Still und leise erobern Alpakas unsere Heimat

alpakasPferde, Kühe, Schafe, Ziegen – diesen Anblick auf den Weiden kennt man. Doch was ist das? Immer wieder trifft man hübsche Nutztiere der anderen Art: Alpakas aus den Anden. Diese reizenden Zuwanderer, die still und leise unsere Heimat erobern, sind Wollieferanten, Zuchttiere, Therapiehelfer und Trekkingbegleiter.

Nähert man sich einer Herde Alpakas, dann drängen sie sich zusammen, recken ihre Hälse schief und schräg, um einen Blick auf den Zaungast zu erhaschen. Doch wird der Abstand zu gering, siegt die Vorsicht und blitzschnell flitzen sie davon. Alpakas sind Fluchttiere. Ihr Vertrauen gewinnt man nur mit Geduld und Fingerspitzengefühl.

Die Schur beschert wertvolle Wolle

Der Alpaka Zuchtverband Deutschland e.V. (AZV) ist mit gut 600 Mitgliedern und über 12.000 DNA-registrierten Tiere der größte Zuchtverband auf dem europäischen Festland. Vor rund 7000 Jahren wurden die südamerikanischen Vicunca, aus denen die heutigen Alpakas hervorgingen, auch wegen ihrer dichten, warmen Wolle domestiziert. Die Alpakafaser „zählt zu den wertvollsten Naturfasern, die es auf der Welt gibt“, so der AZV. Bei der jährlichen Schur liefert ein Alpaka bis zu 6 Kilo Vlies. Auf dem Weltmarkt wird für ein Kilo Alpakawolle je nach Güte um die 15 Euro bezahlt; in Deutschland kann die rare Wolle mehr bringen. Das Vlies kann zur Weiterverarbeitung, als gesponnene Wolle oder fertiges Produkt (z.B. Pullover, Decke) verkauft werden.

Hohe Preise in der Alpaka-Zucht

Angesagt ist auch die Alpaka-Zucht. Laut Zuchtbetrieb Sachsen Alpakas (Mitbegründer des AZVD) kostet ein DNA-registriertes weibliches Jungtier ab zirka 3000 Euro; trächtige Stuten sind ab 5000 Euro zu haben; Spitzenhengste sind 12.500 Euro und mehr wert. Tipp: Die 11. Alpaka-Zuchtschau des AZVD findet m 28./29.3.2015 in der Hessenhalle in 36304 Alsfeld statt.

Darauf legen Alpakas wert

Alpakas werden 18 bis 20 Jahre alt. Im Stall braucht ein Tier etwa 2 qm Platz und der Stall sollte – auch den langen Hälsen zuliebe – mindestens 2 Meter hoch sein. Etwa 1000 qm Weidefläche reichen für die ersten beiden Alpakas; für jedes weitere Tier kommen 100 qm hinzu. Benötigt wird auch genug Ausweichfläche, damit die Weide ganzjährig genutzt werden kann. Die Einzäunung sollte 1,00 bis 1,30 Meter hoch sein. Impfung, Entwurmung, Schur, monatliche Kontrolle und gegebenenfalls ein Schnitt der Zehennägel gehören zur Pflege. Berücksichtigt werden muss, dass die Schneidezähne ein Leben lang wachsen und eventuell mal gekürzt werden müssen.

Auf dem Speiseplan der Alpakas steht vor allem Gras, Heu und Waser. Salz- und Minerallecksteine machen das Gourmet-Glück perfekt. Im Winter darf auch mal Kraftfutter serviert werden. Gut gestärkt arbeiten die Tiere als Trekking-Begleiter im Freizeit-/Tourismussektor oder als Helfer bei tiergestützten Therapien für zum Beispiel behinderte oder suchtkranke Menschen. Klar, was oben reingefuttert wird, taucht irgendwann wieder auf. Aber Alpaka-Besitzer freuen sich sogar über die Hinterlassenschaften ihrer Tiere, denn der Kot kann als Dünger verwendet oder verkauft werden.

Alpakas pflegen die Landschaft schonend

Der 425 Mitglieder starke Verein der Züchter, Halter und Freunde von Neuweltkameliden e.V. in Kaufbeuren kennt ebenfalls viele Vorzüge der Alpakas: Als Schwielensohler und wegen ihres Fressverhaltens werden sie als bodenschonende Landschaftspfleger eingesetzt. Wer sich Alpakas zulegen will, bekommt auch beim Verein in Kaufbeuren Tipps und Beratung sowie Infos zum Sachkunde-Pflichtkurs.

Bis zur Geburt dauert es fast ein Jahr

Seit 1996 sind Alpakas in Deutschland als landwirtschaftliche Nutztiere anerkannt. Das heißt: Sie können geschlachtet werden und wären dann Lieferanten für fett- und cholesterinarmes Fleisch. Doch wer will bei diesen putzigen Kulleraugen und dem flotten Haarschnitt ans Schlachten denken? Zumal ja nicht am laufenden Band neue Alpakas geboren werden. Laut Wikipedia leben in Deutschland gerade mal 2000 Alpakas. Bis sich Nachwuchs einstellt, dauert es ziemlich lang: Die Tragzeit beträgt rund 350 Tage – also fast ein Jahr. Das Kleine wird maximal acht Monate lang gesäugt und ist mit ein bis zwei Jahren geschlechtsreif. Wiegt das Neugeborene 7 bis 9 Kilo, so bringen es erwachsene Tiere auf 55 bis 65 Kilo. Mit 75 bis 100 cm Stockmaß sind die genügsamen, robusten und sozialen Alpakas kleiner als Lamas. Übrigens: Ein Alpaka geht gar nicht, denn Alpakas brauchen ihren Herdenverbund.

Empfehlenswert ist das Buch „Lamas und Alpakas“ von Gerhard Rappersberger (Ulmer Verlag). Ob Abstammung, Anschaffung, Haltung, Pflege, Training, Zucht, Einsatzbereiche, Tierschutzgesetz – im Buch steckt viel drin. Text/Foto: Marion Friedl

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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