Frauchen schimpft, Hund zieht den Kopf ein, schleicht davon und versteckt sich unter dem Tisch. Nicht wahr, das kennt Ihr auch? Also, Euer Kimba muss da echt ein dickes Lob an alle Hunde aussprechen: Die Nummer kriegen wir doch jedes mal perfekt hin. Und jedes Mal glaubt unser Zweibeiner, dass wir ein schlechtes Gewissen haben. Aber stimmt das auch? Psst! Ich verrate es Euch.
Manchmal ist es echtes schlechtes Gewissen
Okay, nicht immer ist unser schlechtes Gewissen geschwindelt. Manchmal haben wir das wirklich. Allerdings neigen wir Hunde auch zur Vergesslichkeit. Deshalb kommt es ziemlich aufs Timing an, wenn Ihr uns schimpft. Sind wir gerade mit dem Fehltritt beschäftigt und hören gleichzeitig ein „Pfui“, dann ducken wir uns sozusagen wahrheitsgemäß und verdrücken uns. Ja, das ist echtes schlechtes Gewissen, weil wir die Schimpfe unserer Missetat zuordnen können.
Wir beherrschen auch den Fake
Anders sieht das aus, wenn wir nachträglich gerügt werden. Ob Sekunden, Minuten oder Stunden – egal: Wenn das Malheur in der Vergangenheit passiert ist und wir verspätet geschimpft werden, können wir den Tadel nicht mehr der Tat zuordnen. Wir haben keine Ahnung, warum der Mensch sauer ist, weil wir längst mit etwas ganz anderem beschäftigt sind (dösen, kratzen, spielen oder was auch immer). Aber weil wir der Stimme anhören, die Erregung riechen und der Körperhaltung den Unmut ansehen, wissen wir: Oh, oh – der ist nicht gut drauf. Vorsorglich zeigen wir wieder unsere geduckte Schlechtes-Gewissen-Haltung, weil sich die immer bewährt hat, wir damit beschwichtigen wollen und wir uns gleichzeitig vor der miesen Stimmung verdrücken. Es schadet nichts, wenn man Ärger aus dem Weg geht und nicht in der Schusslinie bleibt. In Wirklichkeit aber haben wir keinen blassen Schimmer, was wir angestellt haben könnten, das unseren Menschen so verärgert hat. In diesem Fall ist unser schlechtes Gewissen nur Fake. Aber ein schlauer Fake, oder?
Es kommt aufs Timing an
Jetzt wollt Ihr auch noch ein Beispiel für das Timing haben? Okay, probieren wir es mit dem Klassiker: Hund pinkelt in die Stube, wird dabei ertappt und hört ein Pfui – in diesem Fall hat er tatsächlich ein schlechtes Gewissen, weil Rüge und Tat gleichzeitig passieren. Andere Situation: Hund pinkelt in die Wohnung, der Zweibeiner entdeckt es Minuten später und schimpft den Hund mit Pfui – der stubenunreine Hund zeigt zwar ein schlechtes Gewissen mit seiner geduckten Haltung und seiner Flucht unter den Tisch, aber er hat keine Ahnung, warum der Mensch sich so aufregt. Er hat schlichtweg vergessen, dass er in die Wohnung gepinkelt hat. Man kann sich ja nicht alles merken…
Auf Missetaten richtig reagieren
Klar, jetzt wollt Ihr auch noch wissen, wie der Mensch richtig reagiert, wenn wir Hunde etwas verbockt haben. Erwischt Ihr uns inflagranti, dann dürft Ihr schimpfen – aber bitte vergesst nicht, Euch ein paar Minuten später wieder mit uns zu versöhnen. Entdeckt Ihr das Unglück erst später, dann könnt Ihr Euch die Schimpfe sparen. Sattdessen beseitigt Ihr stillschweigend das, was wir angerichtet haben.
Lob ist besser als Strafe
Und noch etwas: Fußtritte oder Schläge mit der Hand oder der Zeitung sind als Strafe tabu wie alle gewaltsamen Maßregelungen. Aber das gilt auch für etwas Ekliges: Bitte tunkt nicht die Hundenase in einen versehentlich abgesetzten Haufen oder eine unabsichtlich geflossene Pfütze! Das ist erniedrigend und hat absolut keinen Erziehungseffekt. Viel wichtiger ist das Lob: Wenn wir das nächste Mal nicht in die gute Stube pinkeln, sondern anzeigen, dass wir raus müssen, dann müssen wir auch gelobt werden. Nur so lernen wir, was der Mensch von uns erwartet und irgendwann können wir es dann ein Leben lang. Alles klar? Text: Kimba / Foto: Marion Friedl