Wenn ein Strauß Gas gibt, braucht er Platz

straussIn Kenia habe ich die Strauße in freier Natur gesehen und eines war mir sofort klar: Wenn ein Strauß mal Gas gibt, dann braucht er nur eins: Platz, Platz und noch mal Platz. Bis zu 70 km/h schaffen diese großen Laufvögel und in freier Natur müssen sie sich natürlich ihr Futter suchen – und um an die richtigen Häppchen zu komen, legen sie schon mal 20 Kilometer zurück. Zwar ist der Strauß kein Feigling und obendrein recht wehrhaft, aber als Fluchttier geht er gewöhnlich Schwierigkeiten lieber aus dem Weg und dafür muss er – man ahnt es schon – ebenfalls Gas geben und durchstarten.

Zum Leben in Gehegen und Ställen verdonnert

Seit den 1990er Jahren trifft man die Strauße auch hierzulande an. Allerdings sind sie zu einem Leben im Gehege verdonnert und es mangelt an Freiraum für den Bewegungsdrang. Zusätzlicher Stress entsteht, wenn Tiere eingefangen und aus der Gruppe entfernt werden. Auch in Afrika können die Temperaturen mal unter Null Grad fallen und für kalte Nächte sorgen. Doch der Frost-Spuk ist dort schnell vorbei, während bei uns die Winter lang und eisig sind. Ja, es gibt warme Ställe, aber drin mangelt es an Beschäftigung, Auslauf, Reizen und Platz. Die Folge sind laut Deutschem Tierschutzbund Verhaltensstörungen, bei denen sich die Strauße gegenseitig die Federn ausreißen und sich verwunden. Das angeborene Fluchtverhalten bleibt im Stall natürlich auch auf der Strecke. Hinzu kommt, dass die Knochen leiden, denn es mangelt im Stall nicht nur an Bewegung, sondern auch an Sonnenlicht. Der Ammoniakgeruch im Stall schädigt laut Tierschutzbund zudem die Atemorgane und Augen der Tiere. Der Tierschutzbund beklagt zudem eine hohe Sterblichkeitsrate bei den Jungvögeln: Etwa 30 % sterben bei der Aufzucht.

Der Tierschutzbund lehnt Straußenhaltung ab

All das führt beim Deutschen Tierschutzbund zum Fazit: „Eine tierschutzgerechte Straußenhaltung in Deutschland ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt und unter den gegebenen Bedingungen nicht möglich.“ Der Tierschutzbund lehnt die Haltung von Wildtieren als Nutztiere ab und schließt dabei die Strauße mit ein. Zudem befürchtet der Deutsche Tierschutzbund, dass bei ansteigender Nachfrage nach Straußenfleisch immer mehr Strauße gehalten werden könnten und diese Intensivierung könnte sich „negativ auf die Haltungsbedingungen und das Wohlbefinden der Tiere auswirken“.

Strauße gehören in die Freiheit und in ihre Heimat

Ich persönlich denke einfach nur zurück an Kenia und sehe diese großartigen Tiere vor meinem Auge. Und diese Erinnerung sagt mir: Genau da gehört Vogel Strauß hin – in die Freiheit und in seine natürliche Heimat. Text/Foto: Marion Friedl

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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