Was die Katze nicht kennt, das frisst sie nicht und könnte sie sprechen wie der Suppenkaspar, würde so manche Feischmecker-Katze heikel rufen: Nein, meine Suppe ess ich nicht. Doch warum ist es so schwer den Geschmack der Katze zu treffen und warum kann man ihr nicht einfach im Futter eine Tablette unterjubeln? Das Geheimnis heißt Jacobsonsches Organ und das sitzt hilfreich hinter den Schneidezähnen.
Das Jacobsonsche Organ peppt den Geschmackssinn auf
Im Grunde genommen hat die Katze dieses Zusatzorgan bitter nötig, denn ihr Geschmackssinn ist nicht gerade gut ausgeprägt und beschränkt sich auf sauer, bitter und salzig. Mit Hilfe ihrer guten Nase klappt es schon etwas besser und fast könnte man sagen, der Geschmack geht bei der Katze durch die Nase. Das aber reicht noch nicht: Das Jacobsonsche Organ vertsärkt die Wahrnehmung von Gerüchen und peppt damit den Geschmackssinn auf, über den ich bereits geschrieben habe.
Einer Katze kann man keine Tablette unterjubeln
Den Einsatz dieses kleinen Wunderorgans haben viele Katzenbesitzer schon live gesehen: Die Katze öffnet das Maul, saugt Luft ein und sieht beim Wittern etwas vergeistigt-grinsend aus: Das nennt man Flehmen und dabei streift der in der Luft liegende Geruch das Jacobsonsche Organ und schon klappt es vorzüglich mit dem Geschmackssinn. Und zwar so gut, dass störende Gerüche penibel aus der Futter-Duftwolke heraus gefiltert werden können. Das Ergebnis: Das Futter ist im Magen, die Tablette einsam und verloren im Napf. Weil Katzen nicht so gierig schlingen wie Hunde, funktioniert auch der Leberwurst- oder Salami-Trick nicht – die bittere Pille kann noch so lecker umhüllt sein: Nein, die Katze frisst sie nicht. Am besten funktioniert es mit einem Tablettengeber: Damit kann die Pille so tief und weit hinten im Maul versenkt werden, dass der Stubentiger gar nicht anders kann, als sie zu schlucken.
Unbekanntes Futter wird oft verschmäht
Wird der Katze nun ein ungewohntes, neues Futter vorgesetzt, dann wird das natürlich auch gewissenhaft geprüft. Trifft es den Geschmack von Nase, Zunge und Jacobsonschem Organ, dann wird geschlemmt. Liegt jedoch ein Duft in der Luft, der skeptisch macht oder nicht behagt, dann mäkelt die Katze am Futter herum. Viele Katzen verlassen sich auf das sichere Motto: Diesen Geruch kenne ich, das fresse ich. Unbekanntes hingegen wird vorsichtshalber verschmäht. Im besten Fall lässt sich Mieze dazu herab, das Fremde ganz vorsichtig zu probieren – mundet es trotz Vorbehalten, wird weitergefressen. Überwiegen jedoch Abneigung und Bedenken, bleibt das Futter liegen. Das Futter wird so lange verweigert, bis sich der Dosenöffner entschließt, den Napf zu leeren. Jetzt besteht doch glatt die Hoffnung, dass der Mensch ein Einsehen hat und das Leib- und Magengericht der Katze in den Napf füllt. Text/Foto: Marion Friedl