Das war doch mal wirklich ein schöner, goldener Herbst mit sommerlichen Temperaturen im Oktober. Zwar geht es bald mit den Temperaturen bergab, aber deswegen wird es noch nicht klirrend kalt. Die Tierwelt freut sich über mildes Wetter – auch der Igel, denn der hat diesmal wirklich viel Zeit, um sich ein Fettposter für den Winterschlaf anzufuttern.
Sommer ohne Ende – wird der Winterschlaf verpasst?
Warmer Januar, kalter Februar, Frühjahr ausgefallen und von März bis September Sommer mit Hitze, Dürre und allem Drum und Dran. Im Oktober waren es wieder über 20 Grad und fast wäre an der 30 Grad-Marke gekratzt worden. Da könnte doch so ein stacheliger kleiner Kerl mal aus dem Tritt kommen. Doch Martin Hänsel, stellvertretender Geschäftsführer des Bund Naturschutz München (BUND), sagt: „Der angekündigte Temperatursturz in den nächsten Tagen ist das Signal zum Endspurt für die Igel auf dem Weg in den Winterschlaf.“
Fettpolster und gedrosselte Temperatur
Igel spüren das Ende des Herbstes und wissen genau, wann sie sich einigeln müssen. Futtermangel, kürzer werdende Tage, sinkende Temperaturen, ein sich ändernder Luftdruck – all das sind Zeichen dafür, dass es Zeit wird, sich ein Plätzchen für den Winterschlaf zu suchen. Prima, wenn das Fettpolster dick genug ist, denn im Winterquartier kann ein Igel bis zu einem halben Jahr ohne Nahrung auskommen. In dieser Zeit verlieren sie 20 bis 30 % ihres Körpergewichtes. Damit der Igel gut durchschläft und möglichst wenig Energie verbraucht, drosselt er seine Körpertemperatur von etwa 36 Grad auf sage und schreibe nur 5 Grad ab.
Geschlafen wird im Laubhaufen oder Igelhaus
Wildtiere haben eben tolle Wintertricks drauf und weil der Igel da locker mithalten kann, ist er auch im Winter am besten draußen aufgehoben – vorausgesetzt, er ist gesund und gut ernährt. Trotzdem freut sich der niedliche Gartenfreund, wenn ihm ein wenig unter die Stacheln gegriffen wird. Ein Laubhaufen in einer windstillen, ruhigen Ecke (z.B. unter einer schützenden, dichten Hecke) wird gerne als sicheres Winterbett genutzt. Alternativen: Den Laubhaufen unter einer Veranda oder in einer Lücke im überdachten Holzvorratslager anlegen. Es gibt aber auch Igelhäuser im Fachhandel zu kaufen: Darin kann das Tier kuschelig gebettet und sicher vor Fressfeinden schlafen.
Igel in Not brauchen gute Pflege
Nur wer weniger als 400 Gramm wiegt, verletzt ist oder ein noch blinder und tauber Säugling außerhalb des Nestes ist – der darf beim Menschen einziehen. Tipps für die Igelpflege gibt Martin Hänsel: „Der Igel sollte auf Verletzungen untersucht werden. Unterkühlte Tiere, deren Bauchseite kälter ist als die eigene Handinnenfläche, kann man auf eine mit einem Frottierhandtuch umwickelte Wärmflasche in einem zugedeckten Karton setzen. Wenn möglich sollte der Igel von Fliegeneiern und/oder -maden, Flöhen und Zecken befreit werden.“ Für Fliegen und Zecken gibt es Pinzetten und bei Flöhen bietet sich ein spezieller Flohspray an. Auch Hausgäste brauchen übrigens ein Winterquartier im kühlen Raum (z.B. Laubkiste im Keller).
Das falsche Futter kann tödlich sein
Beim Füttern gibt es Tabus, denn Milch und Obst vertragen Igel nicht. Durchfall oder auch ein Magen voll unverdautem Obst und damit ein drohender Hungertod sind die Folgen. Bessere Futterangebote sind: Ein Mix aus Hunde- und Katzenfutter mit Huhn, Haferflocken, Sonnenblumenkerne, Erdnussbruch, angebratenes Hackfleisch (mager und ungewürzt), hartgekochtes Ei oder Rührei, etwas Futterkalk aus dem Zooladen. Text/Foto: Marion Friedl