Paulchens Welt: Ostern wird ein Fest der Verbote

Copyright: Marion Friedl

Offensichtlich steht ein Fest an. Frauchen nennt es Ostern. Erst dachte ich, sie spricht mit dem verstorbenen Kimba, weil sie Oh Stern gesagt hatte. Aber sie meinte wohl doch etwas anderes. „Das ist Dein erstes Ostern, Paulchen. Es wird Dir gefallen“, hat sie versprochen. Ich bin gespannt. Und ich bin mir noch nicht sicher, ob es mir gefällt. Es scheint ein Verbotsfest zu sein.

Ich darf das Wundertier nicht fressen

„Du darfst den Osterhasen nicht fressen“, hat sie mich ermahnt. Ich war ein wenig fassungslos, weil sie mir zutraute, das Wundertier zu fressen, das kein Vogel ist und trotzdem Eier in ein Nest legt. Ich fragte mich, was passiert, wenn der eierlegende Osterhase das bei den Störchen drüben auf dem Kirchturm versucht. Er sollte sich einen Fallschirm umschnallen. Oweia, nun lief da aber ein Film ab in meinem Hundeköpfchen… Ein Film, der mittendrin zu Ende war, denn Frauchen meinte einen Schoko-Osterhasen.

Paulchen-Nase weg von süßen Ostereiern und Alkohol

Egal, das nächste Fressverbot von Frauchen bezog sich auf Schoko-Eier, die mit Alkohol gefüllt sind. Die anderen darf ich fressen? Ich freute mich. Allerdings freute ich mich zu früh. Frauchen bemerkte ihren Fehler und schob hinterher: „Die anderen Schoko-Eier sind auch tabu.“ Das reichte ihr aber noch nicht. Ich darf auch das Ostergras im Nest nicht fressen. „All das ist ungesund“, hat sie gemeint. Ich kenne das: Immer, wenn sie nicht weiter weiß und ihr die Argumente ausgehen, dann ist es ungesund…

Warum muss ich die Eier suchen?

Immerhin: Ich darf bunte Eier suchen. Allerdings frage ich mich, warum? Die Eier liegen immer im Kühlschrank. Aber laut Frauchen tun sie das nicht an Ostern. Sie ist außerdem ein wenig zerstreut. Angeblich startet die Ostereiersuche erst am Sonntag. Aber sie lief heute schon im Garten und im Haus herum und murmelte: „Vielleicht da?“ und „Das wäre auch ein Versteck.“ Ich habe nachgesehen – da waren keine Eier versteckt. Also kam in mir der Verdacht auf, dass nicht der Osterhase die Dinger versteckt, sondern Frauchen. Sie ist immer so hilfsbereit und greift offenbar auch dem vielbeschäftigten Osterhasen unter die Pfoten. Was aber wieder zu einer Frage bei mir führte: Warum muss ich sie suchen, wenn sie weiß, wo sie die Eier versteckt hat? Aber meinetwegen, Hauptsache ich bekomme einen Happs vom Ei ab – sie sagte nicht, dass ich diese Eier nicht fressen darf…

Osterhasen werden nicht gejagt

Meine Freude war groß, als sie mir einen extra langen Osterspaziergang in Aussicht stellte. Mein erfreutes Schwanzwedeln endete jedoch sofort, weil sie mit dem nächsten Verbot um die Ecke kam: „Sollten wir den Osterhasen sehen, wird er nicht gejagt.“ Okay, mein Jagdtrieb ist begrenzt, aber einmal hinterher sprinten – warum nicht? Als hätte Frauchen meine Gedanken gehört, lieferte sie auch gleich die Begründung: „Der Osterhase bringt nur braven Hunden etwas.“ Mpf…

Nicht mal vom Kuchenlämmchen darf ich naschen

Gestern kam sie mit vollen Einkaufstüten heim: Brot, Fisch (igitt), Eier, Schinken, Meerrettich (pfui Teufel), Obst, Salat und ein Kuchenlämmchen, in das ich beißen wollte. „Nein, das ist nichts für Dich“, verbot sie mir meine Fressattacke. Schade, es sah niedlich und lecker aus…

Frauchen hat Geheimnisse vor mir

Dann kramte sie eine Tüte aus der Tüte heraus und wollte sich an mir vorbei schummeln. So etwas entgeht mir natürlich nicht und ich heftete mich an ihre Fersen. „Geh weg!“, sagte sie und wollte mich verscheuchen. Ich blieb dran. „Das darfst Du nicht sehen“, erklärte sie mir ein weiteres Verbot und machte die Tür vor meiner Nase zu. Zurück kam sie ohne Tüte. Mist…

Wenn Küken Selbstmord begehen

Inzwischen hat sie auch dekoriert: An unserer Palme blühen neuerdings bunte Eier. Auf dem Fensterbrett steht ein bewegungsloser Hase. In der Vase stecken Kätzchen, die keine sind und der Palme als Palmkätzchen Konkurrenz machen wollen. An der Tür baumeln Küken an einem Band, als hätten sie Selbstmord begangen. Ich wollte die Küke mitfühlend betrauern, aber als ich mich an der Tür aufstellte, rief sie: „Runter! Nicht am Band ziehen! Du machst die Küken kaputt.“ Hm, aufgeknüpfte Küken sind eigentlich schon kaputt…

Den Schäfchen-Pyjama darf ich nur ansehen

Ich sah mich fragend zu Frauchen um und staunte nicht schlecht: Sie stand im Schäfchen-Pyjama vor mir. „Ist das nicht toll?“, fragte sie und verbot mir gleich von vorherein an dem flauschigen Plüschfell des Schäfchens zu zupfen. Ich zweifelte ein wenig an ihrem Geisteszustand: So alt und so kindisch…

Fröhliche Ostern!

Seitdem ist Ruhe eingekehrt. Keine Verbote mehr. Aber ich bin mir nicht sicher, wie lange das so bleibt. Wenn Ostern endlich da ist, dann kommt da bestimmt noch mindestens ein Verbot hinterher. Ich wünsche Euch trotzdem fröhliche Ostern!  Text: Paulchen / Foto: Marion Friedl

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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