Katzen spielen gern und viel

katze-haengekorb-mfEin paar Spielmuffel gibt es immer, aber eigentlich sind Katzen Spiele-Fans. Doch was nach Spaß aussieht, hat für die Katzen einen tieferen Sinn. Sie halten sich damit fit, trainieren ihre Fertigkeiten und ihr Geschick, strengen ihre grauen Zellen an und pflegen den Sozialkontakt und die Kommunikation. Doch was, wie, wann, wo und mit wem spielen Katzen gerne? Ich hätte da ein paar Antworten.

Spielen ist für Kätzchen lernen

Kleine Kätzchen spielen sozusagen für ihr Leben: Spielerisch üben sie das Jagen, feilen an Bewegung und Motorik, testen Geschwindigkeiten und Entfernungen, loten eigene Grenzen aus, lösen knifflige Aufgaben und erobern ihre kleine Welt, die jeden Tag ein Stück größer wird. Laufend wird dazu gelernt, neue Erfahrungen werden gesammelt, man schaut sich von anderen etwas ab und lässt sich auch gerne mal überraschen. Wer fleißig mit Artgenossen trainiert, wird schnell zur aufmerksamen, geschickten, wendigen, flexiblen und zielstrebigen Katze.

Beim Jagdspiel muss man schnell, pfiffig und zielsicher sein, um die Beute zu erwischen. Beim Kräftemessen und bei einer Rauferei wird auch gelernt: Was lässt sich die andere Katze nicht gefallen? Wie reagiert der Spielpartner, wenn ich sauer werde? Wie kann ich ihn beschwichtigen, wenn mir die Puste ausgeht? All das wird herausgefunden und dabei werden auch Pfoten, Krallen und Zähne eingesetzt. Weil kleine Kätzchen schnell merken, dass Menschen anders ticken als Katzen, wird bei den Aggressions-Spielen auch der Mensch auf die Probe gestellt.

Auch der Mensch spielt tolle Spiele

Katzenkinder strotzen vor Energie und die Energie muss bei irgendeinem Ventil wieder raus. Spiel und Bewegung sind da genau das Richtige. Der Mensch ist zwar als Jäger schlecht zu gebrauchen, aber er kann Fellmäuse schubsen, ein Federspiel kreisen lassen, einen geheimnisvollen Stofftunnel aufstellen und Bällchen kullern lassen. Manchmal ist er besonders gut drauf und überlegt sich einen Balancier-Lauf oder ein Suchspiele als Gehirnjogging. Der Mensch macht außerdem tolle Dinge: Ein Staubsauger-Monster bändigen, Wäscheberge auftürmen, mit Bettdecken-Gespenstern kämpfen, die Badewanne fluten, Putzlumpen jagen und, und, und. Zudem besitzt der Mensch Sachen, die neugierig machen: Klimpernden Schmuck, schepperndes Geschirr, raschelnde Zeitungen, sprechende Fernseher, bewegliche Kuschelpantoffel, duftende Kochtöpfe und vieles mehr.

Erwachsene Katzen muss man besonders motivieren

Katzen spielen ihr Leben lang. Auch erwachsene Katzen lieben Jagd- und Bewegungsspiele sowie Strategiespiele, die ihre Sinne ansprechen und den Geist auf Trab halten. Aber: Mit der Zeit reduziert sich die Aktivität bei erwachsenen Katzen auf etwa eine Stunde täglich und das bitte häppchenweise (zirka 4 x 15 Minuten am Tag). Mit den Jahren lassen Fitness, Konzentration und Interesse nach. Gut, dass sich der Mensch neue Spiele einfallen lässt, verlockende Mitbringsel präsentiert oder unbekannte Spielsachen kauft. Die Ente aus dem Katzenpool angeln – das kann die Katze längst, aber findet sie die Maus im Bällebad? Der Katzentunnel ist langweilig geworden, aber eine umgestülpte Bananenschachtel riecht neu und mit mehreren Schachteln entsteht ein Labyrinth. Das Cat Agility wird aufgepeppt mit einem Putzeimer-Slalom, die Balancier-Lehne wird durch Klaviertasten ersetzt, einem Sprung in den Hängekorb am Kratzbaum und über einem Hocker baumelt Käse, nach dem man sich strecken muss.

Wer seine Katze zum Spielen animieren will, sollte auch wissen, dass Katzen nach dem Fressen in Ruhe verdauen wollen, am Abend besonders munter sind und bei Hitze Anstrengung vermeiden. Katzen haben auch eine innere Uhr, wenn immer zur selben Zeit gespielt wird. Der Mensch hat einen wichtigen Job: Er leitet das Spiel und muss die Katze mit Erfolgen begeistern, damit sie das nächste Mal wieder mitspielt. Das heißt: Die Katze muss ihre Spielbeute erwischen. Hält sie nie etwas in den Pfoten oder zwischen den Zähnen, wird sie schnell zum frustierten Spielmuffel. Vergessen Sie also Tablet-Goldfische und Laserpointer. All das ist nicht real greifbar.

Das Spiel muss zur Katze passen

Auch Erziehung kann ins Spiel eingebaut werden, aber das Spiel soll auch Spaß machen. Überfordern Sie die Katze nicht! Spiele, Tempo und Dauer sollten zur Katze passen. Alter, Gesundheit, rassebedingte Eigenheiten, Kondition, geistige Entwicklung, seelische Verfassung, Erfahrungen – alles spielt eine Rolle. Fördern Sie auch Neigungen und Talente Ihrer Katze. Und: Bedenken Sie, dass Ihre Katze kleiner ist als Sie. Tipp: Spielen Sie auf dem Boden. Überlegen Sie sich Such- und Versteckspiele (z.B. Leckerlis im Raschelpapier), überraschen Sie beim Ballspiel (kreuz und quer werfen, kullern, springen lassen), imitieren Sie Beutetiere (Korken aus dem Wasser angeln lassen, eine Feder fliegen lassen wie einen Vogel, die Fellmaus auf dem Boden flitzen lassen). Gönnen Sie Ihrer Katze auch Spielzeug, mit dem sie sich alleine beschäftigt (z.B. Futterball).

Gefährliches Spielzeug ist tabu

Augen auf beim Spielzeug: Splitterndes/Scharfkantiges kann verletzen (Glas, Plastik, Holz, Draht etc.), zu kleine Bälle können verschluckt werden, in Tüten droht Erstickung, Wollfäden können sich im Verdauungstrakt verschlingen, Gifte/Schadstoffe (Farben, Lacke, Pflanzen, Putzmittelbehälter etc.), verschluckbare Teile (z.B. Glasaugen an Stofftieren), Laser (Gefahr für die Augen), Bodenvasen können auf die Katze fallen, wackelnde und zu schmale Sprungziele erhöhen das Absturzrisiko, hängende Schlaufen können strangulieren. Text/Foto: Marion Friedl

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Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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