Ziegen sind clever und witzig

ziege5-mfAuch schon mal blöde Ziege genannt worden? Nehmen Sie es gelassen mit einem Achselzucken hin und unterstellen Sie getrost, dass dieser Mensch keine Ahnung hat. Ich verrate Ihnen etwas: Ziegen sind nicht blöd, sondern ziemlich witzig, clever und gelehrig. Ein Ziegengehege sollte deshalb besonders sicher verschlossen werden, denn so manche Ziege hat schnell raus, wie man einen Riegel öffnen kann und dann geht sie eine Runde spazieren. Und wenn das mit dem Schloss nicht klappen will, bleibt noch der Ziegensprung über den Zaun – und schon steht man mit allen vier Beinen in der verlockenden Freiheit. Besonders einfach gelingt dieses Kunststück, wenn zwischen Ziege und Zaun ein Baumstamm liegt oder eine Kiste bzw. Hütte steht – das kann als Treppchen genutzt werden und den Zaunsprung enorm erleichtern. Apropos Kunststück: Ziegen sind so clever, dass sie auch gut und gerne Kunststücke lernen – allerdings nur, wenn es dafür eine leckere Belohnung gibt, denn ansonsten stellt die Ziege auf stur und macht gar nichts. Tja, sie sind eben manchmal auch zickig.

Ziegen sind gesellig und Böcke sind Draufgänger

Diese Sturheit zeigt: Ziegen wissen, was sie wollen und was nicht. Sie sind sebstbewusst und eigenständig, aber sie sind deshalb keine Einzelgänger. Sie bevorzugen Gesellschaft und leben deshalb in Herden. Am wohlsten fühlen sich Ziegen natürlich unter ihresgleichen, aber sie nehmen es nicht so genau: Pony und Esel sind ihnen auch recht und durch die nahe Verwandtschaft zu den Schafen, kommen sie auch mit denen gut klar. Bleibt noch die Frage: Braucht eine Ziegenherde einen Bock? Nun ja, das ist kein Muss und man sollte sich das auch gut überlegen: Ziegenböcke machen was her, aber sie haben es auch faustdick hinter den Ohren. Sie sind gerne mal eigensinnig, haben ihren Stolz und können auch streitlustig sein. Außerdem stinken sie entsetzlich in der Brunftzeit und sie haben einen ziemlichen Damen-Verschleiß. Ein Bock braucht auch viele Mädels, denn und ein echter Draufgänger beglückt bis zu 20 Ziegen an einem Tag.

Beim Futter und beim Melken wird gemeckert

Aber wenden wir uns lieber einer anderen Lieblingsbeschäftigung der Ziegen zu. Ziegen meckern, was das Zeug hält. Bevorzugt gemeckert wird, wenn es ums Futter oder ums Melken geht. Ziegen brauchen keine Armbanduhr, um zu wissen, wann gefüttert oder gemolken wird. Und wehe, der Mensch steht nicht pünktlich auf der Matte: Dann geht das Gemecker so richtig los. Gut beraten ist der Ziegenhalter also, wenn er dafür sorgt, dass die Tiere immer Wasser, Stroh und Heu haben. Auf dem natürlichen Speiseplan stehen Gras, Blätter, Kräuter und sogar Disteln. Achtung: Ziegen mopsen sich auch gerne Dinge, wie Hundefutter oder sogar zum Trocknen aufgehängte Wäschestücke – man gönnt sich halt immer gerne ein Späßchen. Leckere Zugaben können Mineral- und Kraftfutter sowie ein Salzleckstein sein und bei längerem Schlechtwetter-Stubenarrest muss zusätzlich zum trockenen Heu Grün- und Saftfutter zur Verfügung stehen. Pro Jahr mampft eine Ziege bis zu 500 Kilo Heu weg. Gemolken wird einmal täglich und das meist abends, aber wenn eine Ziege Nachwuchs bekommen hat, muss ihr bis zu drei mal am Tag Milch abgezapft werden. Eine Ziege rückt meist 700 bis 1200 Liter Milch pro Jahr raus.

Ziegen haben ihre Ansprüche

Wer sich Ziegen zulegen möchte, hat die Wahl zwischen putzigen Zwergziegen und größeren Ziegenrassen. Mit einer Ziege geht man übrigens eine Langzeitbeziehung ein, denn sie können bis zu 15 Jahre alt werden. Deshalb sollte das Motto schon lauten: Drum prüfe, wer sich lange bindet. Die Chemie muss stimmen und dann klappt es auch mit der Mensch-Ziege-Beziehung. Da Ziegen Herdentiere sind, bleibt es auch nicht bei einem Tier, sondern es ziehen mehrere Tiere ein. Und dafür braucht man Platz. Weide und Stall sind ein Muss. Ziegen treiben sich gerne draußen rum, aber wegen ihrem dünnen Fell ohne Unterwolle haben sie es auch gerne warm und trocken. Bei Regen und Kälte hängen sie ausdauernd im Stall ab. Deshalb sollte der Stall so gebaut sein, dass Ziegen Bewegungsfreieit haben und auch mal auf Distanz zu einem anderen Tier gehen können. Der Stall sollte aber auch so sicher und stabil sein, dass er der Kletterleidenschaft der Ziegen stand hält. Logisch: Sauber sollte es im Stall sein und Ziegen haben absolut nichts gegen Licht und Helligkeit. So richtig wohl fühlen sie sich im kuschelig-warmen Stroh und deshalb kommt schon mal ein Jahresverbrauch von etw 500 Kilo Stroh pro Ziege zusammen.

Gesunde Tiere brauchen Pflege und Vorsorge

Stimmen Ernährung und Haltung, dann stimmen auch die Voraussetzungen dafür, dass die Ziege gesund und munter bleibt. Aber es kommt auch auf die Pflege und Gesundheitsvorsorge an, wie etwa Klauenpflege, Parasitenbekämpfung, Fellpflege, Zahnkontrolle, Impfungen gegen Wundstarrkrampf und Breinieren (bakterilell verursachte, tödliche Krankheit mit Lähmungen, Durchfall). Ziegen können bei zu nassem Futter und zu viel Klee Blähungen bekommen. Geplatzte Äderchen und zu ungestüm säugende Lämmer können Blut in der Milch verursachen. Rabiate Lämmer oder auch mangelhaftes Melken und unsaubere Einstreu sind Ursachen für eine Euterentzündung. Durchfall tritt auf bei Wurmbefall, Futterumstellung oder Vergiftung, weil zum Beispiel an Eisenhut oder Hahnenfuß genascht wurde. Lahmen Schafe, kann das einfach an einem Dorn oder Steinchen im Klauenspalt liegen, aber auch an der bakteriell bedingten Moderhinke, die Desinfektion, Tierarztbehandlung und Quarantäne nötig macht. Ziegen können sich übrigens auch einen Sonnenbrand einfangen; besonders gefährdet sind Tiere kurz nach dem Scheren.

Ziegen machen Arbeit und Freude

Dennoch: Ziegen sind eigentlich recht robuste Tiere, wenn die Haltungsbedingungen stimmen. Und sie bereiten nicht nur Arbeit, sondern auch Freude. Als Dankeschön gibt es gesunde und leicht verdauliche Ziegenmilch, aus der auch Käse und Joghurt hergestellt werden kann. Ziegenmilch ist eine gute Alernative für Menschen, die allergisch auf Kuhmilch reagieren. Und dafür kann man sich bei der Ziege gerne mit Streicheleinheiten, Leckerli und Beschäftigung bedanken. Text/Foto: Marion Friedl

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Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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