Wenn Mieze weint: Trauer um den Katzenfreund

katze-mfKatzen können trauern. Die Trauer um den Katzenfreund kann mit der Zeit vergehen, aber sie kann auch ernste Folgen haben, wie etwa Apathie, Resignation und Selbstaufgabe, die längerfristig zu Krankheit und sogar Tod führen kann. Wenn Mieze weint, weil beispielsweise der Katzenpartner gestorben ist, dann will der Mensch ihr die Trauer erleichtern oder gar nehmen. Nicht selten greift der Zweibeiner dann zur scheinbar naheliegenden Lösung: Eine neue Zweitkatze muss her. Ich warne jedoch vor einem Schnellschuss, denn die trauernde Katze könnte überfordert sein, aggressiv auf das neue Tier reagieren und dann muss der Neuzugang wieder zurück – und landet manchmal sogar im Tierheim.

Attacken gegen den Neuzugang

Ein Katzenpartner kann nicht einfach ersetzt werden. Da sind Gefühle, Vertrauthet, Gemeinsamkeiten, Erinnerungen im Spiel. Eine neue Katze wird ganz anders sein als der geliebte Katzenpartner. Und der Neuzugang muss sich auch erst zurecht finden in der neuen Wohnung, im Miteinander mit dem Menschen und natürlich auch im WG-Leben mit der trauernden Katze. Und die wird es dem Neuling womöglich schwer machen. Will das neue Tier die Wohnung erkunden, wird er eingeschüchtert und verjagt. Die Altkatze wehrt eine Kontaktaufnahme ebenso ab wie eine Spielaufforderung. Beim Fressen taucht urplötzlich Futterneid auf. Es wird um die Zuneigung des Besitzers gebuhlt. Der neue Mitbewohner wird vom Katzenklo vertrieben. Kommt er zu nahe, fängt sich der Neue einen Pfotenhieb ein. Kreuzen sich die Wege zufällig, handelt sich der Neue Drohungen, Angriffe, Überfälle oder ähnliches ein. Sie sehen: Da kann es mitunter arg zur Sache gehen. Und wer ist schuld? Nein, nicht die überreagierende, trauernde Katze. Auch nicht der gemobbte Neuzugang. Schuld ist die Verlusttrauer und auch der Mensch, der zu schnell einen neuen Katzenpartner ins Haus geholt hat.

Die Chemie muss stimmen

Generell muss bei einer Vergesellschaftung die Chemie zwischen den Katzen passen und Sie sollten sich keinen Einzelgänger einhandeln. Ganz besonders gilt das bei einem Trauerfall und vielleicht können Sie ja mal einen Testlauf machen: Das neue Tier macht einen Wochenendbesuch bei Ihnen. Klappt alles, darf der Neuzugang bleiben. Klappt es nicht, muss die neue Katze wieder zurückgebracht werden. Sehen Sie sich nach einer Katze um, die einen ähnlichen Charakter hat, wie die verstorbene Katze. Beispiel: War die verstorbene Katze zum Beispiel lustig und frech, sollte es die Neue auch sein. Bedenken Sie auch: Es ist ganz normal, dass Katzen ihre Rangordnung festlegen. Trauer hin oder her – Ihre Katze wird auf ihre älteren Rechte pochen und das dem Neuzugang auch mitteilen oder es ihn auch spüren lassen. Mischen Sie sich nicht zu früh ein, sondern nur im Notfall. Je eher die Tiere ihre Fronten selbst geklärt haben, umso eher bestehen Chancen auf Frieden. Ihr Beitrag besteht vor allem darin, die Aufsicht zu führen und keines der Tiere zu bevorzugen – denn so beugen Sie Eifersuchtsattacken vor.

Kitten können alte Katzen auch nerven

Ob erwachsene Katze oder Katzenbaby – das ist pauschal nicht zu beantworten. Kitten könnten mit so einer trauernden Katze und ihren Reaktionen überfordert sein, aber sie könnten – gerade bei weiblichen Katzen – auch den Mutterinstinkt wecken. Ist die trauernde Katze schon betagt, wird es ohnehin schwer, sie an einen neuen Partner zu gewöhnen und die Trauer macht dies nochmal schwieriger. Quietschlebendige und zu jedem Schabernack aufgelegte Kitten können alte Katzen auch gehörig nerven. Ihre kindlichen Merkmale, die sie oft vor Attacken schützen, verlieren Katzen übrigens ab etwa dem sechsten Lebensmonat mehr und mehr.

Es kommt auch auf das Geschlecht an

Orientieren Sie sich bei der Frage Katze oder Kater auch am Geschlecht des verstorbenen Katzenpartners. Das ist keine Garantie für eine erfolgreiche Zusammenführung, aber die Chancen stehen etwas besser. Prinzipiell kommen weibliche Tiere meist gut miteinander aus und auch Katze und Kater können miteinander klar kommen, wenn der Kater kein unterdrückender Macho ist. Kater und Kater ist schon schwieriger, denn da kann es zu rivalisierenden Kämpfen kommen.

Trauer braucht Zeit und Hilfe

Denken Sie aber immer daran: Trauer braucht Zeit. Diese Zeit sollten Sie Ihrer Katze gönnen. Die Trauer um den Katzenfreund kann Tage, Wochen oder Monate sein. Vor allem anfangs wird sie rufen und suchen. Wenn der Katzenpartner nicht kommt, wird sie sich traurig zurückziehen. Sie wirkt dann einsam, verschlossen, desinteressiert und ist nur schwer abzulenken. Jetzt sollten Sie die Katze nicht trösten, mitleidig streicheln, betütteln oder mit Dauerkuscheln beruhigen. Sie sollten die Katze lieber aus der Trauer heraus reißen. Am besten klappt das mit dem Festhalten am ganz normalen Tagesablauf: Verhalten Sie sich so wie immer und erledigen Sie Ihre Aufgaben wie immer. Kochen, waschen, bügeln, Job, Einkauf, Besuch, Fernsehabend – alles läuft im gewohnten Timing und im gewohnten Prozedere ab. Das ist nicht herzlos und es mag Ihnen vielleicht schwer fallen, weil auch Sie die zweite Katze vermissen – aber Sie helfen damit Ihrer trauernden Katze und erleichtern ihr den Tag. Halten Sie auch an den festen Zeiten der Mensch-Katzen-Beschäftigung fest, aber überraschen Sie Ihre trauernde Katzen mit neuen Reizen. Bringen Sie ein neues Spielzeug mit, das Sie gemeinsam ausprobieren. Locken Sie sie mit fremden Düften und Objekten aus der Reserve (z.B. Baumstamm als Klettermöglichkeit, Moos als Mitbringsel vom Spaziergang, duftender Bananen-Karton aus dem Supermarkt). All das lenkt sie von der Trauer um den Katzenfreund ab. In schweren Fällen der Trauer kann der Tierarzt medikamentös helfen und manchmal können auch Bach-Blüten schon die Stimmung etwas aufhellen.

Beseitigen Sie alte Erinnerungen

Eine wichtige Maßnahme gegen die Trauer ist übrigens auch die Beseitigung von Erinnerungen. Das klingt auch herzlos, ist aber hilfreich: Ob Kissen, Decke, Napf, Lieblingsspielzeug – die Habseligkeiten der verstorbenen Katze werden entsorgt. Das reduziert den erinnernden Geruch des einstigen Katzenpartners. Bei Dingen, die nicht ausgemistet werden können, gilt: Putzen Sie die Wohnung gründlich durch, waschen Sie das eine oder andere Teil, das von beiden Katzen benutzt wurde. Text/Foto: Marion Friedl

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*