpen lernen auch miteinander und voneinander

In der Welpenspielstunde lernen die Hunde auch miteinander und voneinander. Die Hunde schulen dabei ihre Geschicklichkeit, testen ihre Stärken aus, feilen an Fertigkeiten und üben die Kommunikation. Der Mensch sollte nur zuschauen, denn hündisch ist nicht unsere Muttersprache – wohl aber die der Hunde und das Sprachtraining ist ebenso wichtig wie die Welpen-Erfahrung: So weit reichen meine Kräfte, aber der Spielkamerad kann auch stärker sein. Er wird kennenlernen, auf welche Geste welche Antwort erfolgt, was sich ein anderer Hund an Übermut und Frechheit gefallen lässt und was nicht gut ankommt. Bei der Verfolgungsjagd lernt er, wie schnell er ist, falls er mal die Düse machen muss und wie man einen Hund per Richtungswechsel austricksen kann. Deshalb sind bei der Welpenspielstunde die Pausen inklusive Spiel der Welpen miteinander ebenso wichtig wie der spielerische Mensch-Tier-Unterricht. Text/Foto: Marion Friedl

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Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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