Was war das für ein Wochenende! Das gibt es wirklich nicht oft! Bei uns ist ein kleiner Spanier eingezogen und der lässt es mit „Arriba!“ ganz schön krachen. Euer Paulchen ist da ganz schön ins Staunen gekommen.
Frauchen hat sich eigenartig benommen
Ich hatte ja schon so eine Ahnung, dass sich etwas anbahnen könnte. Frauchen hat sich in letzter Zeit eigenartig verhalten: Sie hat allerlei Deko-Kram umgestellt und einen freien Platz geschaffen. Wofür? Ich hatte keine Ahnung. Außerdem war sie im Kaufrausch, obwohl sie normalerweise recht sparsam ist. Ich habe natürlich bemerkt, dass sie Hundezeug bestellt hat. Ich bin ja nicht blind, wenn sie am Computer herum tippt und klickt. Dann kamen die Pakete und sie hat nichts davon ausgepackt. Im ersten Moment hat mir das natürlich gar nicht gefallen, aber dann hatte ich einen Geistesblitz: Am 24. Oktober werde ich ein Jahr alt und wahrscheinlich sind das lauter Geschenke für mich. Wau!
Ich freute mich umsonst auf eine Hundeparty
Doch es sollte anders kommen. Am Wochenende wurde ich ins Auto gepackt und ich freute mich auf den Ausflug. Ich wunderte mich nur, dass Frauchen vorher Betten und Näpfe aus den Paketen holte und die Fahrt schon um 7 Uhr morgens los ging. Frauchen schläft doch gerne lang. Naja, mir sollte es recht sein… Wir tuckerten durch den Morgen und kamen nach fast zwei Stunden auf dem Parkplatz eines Firmengeländes an. Meine Enttäuschung war natürlich riesig. Doch dann trudelten immer mehr Leute ein und viele hatten Hunde dabei. Cool! Eine Hundeparty! Ich drehte fast durch vor Freude.
Wollte mich Frauchen los werden?
Die Hundeparty entpuppte sich zu meinem Bedauern als Stehempfang. Auch die anderen Hunde waren nicht wirklich begeistert davon. Aber wir rissen uns zusammen und warteten ab. Keiner von uns wusste, was noch kommen sollte. Und dann war es so weit: Ein Transporter fuhr an uns vorbei und wir konnten viele Hunde hören und riechen. Das Hunde-Taxi hielt auf dem Firmengelände und lud alle Hunde aus. Die armen Viecher landeten in Gitterkäfigen und Transportboxen. Ich befürchtete ja schon das Schlimmste. War ich so ungehorsam und nervig, dass mich Frauchen womöglich los werden wollte?
Ich befürchtete, dass mich Frauchen umtauschen wollte
Meine Befürchtung wuchs noch, als Frauchen von den Tierschutzleuten aufgerufen wurde. Und dann passierte Ungeheuerliches: Sie nahm einen kleinen braunen Hund auf den Arm, er bekam eine Leine und ein Halsband und dann trottete sie mit ihm direkt auf mich und meine Warteposition zu. Na bravo, dachte ich mir. Jetzt tauscht die mich glatt um. Ich erwartete traurig, dass ich nun in so einen Käfig gesetzt werde und Frauchen mit dem kleinen Braunen weg gehen würde. Sie würde mich meinem Schicksal überlassen. Meine Riesenohren hingen prompt noch tiefer als sonst herunter.
Mein neuer Freund, der kleine Zwerg Pepino
Aber ich staunte: Frauchen griff nach meiner Leine und ließ mich an dem kleinen Zwerg schnuppern. „Lernt Euch kennen und schließt Freundschaft“, meinte sie. Urplötzlich war ich wieder bester Laune. Sie würde mich nicht abschieben, sondern behalten. Allerdings – das fiel mir mit ein wenig Verspätung auf – würde sie auch den Wicht namens Pepino behalten. Das wurmte mich ein wenig, denn eigentlich hatte ich keine Lust, künftig Frauchens Bett und meine Leckerlis mit dem Neuzugang zu teilen.
Frauchen wusste nicht, wieviel „Arriba!“ in Pepino steckt
Nach einer kleinen ersten Kennenlern-Runde auf dem Parkplatz fuhren wir nach Hause und dort hatte ich dann richtig Zeit, diesen Pepino unter die Hundelupe zu nehmen. Frauchen erkannte natürlich gleich, dass ich ihn stürmisch herausfordern wollte, um anzutesten, was in dem Möchtegern-Hund steckt. Sie stoppte mein Temperament: „Sei nicht so wild, Paulchen. Der arme Pepino war in der Tötungsstation in Spanien und ist müde von der langen Reise. Er kommt aus Andalusien und ist wahrscheinlich fix und fertig.“ Hah! Da kannte die den Pepino aber schlecht. Kaum hatte ich mein Temperament gezügelt, legte der mit seinem „Arriba!“ los und flitzte wie verrückt durch den Garten. Er forderte mich zur Verfolgungsjagd auf und ich dachte mir: Hey, mit dem kann man direkt was anfangen…
Mann, frisst der magere Kerl langsam
Leute, nun ist Pepino, der etwa zwei Jahre alt ist, für immer bei uns. Meistens finde ich das klasse. Nur am Futternapf gibt es hin und wieder Ärger, obwohl Frauchen unsere Näpfe weit voneinander getrennt aufgestellt hat. Frauchen appelliert auch an mein tief verborgenes Verständnis: „Lass Pepino in Ruhe fressen, Paulchen. Er ist nur Haut und Knochen und muss zunehmen.“ Damit hat sie natürlich Recht, aber es ist eine echte Qual für mich, so langsam wie der frisst. Und ich darf dann nur zuschauen. Mpf.
Meinetwegen darf der kleine Spanier bleiben
Ich bin gespannt, wie er aussieht, wenn er erst mal was auf den Rippen hat. Dann muss man vielleicht auch nicht mehr so sanft mit ihm umgehen. Frauchen bremst immer ihr „großes, schweres Paulchen“ und nennt mich „Dickerchen“, wenn sie meine Figur mit der von Pepino vergleicht. Dabei war selbst die Tierärztin von meinem Gewicht angetan und meinte, dass ich genau richtig bin. Das will ich aber auch meinen! Wenigstens tüttelt Frauchen nicht dauernd mit diesem kleinen Spanier herum und kuschelt auch noch mit mir. So gesehen: Er darf bleiben… Text/Foto: Marion Friedl