Warum strengt sich mein Hund nur so an und hebt das Bein so hoch wie möglich? Diese Frage stellen sich Besitzer von Rüden häufig. Die Antwort ist einfach: Angeber pinkeln so hoch wie möglich, um für andere Hunde die Botschaft zu hinterlassen, dass er ein Riesentier ist. Alles nur Fake – aber so sind Macho-Rüden nun mal und die nachfolgenden Schnüffelhunde fallen auf die Nummer rein und denken sich beim Schnuppern an der Pinkelstelle: Mann, ist der Typ groß, der hier lang gegangen ist. Und glauben Sie mir: Das kann kleine Hundehelden tierisch beeindrucken.
Revierverhalten und Brautschau
Dieses „so hoch wie möglich pinkeln“, hat natürlich Gründe: Zum einen wird mitgeteilt, dass hier ein starker, großer Rüde ist, dem man sein Revier besser nicht streitig machen sollte, denn das Risiko ist groß, dass man dabei den Kürzeren zieht. Zum anderen kann man mit einer hohen Pinkelbotschaft auch die holde Weiblichkeit beeindrucken, denn wenn die mal auf Männerfang ist, dann wird nach dem fittesten und stärksten Kerl Ausschau gehalten, der sich durchsetzen kann, erfolgreich ist und die besten Gene weitergeben kann.
Beim Menschen ist das fast genauso
Wenn man das Ganze mit Humor betrachtet, könnte man fast sagen: Beim Menschen ist das auch nicht anders. Nein, ich rede jetzt nicht von zweibeinigen Wildpinklern, die ebenfalls gerne Bäume, Sträucher und Hausecken benutzen. Männer imponieren nicht mit dem höchsten Pinkelbogen, aber mit dem dicken Auto, dem tollsten Haus und dem besten Job. Und wohin schauen Frauen gerne: Auf die Muckis der Herren und so nebenbei vielleicht auch auf seine Geldbörse. Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel, aber als wir noch zu den Neandertalern gehörten, da war es schon wichtig, dass der Mann wehrhaft war, seine Familie beschützte und als erfolgreicher Jäger genug Essen heim brachte.
Da wird ein kleiner Yorkie zum riesigen Dackel
Die Zeiten haben sich freilich geändert und die Frauen können heutzutage gut für sich selbst sorgen, aber was ist einzuwenden gegen die starke Schulter? Nichts – und so ähnlich denken wohl auch die Hundedamen und die Hundeherren spielen dieses Spiel gerne mit. Zumal es ja auch das eigene Ego streichelt, wenn man so hoch pinkeln kann wie kein anderer. Da kann dann sogar der kleine Yorkie über sich hinauswachsen und zum riesigen Dackel werden, wenn man ihn nur hoch genug pinkeln lässt. Aber niemals wird aus einem Bernhardiner-Rüden ein Beagle – ja, wo käme man da denn hin. Text/Foto: Marion Friedl