Katze ist nicht gleich Katze und deshalb unterscheiden sie sich auch in ihren Charakteren und Verhaltensweisen. Anhaltspunkte kann man jedoch bei Rassekatzen finden. Sie haben meist Veranlagungen, die sich ähneln.
Die pflegeleichte, robuste Europäisch Kurzhaar unterscheidet sich natürlich von Hybridkatzen, die mitunter recht wild, ursprünglicher, freiheitsliebend und nicht immer einfach zu halten sind. Während es bei Rassekatzen häufige Merkmale gibt, wagt man bei Mischlingskatzen ein kleines Experiment: Man muss sehen, welche Rasse quasi durchschlägt. Bei allen Katzen gilt: Die einen Eigenheiten sind angeboren und nicht zu ändern. Andere Marotten gewöhnen bzw. lernen sich Katzen mit der Zeit an. Wieder andere Verhaltensweisen sind altersbedingt oder aus gesundheitlichen Gründen vorhanden. Das bedeutet auch: Weil sich Katzen Verhaltensweisen angewöhnen können, sind Abweichungen von typischen Rassemerkmalen möglich. Ein Blick auf die wesentlichen Merkmale der Rassekatzen lohnt sich aber trotzdem.
Der anspruchsvolle Perser
Zu den Rassekatzen mit Ansprüchen zählt der Perser. Ihn gibt es in vielen Farben und ihr langes Fell mit Unterwolle braucht Pflege. Doch ein Perser liegt deshalb nicht nur rum und achtet auf die Frisur. Zwar neigen Perser zur Gemütlichkeit, aber thronende Paschas oder Prinzessinnen sind sie nicht. Sie sind selbstbewusst, aber freundlich zu Menschen und offen für Neues. Perserkatzen wollen verwöhnt werden und wünschen sich Aufmerksamkeit und Beschäftigung, wenn sie nicht zu turbulent ausfällt. Aber Achtung! Oft machen die kurz gezüchteten Nasen zu schaffen: Atemnot und tränende Augen können das Verhalten beeinflussen. Um Stress und Anstrengung zu vermeiden und mehr Ruhe zu bekommen, werden Annäherungen abgewehrt und zu viel Bewegung vermieden.
Die reizende Colourpoint
Colourpoints (auch als Khmerkatzen bekannt) gehören zu den Rassekatzen, auch wenn sie eine Züchtung aus Siam und Perser sind. Auch Colourpoints sind etwas für echte Langhaarfreunde, die nichts gegen ein gewisses Pensum an Fellpflege haben. Doch Colourpoints sehen nicht nur gut aus, sie sind auch sehr liebenswürdige, reizende Wesen. Wenngleich sie um ihr gutes Aussehen scheinbar wissen, denn sie gehen edel und fast herrschaftlich durchs Leben. Von den Siam-Verhaltensweisen ist wenig übrig geblieben. Eher tendieren Colourpoints zum Verhaltensrepertoire der Perser.
Die außergewöhnliche Maine-Coon
Langes, dichtes Fell und eine kräftige Statur – das passt zum Naturell der Maine- Coone-Katzen. Dass in der Maine-Coon nicht nur eine Katze, sondern auch ein Waschbär (racoon) schlummert, ist Unsinn. Es handelt sich um eine Züchtung aus nordamerikanischen Hauskatzen und türkischen Angorakatzen. Maine-Coon-Katzen sind so robust und stark, wie sie mit buschigem Schwanz, kräftigen Beinen und beachtlicher Größe aussehen. Diese Katze streift gerne umher, ist lebhaft, schlau und unternehmungslustig. Daheim schmust sie gerne, ist anhänglich und sucht die Nähe zu ihrem Menschen. Weil sie so gerne beim Menschen sind, können Maine-Coons auch eifersüchtig werden.
Die heilige Birmakatze
Nein, Birmakatzen sind keine Engelchen. Aber diese Rassekatzen gelten in ihrem Ursprungsland als heilig. In unseren Gefilden hat die Birmakatze da Pech: Auch wenn sie noch so edel, seidig und schick aussieht, das mit der Heiligkeit wird hier nichts. Der Birmakatze dürfte das aber egal sein, Hauptsache der Mensch kümmert sich viel um sie. Sie ist nämlich äußerst menschenbezogen und anhänglich. Ohne ihren Menschen geht nichts. Eine Birmakatze tut alles, um die Aufmerksamkeit zu bekommen: Sie zeigt ihre verspielte Seite, sie umgarnt den Menschen sanft, zeigt all ihre liebenswerten Seiten und weicht dem Zweibeiner nicht von der Seite. Doch – wie bei Menschen auch – selbst Birma-Katzen haben nicht nur liebevolle Seiten: Manchmal funkt halt der Dickkopf dazwischen und gerne wird auch am Futter herumgemäkelt.
