Kimba hat dem Nikolaus die Pfote geschüttelt
Copyright: Gerald Förtsch

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Hallo, Euer Kimba hat da mal eine Frage, denn heute ist ja Nikolaus-Tag: Habt Ihr schon mal dem Nikolaus die Pfote geschüttelt – äh, gegeben? Das traut Ihr Euch nicht, Ihr Angsthasen auf vier Beinen, oder? Ich habe das schon getan. Das war ein Erlebnis – das könnt Ihr mir glauben. Eigentlich hätte ja so viel Tapferkeit von mir belohnt werden müssen, aber was war? Nix hat er für mich dabei gehabt. Nur Schokolade für die Kinder und an die durfte ich mit meiner Nase nicht ran. Naja, Schwamm drüber. Auch als Heiliger kann man mal die Hundeleckerlis vergessen…

Ein schräger Typ mit stinkendem Bart

Es liegt schon ein paar Jährchen zurück, dass ich dem Nikolaus begegnet bin. Ich war damals mit Frauchen auf dem Christkindlmarkt und da stand einer im roten Mantel, mit langem Bart, Kapuze, goldenem Buch und großem Stab. Sah komisch aus, bewegte sich aber wie ein Mensch. Ich habe mich vorsichtshalber hinter die Beine von Frauchen gestellt, aber das hat nichts genutzt. Der Typ im roten Mantel hatte uns gesehen und uns zu sich heran gewunken. Also bin ich zu dem geworden, was mein Frauchen in solchen Situationen braucht: Ein tapferer Beschützer. Hoch erhobenen Hauptes bin ich mit ihr zu diesem Mann gegangen. Und dann traute ich meinen Ohren nicht: Sagte Frauchen doch gut gelaunt „Hallo, lieber Nikolaus“ zu ihm. Da dachte ich mir nur: Frauchen, Du kennst schräge Typen – vielleicht solltest Du Dir mal Gedanken darüber machen, mit wem Du so Kontakt hast. Der Gedankenblitz kam mir natürlich nicht ohne Grund: Dieser Nikolaus roch nicht hasenrein nach Mensch. Zwar konnte ich die Witterung Mensch aufnehmen, aber es mischte sich ein herber Geruch dazu und ich bemerkte, dass es nicht nur der Mantel war, sondern auch der Bart, der so gestunken – entschuldigung: gerochen – hat.

Nett war der Nikolaus – und ich wurde vom Heiligen gestreichelt

Der Nikolaus war aber ganz nett. „Ich setze mich mal hin, damit der Kimba keine Angst bekommt“, meinte er. Das war sehr freundlich von ihm, aber ich fragte mich: Woher zum Kuckuck kennt der meinen Namen? Hallo, Datenschutz! Aber egal: In seinem Goldenen Buch stehen alle guten und bösen Dinge drin, die man das ganze Jahr über getan hat. Und über mich hat der Nikolaus nur Gutes im Buch gefunden – was sonst? Dann hat der Nikolaus seine Hand ausgestreckt und wenn man mir eine Hand entgegenhält, mache ich natürlich das, was ein wohlerzogener Hund tut: Ich gebe ihm meine Pfote. Das hat den Nikolaus gefreut und er streichelte mir über den Kopf. Okay, ein Leckerli wäre mir lieber gewesen, aber man darf nicht undankbar sein. Wann wird man als Hund schon von einem Heiligen gestreichelt? Das ist etwas ganz Besonderes. Daheim hat mir Frauchen alles über den Nikolaus erzählt. Auch dass er manchmal den Kramperl dabei hat, der böse Kinder mit der Rute haut. Bei mir hatte der Nikolaus Engerl dabei – schließlich war ich das ganze Jahr über brav.

Ich bin kein Weichei, aber Engerl sind besser als Höllengeister

Die Engerl und der Nikolaus – das war toll und viel schöner als das, was ich mal vor Jahren gesehen habe: Höllengeister mit Blut, Fratzen, Fellen, Hörnern, lauten Glocken und an den Füßen haben sie Feuerkugeln hinter sich hergezogen. „Winter und Weihnachtszeit in Bayern ist nichts für Weicheier“, hat Frauchen damals gesagt und mir vom blutigen Thamerl, von der wilden Jagd im Sturm mit Wotan und seinen toten Kumpels, vom verkleideten Teufel und von faulen Mägden mit aufgeschlitzten Bäuchen erzählt. Und ich sitze mit meinem Hintern in Bayern und damit mittendrin in dem gruseligen Schlamassel. Ich habe damals die Höllengeister boykottiert und den Rückzug ins geparkte Auto angetreten und Frauchen musste es alleine mit diesen Höllengeistern aufnehmen. Ich konnte im Auto von dem Spektakel gar nichts mehr sehen – Mann, hatte ich Angst um mein Frauchen… Aber sie kam ja heile wieder und damals habe ich mir geschworen: Ich bin nie wieder ein Weichei und lasse mein Frauchen alleine mit Höllengeistern kämpfen. Gemeinsam sind wir stark. Frauchen passt auf mich auf und ich auf sie, denn ich bin ein Held und kein Weichei! Es soll ja jedes Jahr nur Gutes über ich im Goldenen Buch des Nikolaus stehen. Kann in Bayern nix schaden. Text: Kimba / Foto: Gerald Förtsch

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Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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