Letzter Liebesdienst vor dem Tod des Haustieres

todWenn die letzte Brücke überquert wird und das Haustier für immer einschläft, dann ist die Trauer groß. In seinen letzten Augenblicken braucht der treue Freund noch einmal seinen Menschen: Wie schmerzlich das Abschied nehmen auch ist – wenn das Tier stirbt, ist es vor seinem Tod Zeit für einen letzten Liebesdienst.

Helfen Sie dem Liebling mit Ruhe, Sicherheit und Nähe

Natürlich ist man unendlich traurig, doch wer seinem Tier helfen will, die letzte Reise ohne Angst anzutreten, der sollte auch daran denken, dass sich die Stimmung des Menschen auf das Haustier überträgt. So schwer es auch fällt, die beste Hilfe ist für das Tier, wenn man ihm das Gefühl von Ruhe, Sicherheit und Nähe vermittelt. Ein sanftes Streicheln und Festhalten und freundliche Worte, die ihm vertraut sind, erleichtern ihm das Fortgehen und Loslassen.

Oft kommt der Abschied für immer nicht urplötzlich und geht auch nicht schnell vorbei. Da ist die Untersuchung beim Tierarzt, die Beratung mit dem Tierarzt und mit Angehörigen, dann die Entscheidung und dann erst wird die letzte Spritze gesetzt. Viel Zeit, in der es schwierig ist, Ruhe zu bewahren und auszustrahlen. Um da durchzukommen, sind kleine gedankliche Tricks erlaubt: Lenken Sie sich ab, indem Sie die Blicke umherschweifen lassen, zum Fenster hinaus schauen oder denken Sie an einen glücklichen Moment, an den schönen Urlaub: Egal, woran Sie denken – Sie müssen es niemandem verraten, aber die Ablenkung hilft Ihnen und dem Tier, denn es reduziert die Trauer und Aufregung ein wenig.

Begleiten Sie Ihren Vierbeiner bis zuletzt

Wenn es dann so weit ist, sollte die Bezugsperson nah beim Tier sein. Das Haustier hat Ihnen ein Leben lang vertraut und wird es auch jetzt tun. Schenken Sie ihm dieses Vertrauen, das er jetzt vor dem Tod so sehr braucht. Das Tier will noch einmal Ihre Nähe spüren, sich geborgen und sicher fühlen und wissen, dass Sie bei ihm sind, ihn beschützen, ihn nicht im Stich lassen und alles im Griff haben. Machen Sie ihm dieses letzte Geschenk und streicheln Sie Ihren Partner, reden Sie mit ihm (z.B. so als würden Sie ihm eine Gute Nacht wünschen) und halten Sie ihn fest, bis er für immer eingeschlafen ist.

Auch wenn Sie Angst haben, ob Sie diesen letzten Schritt gemeinsam gehen können, versuchen Sie es! Sie tun das nicht nur für das Tier, sondern auch für sich: Wer den treuen Freund allein über die Regenbogenbrücke gehen lässt und den Raum verlässt, bekommt später häufig ein schlechtes Gewissen und es quälen bohrende Fragen: Hätte ich ihm besser helfen können? Wie hat er sich gefühlt ohne mich? Kann er mir meine Schwäche verzeihen? Zu einem gemeinsamen Leben gehört auch ein liebevoller Abschied und das gemeinsame Bestehen von schwierigen Situationen – und das ist der Tod zweifelsohne.

