Paulchens Welt: Tage der Zerstörung

Copyright: Marion Friedl

Tage des Schreckens und der Zerstörung liegen hinter mir. Okay, ältere Hunde würden jetzt spöttisch grinsen, indem sie die Lefzen nach hinten ziehen, vorne Zähnchen blitzen lassen und die Zunge heraus hängen lassen. Aber da gibt es nichts zu grinsen, denn Euer Paulchen ist erst neun Monate alt und da gerät die Welt schnell mal ins Wanken.

Ich lehnte eine Umbenennung in Marilyn ab

Los ging das mit meinem Plantsch-Pool. Nach anfänglicher Skepsis habe ich mir regelmäßig nicht nur die Pfoten darin nass gemacht. Struppi nannte mich Frauchen lachend und erzählte was von Riesensommersprossen auf meiner Nase. Ich sah dies als Schmälerung meiner Schönheit an und war beleidigt. Sie benannte daraufhin die Riesensommersprossen in Schönheitsflecke um. Die sähen aus wie bei einer Blondine und sie wollte mich Marilyn taufen. Ich lehnte den Namen natürlich ab. Paulchen war schon unachtsam von ihr, weil ich über das „chen“ längst hinaus gewachsen bin. Aber einen Mädchennamen wollte ich auf keinen Fall haben, denn das wäre für mich als Draufgänger-Rüde glatt eine Image-Zerstörung..

Beim Kampf mit der Schlange kann man schon mal daneben beißen

Ich stürzte mich in den Pool, um mir – leider vergeblich – den Makel aus dem Gesicht zu waschen. Im Pool lauerte eine rote Schlange, die sich auskotzte. Sie spuckte Wasser und ich schnappte nach dem Strahl. „Lass den Gartenschlauch in Ruhe“, ermahnte mich Frauchen, die eine Zerstörung im Paulchen-Paradies befürchtete. Doch ich patschte todesmutig auf die Schlange. Die richtete sich auf und spuckte mir ins Gesicht. Unerhört war das! Ich kämpfte mit der Schlange und das Wasser im Pool wurde immer seichter. „Paulchen, Du hast in den Pool gebissen.“ Ich ließ mich von Frauchens Zwischenruf nicht beirren, denn im Eifer des Gefechts kann man schon mal neben die Schlange beißen.

Wer hat das Wasser geklaut?

Frauchen flickte das Loch, aber am nächsten Morgen stand ich wie vom Donner gerührt da. Irgendwer hatte über Nacht das Wasser aus meinem Pool geklaut. Frauchens Spurensicherung führte zur Erkenntnis: „Der ist hinüber. Du hast mit den Krallen so viele kleine Löcher gemacht, dass ich den Pool nicht mehr flicken kann.“

Mein Ersatz-Pool ist ein Poolchen

Mist… Und das bei 37 Grad… Ich versuchte es mit einem besonders leidenden Blick, der Frauchen sagte, dass ich 37 Grad ohne Pool niemals überleben würde. Sie fuhr gehorsam in den Baumarkt und holte einen neuen Pool. Das ist allerdings eine Plastikschüssel und ich bin bald größer als dieses Poolchen. Nun ja, Poolchen und Paulchen: Für ein Pfotenbad und ein Schlabberpäuschen wird er reichen…

Ein Riesending zerstörte mein Feld

Dann bahnte sich die nächste Katastrophe an: Nein, ich habe nicht das Poolchen geschreddert. Vor unserem Haus ist ein wunderschönes Feld, das von einem Riesending zerstört wurde. Ich versuchte ihn tapfer zu verbellen, aber dieses laute Ungetüm ignorierte mich, fuhr durch das Feld und machte alles platt. Dann kam das nächste Riesengefährt und parkte vor meinem Gartenzaun ein. Das Ungetüm rollte  an, hob seinen mächtigen Rüssel und kotzte sich – fast wie meine Schlange – in das Riesengefährt aus. Allerdings spuckte der Rüssel kein Wasser, sondern Körner. Dann machten sich beide Riesendinger vom Acker.

Totale Zerstörung in meinem Gassi-Reich

Frauchen erklärte mir, dass das man diese Zerstörung Getreideernte nennt. Ich war empört: Das sah schlimmer aus als ein Buddelloch von mir und dafür werde ich geschimpft. „Als Nächstes machen die Pakete daraus“, informierte mich Frauchen. Ich hatte nur das Wort Pakete gehört, rannte zum Tor und hoffte auf das Postauto. Doch es war keines da. Es kam auch keines. Stattdessen rückte wieder ein Riesending mit Rädern an. Es sammelte die Spuren der Verwüstung ein und spuckte – oha! – Pakete aus. Beim Spaziergang führte ich Frauchen zu den Paketen, die sie Strohballen nannte. Ich durfte sogar einen Ballen erobern. Doch als ich oben saß und über mein Gassi-Reich blickte, sah ich das Ausmaß der Zerstörung. Keine Halme mehr, alles stoppelig und piekend wie unter meinem Popo.

Nach der Springflut kam die Ebbe

Frauchens Hinweis, dass es nächstes Jahr wieder ein schönes Feld geben wird, konnte mich nicht trösten. Ich war sauer: Paulchens Welt wurde kaputt gemacht – und außerdem war ich schmuddelig von dem Massaker-Staub. Ich wusch mir im Poolchen die Spuren der Zerstörung vom Fell und sorgte für ordentlich Wellengang. Nach der überschwappenden Springflut kam die Ebbe im Pool-Schüsselchen.

Diesmal hat die Schlange nicht überlebt

Daraufhin rückte die rote Schlange wieder an und an der ließ ich meinen Frust aus. „Gut, dass der Pool stabiler ist als der Letzte“, meinte Frauchen. Damit hatte sie Recht, aber die Schlange hat es nicht überlebt. Frauchen beseitigte die Leiche und holte eine neue Schlange aus dem Baumarkt. Mal sehen, wie lange die durchhält… Text: Paulchen / Foto: Marion Friedl

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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