Sind die niedlich! Die Freude bei diesem Foto muss ich leider trüben, denn das Leben vieler Schweine ist oft nicht auf weichem Stroh gebettet, sondern schauderhaft und eine Qual. Die Schweinehaltung ist auf Masse ausgelegt – und das beginnt im Ferkelalter. Von wegen: Schwein gehabt.
Deutscher Tierschutzbund macht sich für Schweine stark
Der Deutsche Tierschutzbund hat einen langen Forderungskatalog, dem ich nur zustimmen kann und sicher werden viele Leser meine Meinung teilen, wenn sie diesen Artikel zu Ende gelesen haben. Der Tierschutzbund fordert:
- Keine Kastration von männlichen Ferkeln oder nur mit Betäubung und Schmerzmitteln
- Kein Kupieren der Schwänze
- Mehr Platz und Trennung von Liege-, Aktivitäts- und Kotbereich
- Ausreichend große Liegeflächen für Sauen, Ferkel und Mastschweine
- Liegefläche mit Stroh oder ähnlichem Einstreumaterial
- Stroh auch zur Nahrungsergänzung, zum Wühlen und zur Beschäftigung
- Abschaffung von Vollspaltböden
- Gruppenhaltung für trächtige Sauen direkt nach dem Decken
- Abferkelbuchten mit Nestbaumaterial und freier Bewegungsmöglichkeit für Sau und Ferkel
- Absetzen der Ferkel frühestens mit 28 Tagen
- Zuchtziel: robuste, langsamer wachsende Schweine und kleinere, vitale Würfe
- Tierschutzgerechte Tötung von nicht überlebensfähigen Saugferkeln
- Bildung stabiler Gruppen
- Kein späteres Mischen der Tiere
- Keine Flatdeck-Haltung für Ferkel
- Tageslicht im Stall
- Auslauf im Freien oder Außenklimastall
- Kein Markieren der Tiere mittels Einkerben
Schmerz und Leid beginnt im Ferkelalter
Laut Deutschem Tierschutzbund dürfen Ferkel nur drei bis vier Wochen bei der Mutter säugen. Bis zum siebten Lebenstag werden die männlichen Ferkel – oft ohne Betäubung – kastriert. Mit zehn bis 15 Lebenswochen wiegen Ferkel 25 bis 30 Kilogramm und werden dann gruppenweise in „Flatdecks“ gehalten werden. Das sind flache Buchten mit löchrigem Boden, ohne Einstreu und mit wenig oder keinem Beschäftigungsmaterial. Die Decks können aufeinander zur Ferkelbatterie gestapelt werden. Und dann gibt es keine Bewegung und viel energiereiches Futter. Wiegen die Ferkel 50 Kilo, dann dauert es nur ein halbes Jahr bis sie 120 Kilo auf die Waage bringen und schlachtreif sind. Normalerweise wird ein Schwein bis zu 20 Jahre alt.
Es geht um Masse und Fleischlust
Im Schweinestall geht es vor allem um Masse – auch um die Lust auf Fleisch zu stillen: Laut Statistik wurden 2011 59,7 Millionen Schweine geschlachtet, 2012 hat jeder Deutsche 52,6 Kilo Schweinfleisch gefuttert und 2013 gab es 27,7 Millionen Schweine in deutschen Ställen. Und die Schweine leiden: „Die gängige industrielle Schweinehaltung ist nicht tiergerecht. Sie widerspricht dem Tierschutzgesetz, dem zufolge ein Tier seinen Bedürfnissen entsprechend verhaltensgerecht untergebracht werden muss“, kritisiert der Deutsche Tierschutzbund. Statt aufs Wohl der Schweine sind die Ställe auf möglichst wenig Arbeit ausgerichtet: Bodenspalten lassen Kot und Urin verschwinden. Das Ausmisten entfällt, aber es kommt zu Klauenverletzungen und Lahmheiten und die Atemwege leiden wegen der Gase in der Gülle.
Millionen Mastschweine vegetieren dahin
Die Realität ist erschütternd: „Millionen deutscher Mastschweine vegetieren in engen, reizarmen Ställen bewegungslos dahin“, so der Tierschutzbund. Hohe und schnelle Gewichtszunahme schädigt den Bewegungsapparat, Herz und Kreislauf. Den Tieren fehlt oft Licht, Auslauf, Stroh, Suhl- und Scheuermöglichkeiten. Enge, Langeweile und Stress führen zu Verhaltensstörungen (Stangenbeißen, Trauer, Kannibalismus). Um das Schwanzbeißen zu verhindern, werden oft die Schwänze unhygienisch mit Infektionsrisiko und ohne Betäubung/Schmerzmittel kupiert.
Weniger Feisch essen und bewusst einkaufen
Verstehen Sie nun, warum ich für den Forderungskatalog des Deutschen Tierschutzbundes bin? Ich glaube, das tun Sie, denn das geschilderte Leid der Ferkel und Schweine kann Sie nicht kalt lassen. Und haben Sie – wie ich – den Vorsatz gefasst, weniger Fleisch zu essen und bewusst einzukaufen? Denn das kann nicht nur den Schweinen helfen, sondern auch den vielen anderen Nutztieren, die in Massenhaltungsställen leiden. Text: Marion Friedl / Foto: Gerald Förtsch