Hunde gähnen nicht nur, wenn sie müde sind oder frischen Sauerstoff brauchen. Es gibt viele Gründe, die auch beim Training wichtig sein können.
Große Klappe bei Faulenzern und Frischluft-Fans
Werden Hunde müde, gähnen sie wie wir Menschen. Das bedeutet logischerweise: Ruhe, ich will ein Nickerchen machen. Allerdings ist das Gähnen anfangs noch ein Aufbäumen gegen die Müdigkeit. Wenn Hunde gähnen, schnappen sie quasi frische Luft: Vielleicht wird man ja mit einer Dosis Sauerstoff wieder munter. Schließlich bekommt dann die Lunge mehr Luft und sie kann Blut zum Herz losschicken. Meistens hat dieses Gähnen aber keinen Erfolg und der Hund schlummert trotzdem weg.
Stress wird weggegähnt
Hitze, neue Kumpels, Überforderung, fremde Umgebung, unbekannte Situationen, Aufregung vor dem Gassi gehen – irgendwas kann immer Stress verursachen. Wenn Hunde gähnen, wollen sie diesen Stress abbauen. Einmal so richtig gähnen – das entspannt und beruhigt.
Dicke Luft? Gähnen kann beschwichtigen
Der Mensch hat schlechte Laune, der Hundefreund ist auch nicht gut drauf? Das mögen Hunde gar nicht, denn sie sind eigentlich Fans von Harmonie. Das ist nicht so anstrengend wie Streit. Deshalb beschwichtigen Hunde, wenn sie zum Beispiel an den Lefzen lecken oder gerne unser Gesicht in Mundnähe lecken würden. Eine andere Methode des Beschwichtigens ist das Gähnen. Das ist Kommunikation und bedeutet: Reg Dich ab. Ich will keinen Ärger. Bei diesem Gähnen wird oft der Kopf zur Seite gewandt.
Gähnen unterstützt das Hecheln
Ist es heiß oder war das Training anstrengend, reagieren Hunde mit Hecheln. So kühlen Hunde ihre Körpertemperatur runter. Klar, frische Luft schnappen kann auch helfen. Deshalb wird zwischendrin und am Ende der Hechelei gegähnt, um möglichst tief und viel Luft zu holen.
Gegähnt wird auch bei Unsicherheit und Ratlosigkeit
Entscheidungen können knifflig sein und eine unbekannte Situation kann verunsichern. Versteht der Hund ein Kommando nicht, dann ist er erst mal ratlos. Ist ihm eine Situation nicht geheuer, setzt er auf Vorsicht oder er ist sogar ängstlich. Das ist immer ein guter Grund, um mal zu gähnen. Mit dieser Übersprunghandlung wollen Hunde Zeit gewinnen, um etwas einzuschätzen, eine Lösung für das Kommando-Problem zu finden oder um ein Objekt zu beobachten. Gleichzeitig wird Stress weggegähnt. Damit aber immer noch nicht genug: Das Gähnen ist auch ein vorsorgliches Beschwichtigen, damit der Mensch nicht sauer ist, wenn der Vierbeiner nicht auf Kommando folgsam ist.
Gähnen ist ansteckend
Schon mal ausprobiert? Man gähnt mehrfach, der Hund beobachtet das und plötzlich gähnt auch er. Hunde ahmen Verhalten auch nach. Das tun sie beim Menschen und auch bei gähnenden Artgenossen. Text/Foto: Marion Friedl