Schnecken sind böse und nicht clever
Copyright: Marion Friedl

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Ich könnte Ihnen jetzt etwas über die Lebensweise von Schnecken erzählen. Mache ich aber nicht, denn es gibt stattdessen einen Erlebnis-Bericht zum Schmunzeln. Okay, die Schnecke schmunzelt nicht mehr, aber vielleicht ja so mancher Leser. Und man möge mir verzeihen: Eigentlich bin ich sehr tierlieb und würde keinem Tier (auch nicht dieser Schnecke) ein Haar krümmen, aber: Schnecken sind böse. Manchmal zumindest. Und wenn sie mir böse Streiche spielen, Unkosten verursachen und dann auch noch ganz von selbst in ihr eigenes Unglück kriechen, dann sei mir bitte ein wenig Schadenfreude vergönnt. Was sich diese Nacktschnecke erlaubt hat, ist fast schon ein Gruselabend, der keine Schleimspur, sondern eine Handwerker-Rechnung nach sich zog.

Eigenartige Dinge passierten, aber der Hausgeist war es nicht

22 Uhr 45: Im Fernseher schneit es plötzlich. Kurz nach 23 Uhr: Das Licht im Flur fällt aus. Es folgt mein Kontrollgang durchs Haus: Kellerlicht – ein Flackern, dann nichts mehr. Büro: Kein Telefon, kein Computer. Schlafzimmer: Etwa fünf Minuten Licht, dann Dunkelheit. Aber: Keine Probleme im Wohnzimmer, in der Küche oder auf der Toilette. Nein, ich erzähle Ihnen nicht die Geschichte vom Hausgeist. Der war’s nicht. Das hat gar nichts mit Spuk und paranormalen Dingen zu tun. Es hat mit bösen, bösen Schnecken zu tun. Nacktschnecken: Nicht schlau, aber eben böse und hinterhältig.

Der Attentäter klebte fest

Doch ich bin diesem arglistigen Tier auf die Schliche gekommen – dem Elektriker sei Dank, der am nächsten Morgen nicht mal eine Stunde nach meinem Anruf auf der Matte stand (guter, schneller Mann!). Der stellte fest: Es kommt zu wenig Strom ins Haus. Als der Elektriker draußen den Stromkasten öffnete, sah zunächst alles normal und ordnungsgemäß aus. Zunächst. Als die Schutzleiste über den Hauptsicherungen abgenommen wurde, war der Übeltäter überführt: Eine Schnecke saß auf einer Sicherung. Besser gesagt: Sie klebte dran, denn sie hatte sich bei ihrem feigen Anschlag selbst gegrillt und sah nicht mehr gut aus. Für den Teller taugte sie auch nicht mehr: Der Garpunkt war zweifelsohne weit überschritten.

Feiger Anschlag oder einfach nur böse?

Wie die Schnecke es unter die Schutzabdeckung geschafft hat – keine Ahnung. Ist aber auch nicht wichtig. Wichtiger ist die Frage: Warum hat sie das getan?  Wahrscheinlich wollte die Schnecke, dass ich im Dunklen die Treppe hinunter falle oder dass ich mir zumindest den Zeh am Nachtkastl anstoße, weil kein Licht funktioniert. Es könnte auch ein Test gewesen sein: Mal sehen, was die Schamanin so drauf hat und ob sie meine Attacke wegzaubern kann. Vielleicht wollte sie sicher gehen, dass ich keinen Kontakt zur Außenwelt aufnehmen kann – und hat prompt das Handy vergessen. Oder wollte sie gar einen Sabotage-Akt auf mein Ein-Frau-Büro starten und hat übersehen, dass sogar ich mitten in der Nacht nicht arbeite? War es vielleicht angeordnete Wirtschaftskriminalität (finanzieller Ruin durch Handwerker-Rechnung) eines konkurrierenden Bloggers? Nein, so böse sind Blogger nicht. Im Gegensatz zu Schnecken. Okay, vielleicht wollte sie mir einfach nur den Feierabend versauen. Aber egal, was diese Schnecke im Schilde führte: Es war böse. Sehr böse. Gar nicht nett. Und sie hat viele Dinge übersehen – gar nicht schlau für einen Attentäter.

Die Schnecke wählte die Todesstrafe

Und sie hat auf Anwalt, Verhör und Prozess verzichtet: Auch nicht schlau, denn mildernde Umstände bekommt sie nicht mehr. Sie hat sich selbst die Todesstrafe verordnet und die passierte wenigsten nicht im Schneckentempo, sondern blitzschnell. Immerhin: Kann ich wenigstens meine Hände in Unschuld waschen… Das könnte auch für den nächsten Bösewicht gelten, der – wie das Foto zeigt – bereits ums Haus schleimt. Hoffentlich rutsche ich nicht auf der Schleimspur aus, denn mein Körpergewicht auf der Schnecke – das könnte auch eine Todesstrafe sein… Man kann das tödliche Ende ja schon mal vorher erwähnen – vielleicht verhindert das ja den nächsten Anschlag einer bösen, bösen Schnecke. Text/Foto: Marion Friedl

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Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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