Paulchens Welt: Irre – zeitgleich schimpfen und belohnen

Copyright: Marion Friedl

Braves Verhalten – Belohnung. Nicht brav gewesen – keine Belohnung oder Schimpfe. Das ist doch klar bei der Hundeerziehung, oder? Möchte man meinen, aber Euer Paulchen bekommt von Frauchen nicht immer die richtigen Signale. Sie setzt manchmal zeitgleich auf schimpfen und belohnen. Und so was nennt sich Tierpychologin. Ts, ts, ts…

Pflichtbewusste Anwesenheit in der Küche

Als treu ergebener Hund, was ich ja sein soll und wenn man als Hund Anstand hat auch ist, halte ich mich bevorzugt gerne direkt bei Frauchen auf. Außerdem bin ich hilfsbereit und fleißig: Wenn etwas herunter fällt, mache ich den Boden wieder sauber. Das erfordert aber meine Anwesenheit nah bei Frauchen. Besonders gefragt sind meine Dienste in der Küche – und hey: Ich habe nichts dagegen, denn da mache ich besonders gerne sauber. Also lege ich mich stets pflichtbewusst hinter Frauchen nieder, beobachte alles und warte auf den ersten Säuberungsauftrag.

Frauchen ist etwas unachtsam

Nun ist das für Frauchen offenbar ein wenig schwer zu verstehen. Sie geht manchmal einen Schritt rückwärts und passt nicht auf ihr Paulchen-Personal auf. Da ist es sogar schon vorgekommen, dass sie auf eine Pfote getreten oder über mich gestolpert ist. Jedes Mal geht dann die Schimpferei los: „Weg da! Lieg nicht immer hinter mir!“

Stolpern, schimpfen, belohnen – und das alles zeitgleich

So weit wäre das noch verständlich, aber wenn bei ihr schimpfen und belohnen gleichzeitig passiert, ist das echt ein Verständigungsproblem: Sie stolperte mal wieder über mich, schimpfte und warf zugleich Nudeln mit Soße als Belohnung runter. Alles zeitgleich – das heißt: Perfektes Timing, aber schimpfen und belohnen ist kein korrektes Verhalten als Tierpsychologin. Ich habe daraufhin die Schimpferei ignoriert, weil ich sie der Belohnung nicht zuordnen konnte. Dafür habe ich alles blitzeblank sauber gemacht und Frauchen damit viel Arbeit erspart. Wahrscheinlich war der Nudel-Snack ein Honorar-Vorschuss für geleistete Putzarbeit.

Man kann ja mit mir reden

Frauchen gab sich versöhnlich und hey: Man kann ja mit mir reden. Sie redete auch mit mir über die Angelegenheit. In vollständigen Sätzen. Ewig lang. Irgendwann meinte sie mit einem Seufzen: „Ich fürchte, Du hast nichts verstanden.“ Ich sah sie jedoch mit allwissendem Blick an, denn ich verstand hinten sehe ich nichts, soll nicht böse enden. Alles andere war Zugabe von Frauchen. Also machte ich eine Kurzzusammenfassung auf hündisch: Sie will nach hinten sehen und ist da nichts, kann es nicht böse enden.

Mein inkonsequentes Frauchen wohnt immer noch bei mir

Ich lag mit meiner Übersetzung wohl falsch. Als sie wieder über mich stolperte, rief sie: „Ich hab Dir doch gesagt, Du sollst nicht hinter mir liegen, weil das böse enden kann.“ Moment! Ganz so hast Du das nicht gesagt, Frauchen. Von liegen war keine Rede. Außerdem musst Du nur nach hinten sehen, dann kann es nicht böse enden. „Du musst einfach weggehen.“ Ich war entsetzt: Was? Kein Schimpfen und Belohnen? Jetzt schmeißt sie mich auch noch raus? Ihr könnt Euch vorstellen, dass ich auf der Hut war. Wer will schon rausgeschmissen werden… Aber nichts passierte: Sie wohnt immer noch bei mir. Inkonsequenz ohne Ende – und das als Tierpsychologin.

Selbst meine Versetzung hat nichts geholfen

Aber man ist ja kompromissbereit. Ich sorgte beruflich selbst für meine Versetzung, um das missverständiche schimpfen und belohnen aus der Welt zu schaffen. Nun liege ich in der Küche nicht mehr hinter ihr. Dafür aber liege ich neben ihrem Stuhl, wenn sie isst. Ich bin dabei ganz leise, damit ich sie nicht störe und mir kein Betteln unterstellt wird. Und was passiert? Sie steht auf, geht zur Seite und stolpert mal wieder über mich. Auch da fällt schon mal was zu Boden, das ich dann wieder wegputzen muss. Irre ist das bei uns schon… Text: Paulchen / Foto: Marion Friedl

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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