Ich wollt‘, ich wär‘ ein Huhn und hätt‘ nicht viel zu tun – von wegen: Futter suchen, picken, Gefieder im Sandbad aufhübschen, scharren, Eier legen, gackern bzw. krähen, die Rangordnung festlegen, Deckung suchen, die Geselligkeit pflegen, ein Date mit dem Hahn und danach Eier ausbrüten und Küken aufziehen. Auch Hühner haben viel zu tun – vorausgesetzt sie haben das Glück eines artgerechten, schönen Lebens. Doch was gehört zum glücklichen Hühnerleben? Mein Tipp: Versetzen Sie sich mal in ein Huhn hinein und fragen Sie sich: Wieviel Platz hätte ich gerne, was würde mir schmecken, was möchte ich tun und, und, und…
Toppen Sie im Stall die gesetzlichen Vorschriften
Den Slogan „Eier von glücklichen Hühnern“ kennt jedes Kind. Es gibt Vorschriften, aber kann man sicher sein, dass die Vorschriften eingehalten werden? Und reichen die Vorgaben zum Glücklichsein? 1 Quadratmeter Platz im Stall für 6 Hennen – das ist verflixt eng. 18 Zentimeter Sitzstange pro Henne – das ist wenig. 4 Quadratmeter Auslauf pro Henne – auch nicht üppig.
Gut, dass Sie Ihren Eier-Lieferanten mit viel Platz Danke sagen fürs Frühstücksei. Also bauen Sie einen großzügigen Stall aus Stein oder Holz, der keine Käfige oder ähnliche Scheußlichkeiten beherbergt. Stattdessen wird der Boden mit Stroh gepolstert und es herrscht Bewegungsfreiheit für die entspannte Gruppenhaltung. Jedes Tier darf Kontakt suchen, laufen, scharren, picken, flattern. Ab und zu eine Nische, hie und da ein Strohballen, dort ein Nest im Bastkorb, hier ein gemütlicher Unterschlupf, zwischendrin eine staubige Fläche und genug freien Boden zum Scharren – lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf, um den Stall attraktiv zu gestalten. Schließlich wollen Hühner nicht nur WG-Geselligkeit, sondern auch mal Ruhe, sie wollen Eier ins Nest legen und mehr oder weniger nachdenklich durch die Gegend laufen. Apropos Nest: Das sollte weich, trocken und warm sein und sich nicht höher als 1 Meter über dem Boden befinden – Frau Huhn hat es gerne bequem.
Natürlich gehört auch eine Sitzstange ins Hühnerheim. Damit Schlafmützen nicht herunterpurzeln, sollte die Dicke der Stangen mit etwa fünf Zentimetern passen. Blöd ist die Angewohnheit, dass Hühner gerne mal um die besten Plätze streiten. Also werden Sie vorbeugen: Alle Sitzstangen sind gleich dick, gleich lang und in gleicher Höhe. Sie dürfen sich selber auch einen Gefallen tun: Statten Sie das Hühner-Indoorparadies mit abnehmbaren Stangen aus, denn dann können Sie sie leichter reinigen und in der Sonne trocknen lassen. Tipp: Ein abnehmbares Kotbrett unter den Stangen erleichtert das wöchentliche Misten und die Stallreinigung.
Die schönste Inneneinrichtung – natürlich inklusive Futter- und Wasserbehälter – macht keine Freude, wenn in der Bude dicke Luft herrscht. Hühner brauchen Luft und Licht (sie vertragen übrigens Hitze gar nicht gut). Deshalb: Kippfähige Fenster nicht vergessen und natürlich braucht das Federvieh einen Eingang. Aber Sicherheit muss sein! Um hungrige Bösewichte (Katze, Hund, Marder, Fuchs und Co.) fernzuhalten, müssen die Fenster innen vergittert sein und der Eingang sollte nachts dicht gemacht werden. Wärmelampen halten den Stall im Winter warm.
Machen Sie aus dem Freilauf ein Erlebnisparadies
So weit zum Hühner-Wohntraum, der auch einen eingezäunten Garten – pardon: Freilauf – haben sollte. Wenn Küken dabei sind, sollte der Zaun unten mit engmaschigem Drahtgeflecht gesichert sein, um unternehmungslustige Ausflüge zu verhindern. Vergessen Sie die 4 Quadratmeter Auslauf pro Henne und gönnen Sie Ihren Hühnern mehr Platz und Spaß: Sandbad, Kieselsteinfeld, Grasfläche, schattige Büsche, Holzstapel, Laufsteg mit Rampen fürs Hühner-Agility, ein seichter Mini-Pool, ein zum überdachten Freisitz umgestalteter Bauwagen mit Rampenzugang – lassen Sie sich einfach etwas einfallen. Bitte beachten: Hühner bevorzugen zwar die Stallnähe, aber sie gehen auch gerne spazieren. Wenn Sie dafür 150 Meter oder mehr Radius zur Verfügung stellen, dann müssen Sie zwischendrin immer wieder schattige Unterstände sowie Tränken errichten. Das kann der überdachte Bauwagen-Freisitz sein, aber es genügt auch ein Holz-Unterstand, der quasi das kleine Carport für Hühner ist. Im Schatten können Sie auch die zusätzlichen Tränken aufstellen.
So wird die Gourmet-Fütterung zum Beschäftigungs-Event
Wer schön wohnt und lebt, liebt auch kulinarische Freuden. Glückliche Hühner schätzen nicht nur Getreide und Mais (Bioanbau). Es darf gerne auch Gemüse, Kartoffeln, Salat und Obst dabei sein. Sogar zu Würmern, Insekten, Fleisch oder Fett sagen Gourmet-Hühner nicht Nein. Weil Hühner gerne picken und ihre Schnäbel fit halten, freuen sie sich auch über ein Stück altes, hartes Brot.
Die Fütterung ist auch ein gutes Beschäftigungsprogramm: Verstreuen Sie Körner im Gras und Stroh, damit die Hühner suchen, laufen und picken. Binden Sie ein Schmankerl etwas erhöht an, damit z.B. eine Rampe benutzt oder geflattert werden muss. In der Open Air-Sommerfrische schnabulieren Hühner gesund und ausgewogen, aber im Winter muss mit Kalk (z.B. Eierschalenbrösel) nachgeholfen werden und Eiweiß (z.B. Knochen zum Picken, Milch) fördert die Legefreudigkeit. Ob drinnen oder draußen geschlemmt wird – Hühner brauchen immer und überall sauberes, frisches Trinkwasser. Futter- und Wassertröge sollten der Sauberkeit zuliebe etwas erhöht stehen – nur für die Küken wird ein Bodenstandplatz gewählt, damit sie ran kommen. Der Kükennapf sollte so niedrig abgedeckt werden, damit nur die Kleinen an die Futter-/Trinkschüssel rankommen. Text/Foto: Marion Friedl