Paulchens Welt: Ich werde Spiele-Qualitätsmanager

Copyright: Marion Friedl

Spiele sind toll. Aber manchmal sind sie verbesserungswürdig. Also habe ich beschlossen, im Qualitätsmanagement Karriere zu machen. Das wäre doch gelacht, wenn Euer Paulchen Intelligenzspiele und Co. nicht optimieren könnte.

So geht das Frauchen…

„Ich bin gespannt, ob Du die Aufgabe lösen kannst“,  meinte Frauchen, holte zwei Holzkästchen hervor und füllte Leckerlis hinein. Ich stürzte mich auf die Kästchen, um die Leckerlis heraus zu holen. „Halt! Ich muss sie erst zumachen“, bremste sie meinen Eifer. Häh? Warum verschließen, wenn ich sie wieder öffnen soll? Ein völlig überflüssiger Arbeitsschritt, befand ich. Als die Kästchen zu waren, schubste ich sie, sprang auf sie und kippte sie im Schleudergang um. Die Deckel fielen runter und ich fraß die Leckerlis. Das sollte mir erst mal jemand nachmachen. „So nicht, Paulchen“, korrigierte mich Frauchen, brachte Ordnung in den Kästchensalat, befüllte und verschloss sie wieder. Dann bewegte sie ein Deckelchen, öffnete so das Kästchen und verschloss es wieder. Mit der Pfote haute ich auf das Kästchen, das einen Luftsprung machte, sich öffnete und die Beute freigab. So geht das Frauchen…

Warum sollte ich mich schämen?

„Das ist wohl noch nichts für Dich“, meinte Frauchen. Ich war völlig anderer Ansicht. Man muss das nur vereinfachen. Frauchen stapelte die Kästchen und ließ mich allein mit dem Spiele-Problem. Versuch macht klug, heißt es. Also widmete ich mich dem obersten Kästchen, knabberte am Deckel und als er nur noch halb so groß war, betrachtete ich zufrieden mein Werk. Nun musste Frauchen den Deckel nicht mehr abnehmen, um Leckerlis einzufüllen und ich kam sofort an die Beute. Cool, oder?

Nun ja, Frauchen fand es weniger cool. „Was hast Du angestellt?“, rief sie. „Schäm Dich.“ Gehorsam rieb ich mir mit der Pfote über die Augen und die Schnauze wie ich es für das Kommando „Schäm Dich“ gelernt hatte. In meinem Köpfchen ratterte es: Warum sollte ich mich schämen? Ich habe doch nur das Spielzeug hunde- und frauchengerecht optimiert. Ein Lob wäre angebracht gewesen – und ein Leckerli als Honorar für den Qualitätsmanager.

Hilfsbereitschaft war nicht gefragt

„So nicht, kleiner Mann“, sagte Frauchen und wackelte mit dem Zeigefinger. Immer wenn sie kleiner Mann zu mir sagt, habe ich etwas verbockt. „Jetzt ist das Spielzeug kaputt“, beschwerte sie sich. Von wegen! Jetzt kann man es gut benutzen. Aber vielleicht lag die miese Laune an den Holzspänen, die ich verteilt hatte. Hilfsbereit wollte ich sie wegfuttern, aber Frauchen verjagte mich mit dem lauten Staubsauger.

Der Ball hat die Tasse angegriffen

Ich zog mich zurück, um an meinen Fertigkeiten als Qualitätsmanger zu feilen. Ich schnappte mir den Stoffball, in dem ein Glöckchen bimmelt. In hohem Bogen warf ich das Ding, das man eigentlich rollen und schubsen soll, durch die Luft – und traf Frauchens Kaffeetasse. Ich zog mich schlau unter den Schreibtisch zurück und musste nicht lange warten, bis Frauchen erbost rief: „Wer war das?“ Ich dachte mir noch: Blöde Frage, wir wohnen hier allein… Aber um gut wegzukommen, setzte ich den „Ich war’s nicht“-Blick auf. „Das sagen sie alle“, kommentierte sie meinen Blick, den sie richtig übersetzt hatte. „Du bist ein schlimmer Hund“, lautete ihr Urteil.

Notoperation für das schweigende Plüschtier

Ich war beleidigt. Weil der Stoffball eklig nach Kaffee roch, nahm ich mir ein Plüschtier und kaute darauf angesäuert herum. Es quietschte zwischen meinen Zähnen. Frauchen rief: „Quietsch nicht dauernd. Das nervt.“ Als ob ich quietschen würde und nicht das Plüschtier. Aber gut, hole ich eben das Pfeiferl aus dem Plüschttier heraus und dann ist Ruhe. Gedacht, getan – das schweigende Plüschtier hatte am Ende eine offene Wunde und Frauchen musste eine Notoperation starten.

Rettungsaktion im Müll

Ich beobachtete sie und setzte mich versehentlich auf das Pfeiferl. Es quietschte  unter mir. „Hast Du das Ding verschluckt und quietscht Du jetzt?“, fragte Frauchen und piekte mit dem Finger in meinen Bauch. Nichts quietschte. Aber ich wurde unruhig. Wer lässt sich schon gerne in den Bauch pieken? Ich wetzte auf dem Hintern herum und es quietschte wieder. „Oh, schon am Ausgang angekommen“, staunte Frauchen. Ich wunderte mich ein wenig, wie rasant Frauchen meine Verdauung einschätzte, aber egal. „Und auch noch sauber“, freute sich Frauchen, nahm mir das Quietschi unter dem Hintern weg und warf es in die Mülltonne. Mir schoss durch den Kopf: Das ist meins! Als es in hohem Bogen im Müll landete, steckte ich meinen Kopf in die Tonne. „Raus da!“, rief sie. Nix da, dachte ich mir. „Geh weg, Paulchen!“ Vergiss es, Frauchen. Letztlich zog sie meinen Kopf aus dem Müll und sagte: „Für heute hast Du genug angestellt.“

Frauchen steht nicht auf Spiele-Optimierung

Angestellt? Ich habe ein Intelligenzspiel noch intelligenter gemacht, den Stoffball in einen Segelflieger verwandelt, das Plüschtier quietscht nicht mehr gepeinigt und ich wollte ein Zubehörteil für das Qualitäts-Ersatzteillager retten – und das kreidest Du mir an? Ich bin enttäuscht von Dir Frauchen… Text: Paulchen / Foto: Marion Friedl

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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