Der Gibbon ist das Zootier des Jahres 2019. Die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz e.V. (ZGAP) hat diese kleinen Menschenaffen dazu gewählt, denn alle der rund 20 Arten sind bedroht bzw. gefährdet. Eine vorbildliche Kampagne mit starken Mitstreitern soll das Überleben der Gibbons sichern.
In China wurden schon zwei Arten ausgerottet
„In China sind allein in den vergangenen 20 Jahren zwei Arten für immer verschwunden, vom Menschen vollständig ausgerottet“, sagt Dr. Sven Hammer von der ZGAP. „Dieses Schicksal wollen wir den verbleibenden Gibbon-Arten unbedingt ersparen.“ Doch warum ist der Gibbon so in Schwierigkeiten geraten? Die ZGAP nennt diese Ursachen: Wälder werden großflächig zerstört. Gibbon-Mütter werden getötet, damit der Nachwuchs auf dubiosen Heimtiermärkten verkauft werden kann. Gelegentlich wird der Gibbon sogar gegessen.
Eine Kampagne soll den Gibbon retten
Mit der Kampagne „Zootier des Jahres 2019“ soll die Aufmerksamkeit auf die Gibbon-Arten und ihre Probleme gelenkt werden. Ziel ist es, die für den Erhalt koordinierten Zuchtbemühungen der Zoologischen Gärten zu unterstützen. Dazu sammeln die beteiligten Partner Geld, um mit konkreten Maßnahmen zum Erhalt der Gibbons beizutragen. An einem Strang ziehen die ZGAP sowie die Einrichtungen und Mitglieder der deutschen Tierparkgesellschaft e.V., des Verbandes der Zoologischen Gärten e.V. und der Gemeinschaft der Zooförderer e.V. Viktoria Michel ist Projektkoordinatorin der Artenschutzkampagne „Zoootier des Jahres“ und weist darauf hin, dass die gebündelten Kräfte möglichst viel bewirken sollen. „Dazu haben wir zwei Projekte ausgewählt, die mit den gesammelten Mitteln den Schutz der Gibbons noch effektiver durchführen können.“
Laos: Schutz für Weißwangen-Schopfgibbons
Das erste Projekt ist das Schutzgebiet Nakai-Nam Theun in Laos (Südost-Asien). Auf 3500 Quadratkilometern Wald leben dort unter anderem der Nördliche und Südliche Weißwangen-Schopfgibbon. Dort bietet das „Project Anoulak“ Hilfe für seltene Tierarten. 24 ausgebildete Ranger patroullieren durch den Wald, um die Wilderei zu reduzieren. Davon kann auch der Gibbon profitieren.
Zentralvietnam: Lebensraum für Gelbwangen-Schopfgibbons
Das zweite Projekt kommt den etwa 800 bedrohten Nördlichen Gelbwangen-Schopfgibbons (Foto) in Zentralvietnam zugute. Ihr Lebensraum soll großflächig unter Schutz gestellt werden. Zudem sollen zwei Schutzgebiete miteinander verbunden und ein großes, weitgehend unerforschtes Waldgebiet angefügt werden. So soll das Überleben der Gibbons auf 12.00 Hektar Fläche gesichert werden.
Der Gibbon ist ein singender Menschenaffe
Einen Gibbon erkennt man laut ZGAP an weithin hörbaren Gesängen. Damit grenzen die in monogamen Familienstrukturen lebenden Gibbons ihre Reviere im Regenwald ab. Weil der Gibbon nicht gerade groß ist, lange Arme hat und versteckt in den Baumwipfeln lebt, wird er leicht übersehen und von Laien oft nicht als Menschenaffe erkannt. Dabei kann er sich durchaus bei Schimpansen, Gorillas und Co. einordnen – zumal der Gibbon aufrecht gehen kann. Allerdings hält er sich nur selten auf dem Boden auf.
Feinde des Gibbons: Wilderei, Abholzung, Straßenbau, Landwirtschaft
Die Wilderei ist der größte Feind der Gibbons. Steigende Preise für traditionelle chinesische Medizin oder den Heimtierhandel bewirken laut ZGAP eine Intensivierung der Jagd auf seltene Wildtiere. Oft sind die Randgebiete der Lebensräume bereits leergewildert und die Wilderer dringen deshalb immer weiter in die Wälder vor. Der Gibbon gerät aber auch durch Abholzung, Straßenbau und landwirtschaftliche Flächennutzung in Gefahr, denn so werden die natürlichen Lebensräume vernichtet. Zum Verhängnis wird ihnen dabei die Standorttreue: Ihre Bindung an das angestammte Territorium ist so stark, dass die Gibbon-Gruppen trotz der Störungen und Gefahren nicht abwandern. Und das kann ihr Todesurteil sein. Ich drücke für die Gibbons und die Hilfs-Kampagne beide Daumen. Text: Marion Friedl / Foto: obs/Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) Mark Dumont