Kimba wartet auf den Osterhasen
Copyright: Marion Friedl

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Hey Leute, was macht Ihr denn so? Also ich warte. Vor dem Fenster, am Gartenzaun, beim Gassi gehen – ich warte. Worauf? Na, auf den Osterhasen wartet Euer Kimba. Frauchen sagt, dass der jetzt oft unterwegs ist, weil er so viel zu tun hat. Nur bei mir lässt er sich nicht blicken. Aber so kurz vor Ostern muss der Hase doch irgendwann vorbei hoppeln. Aber nichts, niente, nothing – nur ein wartender Kimba und sonst gar nix.

Füße waschen geht auch in der Pfütze

Dabei müsste der heutige Gründonnerstag ganz nach dem Geschmack von diesem Hasen sein. Gras ist grün und Kräuter auch – gut für die Hasenapotheke, gut fürs Eierfärben. Der Gründonnerstag heißt übrigens so, weil in den Kirchen grüne Zweige rum hängen. Soll an einen Ölbaum erinnern oder so was. Komisch ist auch, dass in den Kirchen Füße gewaschen werden. Frauchen macht das daheim unter der Dusche und ich renne durch Pfützen: Das geht schnell und die gesunde Schlammpackung gibt es gratis dazu.

Kein Grünzeug an Gründonnerstag!

Aber egal… Am Gründonnerstag essen die Menschen Grünzeug. Da muss ich heute aufpassen: Nicht dass Spinat oder ein Kräutersupperl in meinem Napf landet. Nee, Hunde sind Fleischfresser. Das war schon immer so. Keine grünen Tricks bei meiner Fütterung! Dann wuffe ich einfach mal „artgerecht“ in den Raum und schon klappt es mit der artgerechten Fleischnahrung. Wetten? Und wenn Frauchen auch nur ein grünes Blättchen auf mein Fleisch legt, dann fliegt das prompt raus. Ich will das Ding nicht. Verhandelbar wäre das nur, wenn mir der Osterhase persönlich das Grünzeug serviert – dann müsste ich nicht mehr auf ihn warten.

Keine Jammerei, wenn man auf den Osterhasen wartet

Es gibt auch Leute, die sagen, dass dieses Grün im Donnerstag gar nichts mit der Farbe zu tun hat, sondern mit dem alten Wort greinen. Das bedeutet weinen und klagen. Okay, vor Ostern sind irgendwann mal schlimme Dinge passiert, aber das ist so lange her, dass man doch heute nicht mehr weinen muss. Außerdem: Ich mag es gar nicht, wenn mein Frauchen weint. Dann stimmt echt was nicht und ich muss mir Sorgen machen. Und Heulerei – das ist etwas für Wölfe und nicht für Hunde. Ich heule nicht, ich singe höchstens, wenn ein Tenor trällert. Das ist etwas ganz anderes. Das ist Kunst, das ist Kimba-Kunst und keine Jammerei. Ich soll mal singen? Vergesst es, ich warte mucksmäuschenstill auf den Osterhasen…

In meinem Napf landet Fleisch, aber kein Osterhasi

Apropos Jammerei: Die sollte auch morgen nicht an meinem Napf aufkommen. Bitte keinen Fisch, nur weil Karfreitag ist. Ich bin keine Miezekatze, ich bin ein echter Hund. Rind, Pute, Huhn – darf alles rein in den Napf. Aber kein Fisch und auch kein Osterhasi. Ich warte doch hier nicht auf einen toten Hasen. Außerdem wird der Osterhase noch gebraucht. Ich sage nur: Osternest. Am Karfreitag stehen die Chancen übrigens gut, dass ich den Osterhasen nicht überhöre. Da ist es ruhiger, weil keine Kirchenglocken läuten. Die fliegen an Karfreitag nämlich nach Rom. Echt, ist so! Das hat Frauchen in einem Buch gelesen. Ich habe keine Ahnung, wie die Glocken das machen, aber sie fliegen nach Rom, wo die katholische Kirche zuhause ist. Und dass sie nicht läuten, hat schon wieder was mit den schrecklichen Dingen vor vielen, vielen Hundejahren zu tun. Sie verstummen vor lauter Traurigkeit und erinnern an die Leiden des Jesus. Mann bin ich froh, dass ich Hund bin, denn ich lebe im Hier und Jetzt und kümmere mich nicht um die Vergangenheit und auch nicht um die Zukunft – außer ich warte auf den Osterhasen, denn ob der noch kommt, ist Zukunftsmusik.

Frauchen ratscht den Osterhasen weg

Erfahrungsgemäß dümpelt der Karsamstag vor sich hin. Manchmal laufen Ministranten herum und machen mit Ratschen Krach. Das soll das Glockenläuten ersetzen. Aber das wird nicht mehr überall gemacht und bei uns ist es am Karsamstag immer ruhig. Ehrlich gesagt: Die Ratschen brauchen wir nicht. Ich soll auch meine Klappe halten und keinen Krach machen. Und Ihr solltet mal hören, wie mein Frauchen ratschen kann – reicht völlig… Wahrscheinlich lässt sich der Osterhase deshalb auch am Karsamstag nicht blicken…

Ich hätte den Osterhasen erwischen können…

Und dann ist endlich Ostern. Bunte Eier, vollgepackte Osternester und ich kann mit meiner tollen Hundenase richtig angeben. Frauchen würde die versteckten Osternester nie und nimmer finden. Eins gehört ihr und eins gehört mir. Der Osterhase achtet darauf, dass bei mir keine Schokolade oder sonst was Ungesundes im Nest liegt. Nur Hundeleckerlis sind drin. Und ab Ostern muss man nicht mehr aufpassen, was im Napf landet. Und diese Warterei auf den Osterhasen hat dann auch ein Ende – der hat die Nester versteckt und verzupft sich wieder für ein Jahr. Wahrscheinlich verpasse ich ihn auch heuer. Der scheint genau zu beobachten, wann ich auf der Lauer liege. Und er kommt deshalb nachts, wenn ich schlafe und seinen Einsatz verpenne. Aber im Traum, da sehe ich ihn: Der Hase flitzt über die Wiese, ich hinterher und fast erwische ich ihn – aber er schlägt einen Haken, grinst und ist weg. Naja, ich habe auch nicht richtig Gas geben, weil man zum Osterhasen ja nett sein muss. Aber ich hätte können, wenn ich gewollt hätte…. Text/Foto: Marion Friedl

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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