Die schwimmende Van-Katze
Katzen sind wasserscheu? Nicht die Van-Katze (auch Türkische Katze genannt), denn sie mag Wasser und schwimmt gerne. Das praktische, halblange Fell ohne Unterwolle macht den Badeausflug zum Vergnügen und erspart eine langwierige Fellpflege. Der Hang zu Badeausflügen sagt es schon: Van-Katzen sind gerne unterwegs. Sie lieben Freigang und ziehen dabei auch weite Kreise. Deshalb eignen sich Van-Katzen selten als reine Wohnungskatzen. Ihren bernsteinfarbenen Augen kann der Mensch kaum widerstehen. Vielleicht spürt die Van-Katze das, denn sie weiß, was sie will und möchte das auch gerne durchsetzen. Dennoch ist die Van-Katze ein liebenswürdiger Zeitgenosse. Auf die schlanke Van-Linie muss allerdings der Mensch achten, denn Van-Katzen futtern gerne.
Die naturverbundene Norwegische Waldkatze
Das ist ein prächtiges Tier: Schlank, aber stark, hochbeinig unterwegs, muskulös und mit Pinselchen an den Ohren. Die Norwegische Waldkatze eifert mit den Haaren an den Ohren wohl dem Luchs nach, aber ansonsten ähnelt sie optisch eher den Maine-Coon-Katzen. Naturverbunden fühlt sie sich draußen richtig wohl und da kommt ihr das pflegeleichte halblange Haar gelegen. Eine Norwegische Waldkatze ist robust und fit. Ihr natürliches Wesen ist freilich das markanteste Charakterzeichen, aber sie mixt gerne: Die Norweger haben nämlich auch nette und anhängliche Wesenszüge.
Die bodenständige Europäisch-Kurzhaar
Im Volksmund wird sie gerne Bauernkatze genannt. Weil die Europäisch-Kurzhaar eine der verbreitesten und beliebtesten Rassekatzen ist, wird ihr gerne unterstellt, nicht reinrassig zu sein. Das verwundert nicht, denn die Europäisch-Kurzhaar kann weiß oder schwarz sein, sie kann getigert unsere Wege kreuzen oder auch als dreifarbige Glückskatze, rauchfarbenes Outfit oder sogar Punkte sind möglich – das aber hat nichts mit einem unachtsamen Schäferstündchen im Heu zu tun. Über die Europäisch-Kurzhaar kann eigentlich nur Gutes gesagt werden: Sie ist freundlich, lieb und trotzdem recht natürlich. Sie erfreut sich meist guter Gesundheit. Neugier und Selbstbewusstsein gehören auch zu ihren Stärken. Angenehm ist auch, dass die Katze ihren Menschen liebt, ihm aber nicht dauernd auf die Pelle rückt.
Der lebhafte Kartäuser
Der Kartäuser gehört zur Rasse Europäisch-Kurzhaar. Entsprechend kann man auch viele Charaktereigenschaften der Europäisch-Kurzhaar dem grauen bis graublauen oder auch mal braunen Kartäuser zuschreiben. Er ist ein bisschen puscheliger als die Europäisch-Kurzhaar. Weite und kräftige Sprünge macht ein Kartäuser mit links. Mit wachem Geist gehen sie durch den Tag und es mangelt ihnen nicht an Intelligenz. Auch wenn sie freundlich und lieb sind, eine reine Schmusekatze ist der Kartäuser nicht. Dazu ist er zu lebhaft und unternehmungslustig.
Die schöne russisch-blaue Malteserin
Die einen sagen Russisch-Blau zu ihr, die anderen nennen sie Malteserkatze. Am ehesten dürfte die erste Bezeichnung zutreffen, denn ihr kurzes, dichtes Fell hat immer einen Blauschimmer und ist seidig-weich. Die Russisch-Blaue ist extravagant: Edel ist sie immer und manchmal mutet das wie kühle Noblesse an. Aber sie variiert auch gerne zwischen sanfter Zartheit und kräftigem Selbstbewusstsein. Russisch-Blaue bewahren immer die Ruhe. In der Wohngemeinschaft Mensch-Katze sind sie angenehme Partner. Nur die Mädels können schon mal zicken wie eine Diva.
