Trächtigkeit: Timing ist alles

Copyright: Marion Friedl

Im Herbst und Frühjahr haben Welpen Hochsaison. Doch was passiert während der Trächtigkeit? Eines ist klar: Timing ist alles, denn alles hat seine Zeit.

Der Rüde bleibt beim Deckakt hängen

Vor der Trächtigkeit ist – na klar – Liebe angesagt. Nun ja, der Deckakt ist durchaus  spektakulär: Der Rüde kann die Läufigkeit riechen und dann springt er auf die  Herzensdame seiner Wahl und gibt sein bestes. Und das kann dauern. Ziemlich lang dauern. Der Rüde bleibt nämlich beim Deckakt hängen und steckt sprichwörtlich fest.   Penis und Scheide schwellen nämlich derart an, dass sie nicht so schnell voneinander los kommen. Da hilft nur warten bis alles wieder abschwillt. Auf keinen Fall dürfen die Liebenden gewaltsam getrennt werden, denn dabei könnte der Penisknochen brechen und die Hündin kann dabei ebenfalls verletzt werden.

Nach acht Tagen: Hurra, ein Embryo!

Nach dem Deckakt wandern die Spermien zu den Eizellen und es folgt die  Befruchtung. Es vergehen etwa acht Tage bis sich ein Embryo entwickelt. Von nun an wird er stetig wachsen. Aber so richtig rasant ist das erst mal nicht, denn nach 14 Tagen Trächtigkeit bringt es der Embryo auf nur 1 winzigen Millimeter. Nun ja, alles braucht halt seine Zeit. Bis ungefähr zum 14. Trächtigkeitstag klagt die Hundemama über morgendliche Übelkeit. Grund: Die Hormone stellen sich um. Ab dem 16. Tag geht es dann beim Embryo voran: Die Organe bilden sich, der Winzling bekommt einen Kopf und eine Körperstatur. Nach und nach entwickeln sich auch die Wirbelsäule und das Nervensystem.

Der erste Herzschlag

Stillstand kennt das neue Leben auch zwischen dem 19. und 28. Tag nicht. In dieser Zeit nistet sich der Embryo gemütlich in der Gebärmutter ein, die Plazenta (Mutterkuchen) bildet sich und der Embryo zeigt hörbar, was in ihm steckt: Sein herz schlägt das erste Mal. Nun gibt der Kleine aber richtig Gas, denn es ist noch viel zu tun: Schließlich kann man nicht ohne Magen, Rücken, Pfoten, Zähne, Augen, Nase und Ohren auf die Welt kommen. All das und mehr entwickelt sich ab sofort.

Ein Zwerg mit Krallen und Fell

Ist diese wichtige Entwicklungsphase erfolgreich voran gegangen, wird an den Extras gearbeitet. Von Tag 29 bis Tag 34 bekommt der Zwerg Zehen, Krallen und Tasthaare an der Schnauze. Er sieht schon wie ein Mini-Hund aus und jetzt kann man auch erkennen, ob es mal ein Rüde oder eine Hündin wird. Aber was wäre ein Hund ohne Fell? Das geht ja gar nicht. Also legt sich das Hundebaby vom 35. bis 41. Tag ein schickes Outfit zu. Der Kleine ist nun übrigens gut 6 Zentimeter groß. Naja, Zwerge fangen eben klein an…

Der Nachwuchs hechelt und die Mutter mampft

Nun liegt ein beachtliches Programm hinter dem Kleinen und man kann ihn bereits ertasten. Das bedeutet: Langsam wird es eng und warm bei Muttern daheim, zumal der kleine Kerl ja nicht allein ist, sondern in der Regel mehrere Geschwister hat. Deshalb geht ab dem 42.Tag das große Hecheln im Hundebauch los, damit es nicht zu heiß wird.

Für die Hundemutter ist das ein mahnendes Signal: Sie sollte sich schon mal mit der Wurfkiste vertraut machen. Äußerlich sieht man der werdenden Mama an, was bald kommt: Ihr Bauch wird größer und das Gesäuge dicker. Und: Die Hündin hat jetzt richtig Kohldampf und mampft gerne und viel. Sie sollte vorzugsweise ein Spezialfutter für trächtige Tiere bekommen. Es liefert ihr genau das, was sie braucht. Und das ist eine Menge. Schließlich investiert sie viel Energie und Kraft in ihre Trächtigkeit, damit der Nachwuchs munter und gesund weiter wachsen kann. Zwischen dem 50. und 55. Tag muss ein Welpe mindestens 12 Zentimeter groß sein.

Die Welpen machen sich startklar

Alle Organe sind ab dem 56. bis 59. Tag der Trächtigkeit fertig ausgebildet und der Kleine hat noch mal vier Zentimeter zugelegt. Jetzt misst er stolze 16 Zentimeter und könnte eigentlich schon das Licht der Welt erblicken. Aber nein – hetzen lässt er sich nicht. Schließlich ist es gemütlich und sicher in Mamas Bauch. Meistens überlegt er  bis zum 63. Tag, ob er seine Hundenase raus strecken will. Ist es ein kleiner Wurf, kann es sogar bis zum 68. Tag dauern und erst dann beschließt der Welpe, die Welt zu erobern.

Die Geburt steht bevor

Aber steht der Entschluss erst mal fest, dann geht es los: De Hundemutter wird unruhig, ihre Milchleist ist geschwollen und beim Gesäuge fallen die Haare aus, damit an der Milchbar auch ja kein Gestrüpp im Weg ist. Inzwischen ist es drinnen verflixt eng und das drückt auf die Blase. Deshalb muss die werdende Mutter öfter raus zum Pinkeln. Der Hunger hat auch nachgelassen. Sie frisst nur noch kleine Häppchen, weil für mehr nicht Platz ist. Außerdem sucht sie eine sicherer, ruhige Höhle – und das sollte die Wurfkiste sein, die mit weichen Decken bequem gepolstert werden kann.

Die Hundemama begrüßt ihren Nachwuchs

Etwa einen Tag vor der Geburt sinkt die Körpertemperatur der Hündin auf unter 37 Grad. Nun frisst sie gar nichts mehr und es folgen die Wehen. Die Hündin wird  gegen den Schmerz anhecheln, unruhig scharren, Fruchtwasser ablassen und dann geht die Geburt los. Nach und nach rutschen die Welpen durch den Geburtskanal und purzeln heraus in die spannende, neue Welt. Dort werden sie von der Hundemama standesgemäß begrüßt: Sie zerbeißt die Fruchtblase, leckt den Welpen trocken und massiert ihn gleichzeitig mit der Zunge. Das regt den Kreislauf und die Atmung an.

Je nach Wurfgröße dauert es bis zu fünf Stunden, aber dann haben alle Welpen den Weg nach draußen gefunden. Es schadet aber gar nicht, wenn man die Hündin vorsichtshalber abtastet, ob sich womöglich ein Drückeberger versteckt oder eine Schlafmütze die Geburt verpennt hat. Ist die Rasselbande komplett und die Mutter wohlauf, dann haben die Welpen nur eines im Sinn: Party! Sie zapfen sofort ihre Drinks an der Milchbar und danach wird geschlafen und ganz sicher von etwas Aufregendem geträumt. Text/Foto: Marion Friedl

 

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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