Ich bin’s mal wieder, Euer Kimba. Heute bin ich sehr nachdenklich und traurig, denn heute ist Internationaler Tag der bemannten Raumfahrt und in Russland gibt es den Tag der Kosmonauten, mit dem an den ersten Allflug von Juri Gagarin am 12.4.1961 gedacht wird. Ich aber denke an Laika, die arme Hündin, die 1957 für die Sowjetunion ins All flog und im Erdorbit gestorben ist. Schon deshalb sage ich: Ein Flug ins Weltall – nicht mit mir!
Tiere wollen nicht ins All fliegen
Sollen die Menschen dort rumgurken, wenn es ihnen Spaß macht, aber sie sollen das bitte ohne uns Tiere machen. Hätten sie Laika oder auch die anderen Weltraum-Tiere nach ihr gefragt: Ich glaube nicht, dass einer davon Ja zum Weltraumflug gesagt hätte. Ich heiße Kimba – das ist Suaheli und bedeutet: Der Läufer. Und wie es sich für einen Läufer gehört, will ich mit allen vier Beinen auf der Erde bleiben und ich will nicht fliegen, sondern laufen, laufen, laufen…
Lieber eine Weltkarriere via Internet
Man könnte sich doch wirklich einen schöneren Ort zum Sterben vorstellen als den Erdorbit. Daheim, in den Armen des geliebten Menschen. Oder auf einer grünen Wiese. Oder im kuscheligen Hundebett. Klar, mit solchen Gedanken kriege ich nie ein Denkmal. Laika hat zwei bekommen: Eins in Moskau vor dem Institut für Militärmedizin und eins auf Kreta im Museum des Homo Sapiens. Ihr Bild war auch auf Briefmarken zu sehen. Aber will man diese Berühmtheit? Ich nicht, ich sehe mich lieber auf Fotos im Tierblog. Das ist ungefährlich und wenn’s gut läuft, reist mein Foto um die ganze Welt, die übrigens rund ist und wir fallen trotzdem nicht runter – ist ja schon das ein tolles Abenteuer, oder?
Marsmännchen müssen zu mir reisen und nicht ich zu ihnen
Dass mein Foto nicht bis zum Mars oder zum Mond reist, ist mir egal: Wenn mich die grünen Marsmännchen sehen wollen, dann müssen sie halt mit ihren fliegenden Untertassen auf unsere Erde kommen. Aber nach der Landung: Finger weg von mir, ich bin kein Versuchshund und ich gehöre nicht ins All. Wäre das so, dann hätte mich Gott nicht als Erdling geschaffen.
Arme Laika – so etwas tut man nicht!
Die arme Laika ist angeblich an Stress gestorben und weil ihr bei 40 Grad in der Weltraumkapsel zu heiß wurde. Ich frage mich: Musste das wirklich sein? Gut, 1957 wusste niemand, ob ein Lebewesen in der Schwerelosigkeit überleben kann. Mit Laika wollte man das herausfinden. Ging ja wohl gründlich daneben. Aber statt dass die Menschen daraus gelernt haben, schickten sie später weitere Hunde, Mäuse, Ratten und einen Schimpansen ins All. Einige kamen lebendig zurück, aber trotzdem: So etwas macht man nicht mit wehrlosen Tieren! Also ehrlich: 1957 hat es mich noch nicht gegeben (Frauchen auch nicht und die ist alt) und trotzdem kann ich mich darüber aufregen.
Pinkelt sich ein Hund in der Schwerelosigkeit nass?
Allein, wenn ich daran denke, kommen da Fragen bei mir auf: Pinkle ich mich in der Schwerelosigkeit nass? Fliegt der gefüllte Futternapf an mir vorbei und ich kriege keinen Happs ab? Werde ich festgebunden oder schwebe ich in der Raumkapsel herum? Fragen, die Menschen natürlich beantworten können: Hunde bekommen ein Korsett und einen Beutel, damit sie da hineinkoten. Statt Fleisch oder Knabberlis gibt es eine Paste zu futtern. Die Hunde werden fixiert und vorher müssen sie in verdammt engen Käfigen trainieren. Und am Körper kleben Sensoren, damit die Menschen wissen, wie es dem Hund geht. Jetzt frage ich mich und Sie: Ist das schön für einen Hund? Nein! Wie soll’s ihm schon gehen? Beschissen – sorry, aber ist doch wahr und das weiß ich ganz ohne Sensoren.
Was, wenn mich Frauchen zum Mond schießt?
Manchmal habe ich Angst, dass ich doch ins Weltall geschickt werde. Zum Beispiel wenn Frauchen sagt: Ich könnte Dich zum Mond schießen. Okay, das sagt sie, wenn ich sie nerve und ich reiße mich dann ganz schnell zusammen, damit sie keinen Blödsinn macht. Stattdessen könnte man doch Menschen, die Tiere quälen zum Mars befördern und schauen, wie lange die da oben überleben. Nein, solche bösen Gedanken sollte nicht mal ein Hund haben, also zurück zum eigentlichen Thema…
Vielleicht führt mich mein Sternenflug zu Laika ins Hundeparadies
Jeder Hund muss irgendwann seinen Sternenflug antreten. Sie wissen schon: Die letzte Reise ins Hundeparadies, das es hoffentlich gibt. Aber bis dahin hätte ich gerne noch viel Zeit auf der Erde und bei Frauchen. Die ist nämlich ganz in Ordnung, auch wenn sie kein Hund ist und manchmal blöde Dinge sagt. Wenn die wüsste, was ich manchmal denke… Ach, lassen wir das besser. Heute denke ich lieber an Laika, die nur drei Jahre alt wurde und am 3.11.1957 gestorben ist, weil Menschen nichts besseres eingefallen ist. Das Ganze war übrigens kein Versehen, denn kein Mensch rechnete damit, dass Laika überlebt und notfalls wollte man mit vergiftetem Futter nachhelfen. Für mich ist das Mord, aber mich fragt ja keiner, weil ich nur ein Hund bin. Wer weiß: Vielleicht treffe ich Laika eines Tages im Hundeparadies und wir können beide auf die Erde herunterschauen und uns entsetzt schütteln über das, was Menschen tun. Text: Kimba/Foto: Marion Friedl