Katze, lass Dich bitte streicheln

Copyright: Marion Friedl

Wer eine Katze streicheln will, sollte das Zauberwort Freiheit kennen. Kuscheln, schmusen, streicheln – all das mögen auch Katzen. Aber sie stellen Bedingungen: Sie entscheiden, wann und wie lange.

Wenn die Samtpfote zur Kratzbürste wird

Samtpfoten sind recht eigenständige Tiere. Sie kommen auch ohne den Menschen klar, und das zeigen sie auch hin und wieder. Dann fauchen sie und fahren die Krallen aus. Das tun sie auch während der gemütlichen Streichelrunde auf dem Sofa: Da lag Mieze noch friedlich schnurrend auf dem Schoß des Menschen und ließ sich kraulen und streicheln – und urplötzlich schlägt sie zu und macht sich aus dem Staub.

Wenn das passiert, hat der Mensch meistens ein Signal übersehen, mit dem die Katze gesagt hat: Achtung, ich habe eigentlich genug von den Streicheleinheiten. Das kann ein Stocken im Schnurren gewesen sein, ein Maunzen oder eine zaghafte Bewegung weg vom Zweibeiner. Wird die Hand nicht sofort von der Katze genommen, wertet die Fellnase das als Zwang und Ignoranz: Du ignorierst meinen Willen – dann gebe ich Dir jetzt mal Nachhilfe. Das ist dann die Antwort und Mieze wird zur Kratzbürste.

Überzeugungsprogramm für die Katze Rühr-mich-nicht-an

Es gibt aber auch Katzen, die scheinbar nicht viel von Kuschelrunden halten. Sie meiden von Haus aus die Streichelnähe. Für sie kann der Katzenbesitzer jedoch ein Überzeugungsprogramm starten.

  • