Copyright: Marion Friedl
Manchmal nervt das tierisch, dass ich mit einer Tierpsychologin zusammen lebe. Wenn man da mal schwindelt, dann kriegt die das sofort raus. Erst letztens wieder: Sie sagt, dass ich mein Plüschtier Knuddel holen soll. Das ist der weiß-braune Hund, der nur faul rum liegt. Auf den hatte ich absolut keinen Bock. Also habe ich mich hingesetzt und mich hinter meinem Kippohr gekratzt. „Erzähl mir nicht, dass es juckt. Typisch Hund: Hinsetzen, durch die Luft schauen und sich kratzen, wenn man nicht mehr weiter weiß. Das ist eine Übersprunghandlung“, sagte die oberschlau zu mir.
Menschen haben für alles einen Namen
Erst dachte ich ja noch: Schwein gehabt, die hat das nicht durchschaut, aber dann kamen mir Zweifel. Sie musste eigentlich mitgekriegt haben, dass ich über nichts drüber gesprungen bin. Was redet die dann von Übersprunghandlung? Die Erklärung kam prompt von Frauchen: „Kimba, ich weiß genau, dass Hunde, die nicht wissen, mwas sie tun sollen, sich kratzen als gäbe es nichts Wichtigeres. Das nennt man Übersprunghandung.“ Aha. Menschen haben aber auch für alles einen Namen.
Warum kratze ich mich wohl hinter dem Kippohr?
Die Sache ging aber noch weiter – und da wollte die mir doch tatsächlich allerhand unterstellen, das auf andere zutrifft, aber niemals auf mich: „Es gibt mehrere Möglichkeiten: Entweder hast Du nicht aufgepasst oder Du kennst das Kommando nicht. Letzteres scheidet aus, weil Du seit Jahren weißt, was Knuddel heißt. Dritte Möglichkeit: Du bist so dusselig, dass Du vergessen hast, welches Deiner vielen Plüschtiere Knuddel heißt.“ Beides wollte ich nicht auf mir sitzen lassen: Ich bin immer aufmerksam und ich bin auf keinen Fall dusselig. Um das klarzustellen, nieste ich einmal missmutig Mpf.
Frauchen zeigte keine Übersprunghandlung bei meinem Mpf-Kommentar, kramte in ihrem Wissens-Schatzkästchen und meinte versöhnlich: „Okay, es gibt noch eine andere Möglichkeit. Du warst abgelenkt und hast das Kommando nicht mitgekriegt.“ Pah! Ich krieg alles mit – das müsste Frauchen eigentlich wissen. Für mich gab es ganz einfach noch einen Grund: Frauchen hat so undeutlich gesprochen, dass ich nicht verstehen konnte, was sie von mir wollte.
Wenn ich will, geht es auch ohne Übersprunghandlung
Und jetzt kam die Kür. Ich blieb sitzen und kratzte mich noch mal hinter meinem Ohr und sah Frauchen dabei – so gut es ging – fragend an. Dann sagte sie erneut: „Bring den Knuddel“ und ich fetzte so was von los, schmiss mit sämtlichen Plüschtieren (und davon habe ich viele) um mich und präsentierte am Ende stolz den Hund Knuddel. „Siehst Du – geht doch“, sagte Frauchen zufrieden und ich dachte nur: Frauchen, kratz Dich jetzt nicht. Du hast vergessen, dass ich für das richtige Kommando mit einem Knuddel-Spiel belohnt werde. Text: Kimba / Foto: Marion Friedl
