Der Herbst ist immer die Zeit des Abschieds, denn dann starten die Zugvögel wieder gen Süden. Am kommenden „EuroBirdWatch“-Wochenende (6./7. Oktober 2018) gibt es zahlreiche Veranstaltungen rund um das faszinierende Naturschauspiel des Vogelzugs. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) lädt dazu ein und macht auch darauf aufmerksam, dass der trockene Super-Sommer dieses Jahr für Überraschungen sorgt.
Bird-Watch am 6./7. Oktober und NABU-Veranstaltungen
Im Oktober bieten NABU-Gruppen viele Veranstaltungen zum Birdwatch, sowie Exkursionen und geführte Beobachtungen an, um den Vogelzug zu erleben. So liegt beispielsweise die NABU-Storchenschmiede Linum an einem spektakulären Kranichrastplatz. Dort sammeln sich jedes Jahr über hunderttausend Zugvögel, um gen Südeuropa zu starten.
Bundesweit heißt es am Wochenende: Augen auf! „Beobachtungen am Birdwatch-Wochenende helfen dabei, Veränderungen von Zugzeiten festzustellen und Wettereinflüsse auf die Natur besser zu verstehen“, sagt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.
Störche und Watvögel fliegen eher weg, Kraniche und Gänse sind noch da
Laut NABU haben viele Arten schon früher ihre Brutplätze verlassen, wie etwa der Weißstorch oder verschiedene Watvögel. Anders sieht es bei den Kranichen und den nordischen Gänsen aus, denn die lassen sich an ihren Rast- und Sammelplätzen immer noch blicken.
Ostsee ist als Kranich-Rastplatz voll im Trend
Die Ostsee steht offenbar hoch im Kurs als Rastplatz. Innerhalb von wenigen Wochen haben sich die Kranichbestände an der Ostseeboddenküste und Rügen rund um das NABU-Kranichzentrum Groß Mohdorf auf über 32.700 erhöht.
Klimawandel stört den Flugplan und manche heben gar nicht mehr ab
Der Klimawandel geht auch an den Zugvögeln nicht spurlos vorbei. Zugvögel brauchen intakte Verhältnisse an mehreren Orten der Welt: Für die Vielflieger müssen die Gegebenheiten an den Brutplätzen, im Überwinterungsgebiet und an den Rastplätzen entlang der Zugrouten stimmen.
Der Klimawandel bringt weltweit Veränderungen für die Vogelwelt mit sich. „Viele Zugvögel kehren im Frühjahr etwa drei Wochen früher aus ihren Winterquartieren zurück als vor 40 Jahren“, berichtet NABU-Vogelschutzexperte Eric Neuling. „Manche ändern ihre Abzugszeiten im Herbst und immer mehr unserer Rotmilane oder Graugänse fliegen gar nicht mehr bis in den Mittelmeerraum oder an die Atlantikküste.“
Dürre: Keine großen Starenschwärme im Norden und Osten
Der heiße und trockene Sommer hat auch beim Star, dem Vogel des Jahres 2018, Auswirkungen. Sie sammeln sich zur Zeit, um in riesigen Schwärmen gen Süden zu ziehen. Aber: „Die riesigen Schwärme an der Nord- und Ostsee von 100.000 und mehr Staren blieben in diesem Jahr bisweilen aus“, so Eric Neuling, der auch den Grund kennt. „Viele Stare haben aufgrund der diesjährigen Dürre im Osten und Norden keine zweite Brut aufgezogen.“ Dies könnte eventuell auch die dänischen oder osteuropäischen Stare betreffen.
2018 waren die Weinbaugebiete das Top-Ziel für Stare
In Deutschland hatten die Stare heuer ein besonders beliebtes Ziel: Die Rheinland-Pfalz mit den vollen Weinreben in den Winzergebieten. Bei Offstein in Rheinland-Pfalz wurde im September der größte Schwarm mit rund 80.000 Staren gesichtet.
Über 500 Millionen Zugvögel starten und landen hierzulande
Über 200 Millionen Zugvögel kehren jedes Jahr ihren Brutgebieten in Deutschland den Rücken. Sie überwintern in Südeuropa oder Afrika. Aber deshalb ist Deutschland nicht vogelfrei: 300 Millionen Zugvögel sind alljährlich sozusagen Durchreisende oder sie haben hier bei uns ihr Winterquartier erreicht. Text/Foto: Marion Friedl