Zuwanderer können unser Ökosystem ganz schon durcheinander bringen und auch unseren heimischen Arten gefährlich werden. Nicht selten sind Exoten größer, stärker und gefräßiger. Das vernichtet wichtige Nahrungsressourcen für unsere Arten, verändert deren überlebenswichtigen Biotope und am Ende bleiben die einheimischen Tiere auf der Strecke.
Marienkäfer der rabiaten Art
Einmal saß ein Marienkäfer auf meiner Hand und zwickte mich spürbar. Ich dachte noch: Seit wann machen die so etwas? Und dann sah ich es: Dieser Käfer hatte zwar auch schwarze Punkte, aber er war nicht rot, sondern orange. Es war ein asiatischer Marienkäfer. Und die sind wehrhafter und größer als unsere heimischen Marienkäfer. Dieser Asiate verdrängt die kleinere heimische Art und er ist hungriger. Falls nun ein Gartenbesitzer denkt: Prima, dann frisst er mehr Blattläuse. Ja, aber die Blätter futtert der Zuwanderer gleich mit.
Zuzug auch unter Wasser
Auch bei den Tieren unter Wasser geht es rund. Der Kamberkrebs beispielsweise kommt dem europäischen Flusskrebs in die Quere. Zur Plage wird scheinbar die Chinesische Wollhandkrabbe in Flussmündungen. Die Pazifische Auster erobert das Wattenmeer und verdrängt womöglich die Miesmuschel.
Exoten krempeln vieles um
Flamingos werden am Chiemsee gesichtet, Schnappschildkröten treiben ihr Unwesen im Baggersee, Tigermücken nerven in Brandenburg, Nandus spazieren durch Mecklenburg und fast überall trifft man nordamerikanische Waschbären. Laut WWF gibt es hierzulande etwa 1.150 fremde Tier- und 12.000 fremde Pflanzenarten. Die meisten Arten überleben den Winter nicht und schaffen es nicht, sich fortpflanzen. Dennoch haben sich in Deutschland über 600 eingeschleppte Pflanzen (Neophyten) und über 260 zugewanderte Tiere (Neozoen) angesiedelt. Dadurch steigt die Artenvielfalt, aber die Zuwanderer haben auch negative Folgen.
Täglich schippern 7.000 Arten um die Welt
Doch woher kommen die Tiere? Manche reißen aus Zoos und Privatgehegen aus. Andere sind blinde Passagiere an Schiffen, wie die Dreiecksmuscheln, die mitunter auch Kühlsysteme von Kraftwerken verstopfen. Der WWF schätzt, dass täglich etwa 7.000 Arten in den Ballastwassertanks von Handelsschiffen rund um die Welt schippern.
Ausgesetzt und mitgebracht
Immer wieder werden auch Exoten ausgesetzt, wie etwa Schildkröten, Schlangen und Wellensittiche. Die Waschbären stammen aus Pelztierfarmen: In den 1930er Jahren wurden sie ausgesetzt und sie vermehrten sich stark. Auch der Flugverkehr beschert tierischen Nachschub und damit auch Probleme mit der asiatischen Tigermücke und dem asiatischen Holzbockkäfer,
36 Milliarden Euro Schäden
Schon immer brachten Zuwanderer auch gefahren mit: Im Mittelalter wurde die Wanderratte aus Asien mitsamt Pestfloh eingeschleppt. Die Folge war die Pest in Europa mit Millionen von Toten. Auch in anderen Ländern gab es immense Probleme: Europäer reisten mit Katzen und Ratten auf ihren Schiffen in die Tropen und Subtropen. Diese Tiere löschten dort in der Vogelwelt viele Bodenbrüter aus. Das europäische Kaninchen wurde in Australien zur Plage. Im Schwarzen Meer machte die amerikanische Rippenqualle ganzen Fischbeständen den Garaus und sie wurde auch schon an der Nord- und Ostsee gesichtet. Nicht immer verursachen die Tiere selbst Schäden: Eingeschlepptes Plankton legt Lachsfarmen in Norwegen lahm. Laut WWF entstehen wegen tierischen Weltenbummlern jährlich Schäden von fast 36 Milliarden Euro. Davon bleibt auch die Landwirtschaft nicht verschont, wenn z.B. der westliche Maiswurzelbohrer aktiv wird.
Grauhörnchen und Insekten sind startklar
Doch wer könnte bei uns noch auftauchen? Das amerikanische Grauhörnchen ist bereits in Norditalien angekommen und könnte die Alpen überqueren und zu uns wandern. Dann werden unsere kleineren Eichhörnchen verdrängt und sie schnappen auch fremde Krankheiten auf. Auch verschiedene Insekten sind startklar, zumal der Klimawandel ihnen den Aufenthalt bei uns leichter und attraktiver macht. Text/Foto: Marion Friedl