Die Wildtierkinder sind wieder unterwegs

eichhoernchenkindKalendarisch hat der Frühling begonnen und im Frühjahr öffnet die Tier-Kinderstube wieder ihre Pforten. Das heißt für Spaziergänger mit Hund: Augen auf und beobachten, was Bello tut und wenn er beispielsweise einem Rehkitz gefährlich werden könnte oder einen Kaninchenbau ausbuddeln will, muss er notfalls an der Leine Gassi gehen.

Auch Katzenbesitzer sollten jetzt aufmerksam sein, denn für Miezen ist ein Jungvogel oder ein Hasenkind eine verlockende Jagdbeute. Ein Katzennetz kann den Freigang der Katze begrenzen und damit Wildtierkinder schützen. Klar, das gefällt Katzen nicht wirklich, aber Wildtierkinder werden schnell groß und dann darf die Katze wieder ihre gewohnten Streifzüge unternehmen. Achtung: Das berühmte Glöckchen am Halsband hilft oft nichts, weil die Tierkinder z.B. mangels Flugfähigkeit noch nicht flüchten können.

Menschengeruch kann das Todesurteil sein

Doch auch der Mensch kann den kleinen Wilden diverse Gefallen tun. Die Wege nicht verlassen, beschert dem tierisch netten Nachwuchs Sicherheit, Ruhe und weniger Ängste. Außerdem sollte der Mensch keinesfalls Wildtiere anfassen: Die Wildtierkinder sind meist nur scheinbar verlassen und hilflos, denn ob Fuchs, Reh, Hase, Kaninchen, Vogel & Co.: Die Mutter ist meist in der Nähe bzw. kehrt zuverlässig zu ihrem Jungspund zurück, um es zu füttern und zu versorgen. Haftet am Tier jedoch Menschengeruch, dann nimmt sie das Tier oft nicht mehr an und damit ist das Todesurteil für das Tierbaby besiegelt. Tipp: Abstand halten und unbemerkt beobachten, ob die Mutter zu ihrem Kleinen zurückkehrt – und das kann Stunden dauern.

Wildtiere dürfen nicht einfach mitgenommen werden

Bleibt das Tierkind dauerhaft allein, weil z.B. das Mini-Eichhörnchen aus dem Nest gepurzelt ist und die Mutter nicht wiederkommt, dann muss geholfen werden. Laut Gesetz dürfen Wildtiere aber nicht einfach mitgenommen werden. Wer ein verwaistes oder verletztes Wildtier findet, sollte dem zuständigen Förster/Jäger Bescheid sagen. Der entscheidet, was mit dem Tier geschieht und wer es versorgen darf.

Schwierige Aufgaben: Handaufzucht und Auswilderung

Eine Handaufzucht ist kein leichtes Spiel: Die Jungtiere haben oft Hunger und das bedeutet fast schlaflose Nächte. Wer ein Jungtier aufzieht, muss die Nahrungsbedürfnisse kennen: Was, wie oft und wieviel frisst das Tier, wo gibt es geeignete Aufzuchtmilch, wann und wie ändert sich altersbedingt die Ernährung – Fragen, die gewissenhaft beantwortet werden müssen, denn andernfalls drohen dem Tierkind gesundheitliche oder tödliche Gefahren. Wer ein Wildtier aufziehen darf, kann sich z.B. beim Tierarzt schlau fragen. Alternative: Das Tier-Findelkind kommt zu Experten in eine Wildtierauffangstation. Das Tierheim ist nicht immer die richtige Anlaufstelle, denn Tierheime nehmen vorrangig Haustiere auf. Bedenken sollte man bei Handaufzuchten auch: Mit dem Großpäppeln ist es nicht getan, denn Wildtierkinder haben Ansprüche an ihre Umgebung und ihre Haltungsbedingungen. Außerdem: Ziel sollte die spätere Auswilderung sein und auch die ist kein leichtes Unterfangen.

Auch im Garten: Rücksicht nehmen auf die kleinen Wilden

Übrigens: Auch im eigenen Garten sind kleine Wildtierkinder unterwegs und es sollte auf Hund und Katze ein wachsames Auge geworfen werden und die Hand nicht zu schnell nach dem Tierkind ausgestreckt werden. In meinem Garten hopsen immer wieder mal kleine Amselkinder herum und versuchen unbeholfen mit ihren Flügeln abzuheben. Auf den ersten Blick sieht das aus, als ob der piepsende Vogel verletzt ist. Das ist er aber nicht, denn – alle Jahre wieder – sitzt auf einem Zweig in der Nähe die Amselmutter und ruft ihr Junges. Irgendwann flattert der Kleine dann hoch und schafft den ersten Kurzstreckenflug zur Mutter – auch weil weder ich noch mein Hund Kimba ihm zu nahe gekommen ist. Text/Foto: Marion Friedl

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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