Wilderei: Wolf, Luchs und Greifvögel brauchen Hilfe

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Abgeschnittene Luchsbeine, erschossene Wölfe, vergiftete Greifvögel – Wilderei findet nicht nur in fernen Ländern statt, sondern auch direkt vor unserer Haustür. Die Zahlen sind erschreckend, die niedrige Aufklärungsquote ebenfalls. Doch es gibt Ökodetektive und Möglichkeiten, den Tätern das Handwerk zu legen oder es ihnen wenigstens so schwer wie möglich zu machen.

Greifvögel sterben durch Gift und Fallen

In der Sendung Xenius auf Arte spricht Ökodetektiv Wilhelm Holzer vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) in Freising von über 250 Fällen allein in Bayern, bei denen Greifvögel, wie etwa Rotmilan, Bussard und Habicht, ihr Leben lassen mussten. Bevorzugte Tötungsmethoden sind Gift und Schlagfallen.

Getötete und verschwundene Luchse

Jens Schlüter vom Bund Naturschutz BUND (Kreisgruppe Regen) wies in der Sendung auf mindestens acht erwachsene Luchse und einige Jungtiere, die spurlos verschwunden sind. Ein besonders grausamer Fund: Im Mai 2015 wurden im Bayerischen Wald abgeschnittene Beine von zwei Luchsen gefunden.

24 illegal getötete Wölfe

Auch das Berliner Leibniz-Institut für Wildtierforschung kann mit Zahlen dienen: 17 % der tot aufgefundenen Wölfe wurden illegal getötet – sie wurden meist erschossen, vergiftet oder auch absichtlich überfahren. Etwa 400 Wölfe leben in Deutschland – die meisten davon in Ostdeutschland. Traurige Nachricht: Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) meldete im August 2017 den 24. getöteten Wolf in Deutschland.

Kampf gegen illegale Wildtiertötungen

Nicht nur LBV, BUND und NABU engagieren sich im Kampf gegen illegale Wildtiertötungen. Auch der WWF will mit Zahlen und Kampagnen wachrütteln, aufklären, informieren und die Tiere schützen: Laut WWF wurden bis 2016 in Sachsen sieben Wölfe illegfal getötet. Im Bayerischen Wald starben zwischen 2010 und 2016 mindestens fünf Luchse und 14 Tiere sind verschwunden. Bundesweit wurden von 2004 bis 2014 über 1000 Vögel gefangen, verletzt oder getötet. Der WWF weist auch auf eine hohe Dunkelziffer bei illegalen Wildtiertötungen hin.

Nutzen Sie den Wilderei-Notruf des WWF

Ein sehr wichtiges Instrument ist der WWF-Wilderei-Notruf: Unter der Notruf-Nummer 0800 – 10 20 340 können Funde und Beobachtungen (auch anonym) gemeldet werden. Der WWF empfiehlt, die Notrufnummer im Handy zu speichern. Falls z.B. beim Spaziergang, beim Jogging oder beim Ausflug eine verdächtige Beobachtung gemacht wird, kann man dies noch an Ort und Stelle beim WWF-Wilderei-Notruf melden.

Wilderei darf kein Kavaliersdelikt sein

Der WWF tut noch mehr im Kampf gegen die Wilderei in Deutschland: Auf seiner Internetseite betont der WWF, dass Wilderei im politischen und gesellschaftlichen Diskurs als gravierendes, kriminelles Problem erkannt werden muss und nicht länger als Kavaliersdelikt gelten darf. Der WWF „möchte ‚Schweigekartelle‘ aufbrechen, professionelle Strukturen von Wilderern und Artenschmugglern aufdecken und setzt sich dafür ein, dass die Strafverfolgung verbessert wird“, so der WWF auf seiner Homepage. Mit Projekten will der WWF zudem die Akzeptanz gegenüber Wolf und Luchs verbessern.

Fünf-Punkte-Plan gegen Wilderei in Deutschland

In einem Fünf-Punkte-Plan fordert der WWF:

1. Eine Anti-Wilderei-Offensive der Bundesländer mit Mitarbeitern/Stabsstellen in den Landesumweltministerien oder Landeskriminalämtern, die örtlichen Behörden unterstützen und ein handlungsfähiges Netzwerk von erfahrenen Personen, Behörden, Ermittlern und Beobachtern vor Ort bieten.

2. Eine nationale Wildtierbehörde, um Wildtiere zu schützen und zu fördern sowie die Strafverfolgung und Aufklärung zu unterstützen.

3. Bürokratieabbau und klare Strukturen, damit erfolgreiche Ermittlungen möglich sind.

4. Justiz und Polizei sollen zum Thema Artenschutzkriminalität geschult werden.

5. Runde Tische und Infoveranstaltungen für den Dialog von Landnutzern, Tierhaltern, Naturschützern und Politikern sowie Einbindung der Bevölkerung.

Helfen Sie mit, denn die wenigsten Fälle werden aufgeklärt

Es ist höchste Zeit, dass der Wilderei in Deutschland der Riegel vorgeschoben wird. Zwar gibt es bei Wilderei ein Strafmaß von bis zu 5 Jahren Gefängnis, aber die wenigsten Fälle von illegalen Wildtiertötungen werden aufgeklärt – das heißt, dass auch die Täter oft nicht ermittelt und bestraft werden. Ändern können wir das, indem wir nicht wegschauen und einen Verdacht, eine Beobachtung oder einen Fund beim WWF-Wilderei-Notruf 0800 – 10 20 340 melden. Offene Augen und Ohren helfen Wolf, Luchs, Greifvogel und Co.

Achten Sie auf Sicherheit

Achtung: Ihrer Sicherheit zuliebe sollten Sie keine Ermittlungen auf eigene Faust durchführen. Wildtiere sind nun mal Wildtiere und da kann es zu Unfällen kommen – und auch daran muss gedacht werden: Wilderer schießen auch und Sie könnten womöglich in die Schusslinie geraten. Selbst eiserne Fallen sind sehr gefährlich für den Menschen: Wer in die zuschnappende Falle tappt, kann sich schwerste Verletzungen zuziehen. Und: Bitte Finger weg und Kinder fernhalten von toten Tieren, denn sie könnten vergiftet worden sein und das Gift kann auch für den Menschen gefährlich sein. Achten Sie auch auf Ihre Hunde und Katzen, denn Giftköder, vergiftete Tierkörper und Fallen können auch für Haustiere und natürlich auch für andere Wildtiere lebensgefährlich sein.

Wölfen droht auch von Politikern Gefahr

Aus aktuellem Anlass muss man leider sagen, dass insbesondere die Wölfe sogar Schutz vor der Politik bräuchten: Union und SPD wollen nämlich die Tötung von Wölfen zulassen. Zumindest ist das Thema bei den Koalitionsgesprächen für die neue Groko. Ich nenne das einfach mal eine Pfui-Groko. Schämt Euch, Politiker! Text: Marion Friedl / Foto: Ralph Frank (WWF)

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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