Keine gute Idee: Gassi gehen bei Gewitter
Copyright: Marion Friedl

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Endlich Sommer, endlich Zeit für ausgedehntes Gassi-Gehen, wandern, Badeausflüge und Grillpartys. Natürlich mit Hund. Doch was, wenn ein Gewitter aufzieht? Dann kann es im Freien schnell gefährlich werden und aufs Gassi gehen bei Gewitter sollte tunlichst verzichtet werden. Ein paar Tipps können helfen, Gefahren zu vermeiden und im Ernstfall richtig zu reagieren.

Die Lage vor der Gassirunde einschätzen

Im Sommer gehen Hundebesitzer gerne morgens und abends Gassi, weil es dann nicht ganz so heiß ist. Das ist schlau, aber vor allem abends kommt es im Sommer häufig zu Gewittern. Deshalb: Wetterbericht hören oder eine Wetter-App nutzen und dabei nicht nur das gesamtdeutsche Wetter betrachten, sondern vor allem auf die regionale und lokale Wetterlage achten. Besteht ein Gewitterrisiko fällt die Gassi-Runde eben mal kürzer aus und man wählt ein Ziel, das in der Nähe zum sicheren Zuhause liegt. Dann kann man rechtzeitig umkehren und relativ schnell ins sichere Haus zurück kehren.

Vor dem Gassi gehen hilft ein Blick aus dem Fenster. Wird es dunkler? Verfärbt sich der Himmel? Ziehen Wolken auf und türmen sich groß auf? Ist plötzlich Wind zu spüren? Sieht es schon ein wenig nach Regen aus? Wird es schwül und der Sonnenschein unangenehm? Stellen Sie auch die Lauscher auf: Wenn die Vögel nicht zwitschern, dann ist das eine hilfreiche Nachricht: Die Flattermänner haben es sich nämlich schon einen sicheren Unterschlupf gesucht und halten die Schnäbel, während sie auf das Donnerwetter warten. Beobachten Sie auch Ihren Hund: Unruhe, Anspannung, Rückzug, vorsichtig bis ängstliches Verhalten, Kontaktsuche zum Menschen, winseln  – all das kann darauf hin deuten, dass gleich etwas passieren könnte.

Die Zahl 30 weist auf Gefahr hin

Ein Gewitter kündigt sich meistens an. Mal sieht man in der Ferne einen Blitz zucken oder man hört weiter entfernt ein Grollen. Sicherheitshalber sollte man gleich ein sicheres Plätzchen suchen, denn Gassi gehen bei Gewitter ist keine gute Idee. Um abzuschätzen, wann es gefährlich wird, hilft die Zahl 30. Wer zwischen Blitz und Donner nicht bis 30 zählen kann, der ist in Gefahr, denn das Gewitter ist gar nicht mehr so weit weg. Und Sie werden merken: Bis 30 zählen, ist eine lange Zeit und nur sehr selten schafft man es bei einem nahenden Gewitter bis zur 30. Und wann ist die Gefahr vorbei? Etwa 30 Minuten nach dem Gewitter sind Sie und Ihr Hund wieder auf der sicheren Seite – außer es naht schon wieder eine neue Gewitterzelle.

Bei Gewitter einen Unterschlupf suchen

Doch was ist, wenn man vom Gewitter überrascht wird? Dann sollte man sich mitsamt Hund einen möglichst sicheren Unterschlupf suchen und dort abwarten, bis die Gefahr vorüber ist. Sicher ist es natürlich in einem Haus mit Blitzableitern, aber das ist manchmal nicht da, weil man beispielsweise im Wald oder in einem Park spazieren geht. Eine Garantie gibt es freilich nicht, aber wenn Sie dort eine Hütte oder ein Häuschen ohne Blitzableiter entdecken – dann ist das immer noch besser als gänzlich unter freiem Himmel. Meist ist Verlass darauf, dass Blitze sich den höchsten Punkt in der Umgebung aussuchen, um einzuschlagen. Das kann ein Baum sein und der ist höher als die Hütte oder das Häuschen. Auf freiem Feld hingegen kann es richtig gefährlich werden, denn da schlagen Blitze vermehrt direkt in den Boden ein, weil nichts Hohes vorhanden ist. Und wenn auf dem flachen Feld ein Heustadel steht, dann ist das nicht der richtige Unterschlupf, denn dieser Stadel ist der einzige höhere Punkt auf dem flachen Feld.

Abstand zu Bäumen und hohen Zielen

Wichtig: Von Bäumen sollte man mindestens zehn Meter Abstand halten. Also vergessen Sie die falsche Redewendung: Vor Eichen sollst Du weichen, Buchen sollst Du suchen. Egal welcher Baum, bei Gewitter droht unter jedem Baum Gefahr! Stattdessen sollte man Aussschau nach einer Brücke oder einer Unterführung halten: Dort kann man sich unterstellen bis das Gewitter vorbei ist. Übrigens: Denken Sie immer an die Höhe! Nicht nur Bäume sind hoch und deshalb ein Ziel für Blitze, auch Strommasten oder Laternen können getroffen werden. Und wer gerade auf einem Aussichtsturm steht – besser den Weg nach unten antreten!

Ein Hundeversteck ist besser als gar keines

Ist gar kein Unterschlupf in Sicht und das Wetter spielt so richtig verrückt, dann ist das hochgefährlich. Dieser Gefahr ausgesetzt, hilft nur noch eins: In die Hocke gehen, die Füße dicht zusammen stellen und die Fersen anheben. So verringern Sie Ihre eigene Höhe und auf Zehenspitzen auch die womöglich betroffene Fußfläche. Ihr Hund kann dies sicher nicht machen, aber er kann Ihnen zeigen, wo Sie mit ihm besser aufgehoben sind: Instinktiv wird er Schutz suche, zum Beispiel in einer Kuhle, unter Büschen oder unter einer Parkbank. Folgen Sie ihm dort hin und ducken Sie sich gemeinsam weg, denn seine Entscheidung ist nicht die Schlechteste. Natürlich kann seine Idee auch schief gehen, aber: Sein Versteck ist auf jeden Fall die bessere Wahl als frei und ungeschützt mitten im Gewitter zu stehen.

Im Auto sind Hund und Mensch sehr sicher

Wer das Auto in der Nähe geparkt hat, sollte zügig zum Wagen gehen, denn im geschlossenen Auto sind sie gut geschützt. Schließen Sie unbedingt die Fenster, damit das Auto zum Käfig wird, der einem einschlagenden Blitz stand hält. Elektronik und Reifen können beim Einschlag beschädigt werden, aber Sie und Ihr Hund sind im Auto sehr sicher.

Im Zweifel auf Spaß im Freien verzichten

Nicht nur das Gassi gehen, sollte bei einem nahenden Gewitter beendet werden. Das Aus oder eine Unterbrechung ist dann auch bei der Grillparty, beim Badespaß, für das Ballspiel oder bei einem Open Air-Event angesagt. Und: Lieber einmal zu oft die Gassirunde ausfallen lassen, als einmal zu spät. Text/Foto: Marion Friedl

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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