Die eleganten Abessinier
Wer ägyptische Katzenskulpturen betrachtet, erkennt eine Ähnlichkeit mit den Abessiniern. Elegante Körperhaltung, göttliche Erscheinung – das passt zu den Figuren und zu den Katzen. Abessinier-Katzen sind recht unabhängig und ein wenig wild. Diese Katze hat einen großen Bewegungsdrang und braucht genug Platz und Freigang. Wer Abessinier als klug bezeichnet, übertreibt nicht, denn sie sind sehr aufmerksam und intelligent. Diese Rassekatzen spielen auch nicht gerne die zweite Geige: Sie fordern die Aufmerksamkeit, Zuwendung und Liebe gerne ein.
Die umgarnende Burmakatze
Sie sieht schlank und zierlich aus und genauso zart schleicht sich die Burmakatze ins Herz des Menschen hinein. Wobei: Zartheit hin oder her – sie ist dabei zielstrebig auf Eroberungstour. Hat sie das Herz erst mal erobert, dann ist sie glücklich und dankt es dem Menschen mit viel Zuneigung. Zwischendrin kann sie durchaus lebhaft und temperamentvoll werden. Sie lernt auch gerne, weil sie ein schlaues Köpfchen hat: Intelligenzspiele sind das Richtige für Burmakatzen. Tricks und Kunststücke werden ebenfalls gerne gelernt. Manko: Sie redet gerne. Das muss man wissen und mögen.
Die plappernde Siamkatze
Was die Burmakatze plappernd drauf hat, das toppt die Siamkatze locker. Und wenn sie plaudert, redet und schwätzt, dann kann das richtig laut werden. Vor allem rollige Katzen können ohrenbetäubend nach einem Date rufen. Also: Wer Nachbarn hat, könnte Ärger kriegen. Überhaupt sind die creme und dunkel gefärbten Siam-Katzen mit ihren blauen Augen keine einfachen Zeitgenossen. Sie können ihr Temperament oft nicht zügeln, sind eigensinnig und fordern vehement die Liebe ein, die ihnen möglichst oft und viel zusteht. Siamesen sind extrem menschenbezogen und äußerst intelligent. Was bedeutet: Sie können auch Unfug anrichten und haben blitzschnell raus, was man mit einer Türklinke machen kann: Draufspringen und schon heißt es: Sesam öffne dich – draußen lockt ein Abenteuer.
Die graziöse Orientalisch-Kurzhaar
Man nehme einfarbige Kurzhaarkatzen und ein wenig Siamkatze – heraus kommt die Orientalisch-Kurzhaar in drei Variationen: Weiß oder mit gebänderter Wildfärbung (Agouti) oder auch als farbige Havanna von schildpatt oder creme über blau bis hin zu rot, braun oder schwarz. Weitgehend einig sind sich diese Orientalen aber in ihrem Wesen: Graziös und fein bewegen sie sich fort und genau so bemühen sie sich auch um die Zuwendung ihres Menschen. Doch ihre graziöse Masche darf nicht mit Scheuheit verwechselt werden, denn die Orientalisch-Kurzhaar hat auch Pepp und Lebhaftigkeit. Alles in allem ist sie aber ein angenehmer, freundlicher Mitbewohner.
Die erfinderische Rex-Katze
Rex-Katzen gibt es in vielen Farben, mit seidiger Kurzhaar-Frisur oder mit etwas plüschigerer Haarpracht. Das Gesicht sieht niedlich und nett aus und das spiegelt ihr Wesen wieder. Rex-Katzen sind freundliche und liebenswerte Tiere. Gesundheitliche Probleme sind selten und sie sind pflegeleicht. Nur die großen Ohren müssen öfter geputzt werden. Rex-Katzen tüfteln wie kleine, schlaue Erfinder an originellen Ideen herum. Mit dem Erfolg, dass sie der Siamkatze in nichts nachstehen und ebenfalls wahre Ausbrecherkönige sein können. Text:Foto: Marion Friedl