Was bringt der Clicker wirklich? Klappt damit die Hunde- und Katzenerziehung besser? Ich sage: Der Clicker ist kein Wundermittel oder Zauberutensil. Eine Erziehung von Hund und Katze kann ebenso gut ohne Clicker klappen, wenn folgende Grundvoraussetzungen stimmen:
- Der Ton macht die Musik: Die richtige Stimmlage ist wichtig, damit das Tier zwischen freundlichem Lob, bestimmtem Kommando und strenger Rüge unterscheiden kann.
- Das Lob ist unverzichtbar: Es nutzt nichts, Fehler dauernd zu rügen. Stattdessen sollte man falsche oder nicht ausgeführte Kommandos ignorieren, die Übung von Neuem beginnen und richtiges Verhalten loben. Dieses Lob darf freudig ausfallen, damit Hund und Katze wissen: Das wurde von mir erwartet; ich habe es richtig gemacht.
- Nicht am Honorar sparen: Arbeiten Sie für nichts? Das Einkommen ist für Sie die positive Bestätigung und der Lohn für Ihre Leistung. Das ist bei Ihrem Hund bzw. Ihrer Katze nicht anders – nur dass der Lohn nicht aus Euros, sondern aus Leckerlis, einem Streicheln oder einem Spiel besteht. Die Währungen sind anders, aber der Effekt ist gleich: Arbeit muss sich lohnen und ausgeführte Kommandos sind für Hund und Katze Arbeit.
- Auf das Timing kommt es an: Entscheidend ist, dass das Lob oder auch das korrigierende Nein blitzschnell nach der Aktion des Tieres erfolgt und dem Lob umgehend die Belohnung folgt. Es muss sekundenschnell reagiert werden, denn nur dann kann das Tier das Lob mit seiner Aktion verknüpfen. Nur eine Sekunde später ist das Tier mit etwas ganz anderem beschäftigt (das kann eine Körperhaltung, ein Blick, ein Lauschen sein) und schon wird das Lob einer ganz anderen Handlung zugeordnet. Dieses Timing gilt sowohl für das Wort als auch für das Klickergeräusch.
Für wen könnte der Clicker in Frage kommen?
- Wer die lobende Stimmarbeit nicht leisten kann, der ist gut bedient mit einem Clicker. Das kann der Fall sein, wenn z.B. stumme Menschen nur mit Sichtzeichen arbeiten können. Hier kann das Clicker-Geräusch das verbale Lob ersetzen.
- Wenn der Hund oder die Katze partout nicht verstehen will, was er richtig oder falsch macht, kann eine Bestätigung mit Klickgeräusch mehr Aufmerksamkeit beim Tier erregen.
Hat der Clicker auch Nachteile?
- Ängstliche und scheue Tiere mögen den Clicker nicht immer: Das Klickergeräusch kann sehr sensible Tiere erschrecken. Das gilt auch für die Clicker, bei denen die Lautstärke reduziert werden kann. Der Schreck beeinträchtigt den Lernwillen und Lernerfolg.
- Ohne Anklickern geht nichts: Damit der Clicker erfolgreich eingesetzt werden kann, muss das Tier erst mal „angeklickert“ werden, bevor der Unterricht starten kann. Das heißt: Hund oder Katze müssen erst mal das Geräusch des Clickers begreifen und zuordnen können. Erst nach dem Anklickern kann mit den eigentlichen Lektionen begonnen werden. Angeklickert werden kann zum Beispiel so: Der Besitzer hält ein Leckerli in der geschlossenen Hand: Stupst die Tiernase an die richtige Hand, wird der Clicker betätigt und die Hand geöffnet, damit das Tier an die Belohnung kommt. Das muss so lange gemacht werden, bis das Tier zuverlässig verstanden hat, dass es nur verheißungsvoll klickt, wenn es etwas richtig gemacht hat. Bei den einen Tieren geht es schneller, bei anderen dauert es länger bis der Groschen fällt.
- Im Alltag schleppt man nicht immer den Clicker mit sich herum. Mal ist er in der anderen Jackentasche, mal nicht schnell genug griffbereit und mal hat man ihn verschusselt.
Mein Fazit: Stimme schlägt Clicker
Ein Clicker ersetzt das verbale Lob und kündigt zugleich die Belohnung an. Dieses Prinzip basiert auf dem sogenannten „Pawlow’schen Effekt“, der bei einem bestimmten Geräusch das Wasser im Maul zusammenlaufen lässt. Dieses nach dem Wissenschaftler Pawlow benannte Prinzip wird gerne bei Versuchen in der Verhaltensforschung angewandt. In der Hundeerziehung kann die Stimme den gleichen Effekt erzielen. Macht das Tier etwas richtig, hört es ein freudiges Lob des Menschen und erwartet dabei eine Belohnung (streicheln, Leckerli oder Spiel).
Die Stimme ist also gleichbedeutend wie das Clicker-Geräusch und meines Erachtens die bessere Wahl. Es liegt in der Natur des Menschen, dass er mit Worten kommuniziert. Das Kommando muss der Mensch – auch mit Clicker – selbst in der richtigen Tonlage geben. Warum also soll er das Lob durch ein Geräusch ersetzen, wenn es mit freundlichem Ton genauso gut geht und es die persönlichere Art der Kommunikation ist. Der Hund und die Katze erwarten keinen wortkargen Zweibeiner und orienteren sich an der Tonlage. Aber: Sie registrieren auch Gemütsregungen und Körpersignale – und nutzen diese als Orientierungshilfen. Ängstlichkeit, Ärger oder Anspannung als Gemütsregung oder Körperhaltung registerieren Hund und Katze sofort und sie reagieren entsprechend. Beispiel: Hat ein Mensch Angst vor großen Hunden, spürt das der Hund und übernimmt – auch wenn er noch so klein ist – die Führung. Er zieht, bellt, knurrt und ignoriert Kommandos, weil der Mensch Angst gezeigt hat und damit signalisierte: Ich komme allein nicht klar. Ein Clicker ändert daran gar nichts, denn die transportierte Stimmung des Menschen und die dazugehörige Körperhaltung bleibt die selbe.
Für mich besteht die beste Erziehungskombination aus guter Stimmarbeit, der Kombination von verbalen Kommandos mit Sichtzeichen, richtiger Körperhaltung (z.B. selbstbewusst bei Kommandos, locker bei Freude) und raschem Lob inklusive Belohnung. Dann ist auch kein Clicker nötig, nur Geduld, Konsequenz und – sowohl beim Tier als auch beim Menschen – Freude am Unterricht.
Übrigens: Unter die Lupe genommen habe ich in einem anderen Beitrag auch die Trainings Disks im Vergleich mit der Wurfkette als akustische Bestrafung. Text/Foto: Marion Friedl