Trauer und Fragen nach dem Tod

Die Trauer wird sich nach dem Tod des Tieres erst so richtig Bahn brechen. Und wieder sind da wichtige Fragen: Wie soll das Haustier bestattet werden? Ob Tierfriedhof, Einzel-Einäscherung mit Urne für Zuhause oder ein Diamant aus der Asche gefertigt – es ist eine Frage des Gechmacks und nicht zuletzt des Geldbeutels. Auch die Frage, ob man sein geliebtes Haustier ausstopfen lassen will, ist eine sehr individuelle Frage. Es steht mir und keinem anderen zu, in dieser Frage irgendwelche Wertungen abzugeben. Nur eines ist mir wichtig, zu sagen: Nicht alle Menschen können sich teure Bestattungsmöglichkeiten leisten und müssen mit der klassischen Tierkörperverwertung vorlieb nehmen. Das bedeutet aber nicht, dass sie ihr Tier nicht geliebt hätten und dass ihnen der Tod des treuen Freundes egal wäre. Sie trauern nicht weniger und schaffen sich z.B. mit einem Foto im Wohnzimmer einen eigenen Ort der Trauer und der Erinnerung. Oft bedauern diese Tierhalter, dass es ihnen keine würdevollere Bestattung möglich war, aber ich glaube nicht, dass das Haustier in seiner neuen Welt Vorwürfe macht oder traurig ist. Für das Tier war das Hier und Jetzt wichtig und da hatte es bis zum letzten Atemzug die Liebe seines Menschen.

Sehen sich Mensch und Tier eines Tages wieder?

Es gibt viele Menschen, die an ein Wiedersehen nach dem Tod glauben, wenn sie eines Tages selbst den Sternenflug antreten. Ob das so sein wird, kann niemand sagen und vielleicht ist es auch nur ein romantischer Gedanke. Aber schön wäre es schon, oder? Also darf man auch daran glauben und sollte es wirklich so sein, dann wird das Haustier bestimmt nicht vorwurfsvoll auf seinen Menschen warten, sondern ihm freudig entgegenlaufen, denn er hat seinen Zweibeiner wieder, man ist wieder ein Team und das Band der Liebe und Freundschaft kann neu geknüpft werden. Das ist dann das einizige, das zählt in diesem Leben danach.

Wann es Zeit für ein neues Tier ist, entscheidet Ihr Herz

Doch bleiben wir beim irdischen Leben nach dem Tod des geliebten Haustiers. Wie oft habe ich die Frage gehört: Soll ich mir gleich wieder ein neues Tier anschaffen oder eine gewisse Zeit warten? Eine Frage, die jeder selbst beantworten muss und oft entscheidet das Herz. Ich bin von Kindesbeinen mit Hunden aufgewachsen und da ich nun auch schon 50 bin, gab es schon mehrere Abschiede. Jedes Mal hatte sich die Familie eine Hunde-Auszeit gegönnt – ganz nach dem Motto: So einen tollen Hund kriegen wir nie wieder. Doch spätestens nach einem halben Jahr fehlte uns allen etwas und es kam wieder ein Hund ins Haus. Der war anders als der Vorgänger und das war gut so, denn so wurde er wieder zu einem tollen Hund, wie es ihn nur einmal gibt. Als mein letzter Dackel starb, verging nicht so viel Zeit: Es war purer Zufall, dass ich nur vier Tage später Kimba kennenlernte: Er war so schüchtern und sah mich nur von Weitem an. Doch als ich mich zu ihm auf den Boden setzte, legte er die Pfote auf meinen Oberschenkel. In diesem Moment war klar, dass wir gemeinsam nach Hause gehen werden. Jetzt sind wir seit fast zehn Jahren ein Herz und eine Seele. Zurückblickend kann ich sagen: Es war gut, dass sich Kimba so kurz nach dem Tod meines Dackels in mein Leben gepfötelt hat.

Manchmal ist der Tod ein Geschenk

Sie sehen: Pauschale Aussagen gibt es nicht. Der Tod ist eine ganz persönliche Angelegenheit – auch der Tod des geliebten Haustieres. Manchmal ist der Tod übrigens auch ein Geschenk und eine Erlösung: Da, wo das Tier am Ende hinreisen wird, gibt es keine Krankheit und keine Schmerzen. Text/Foto: Marion Friedl

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Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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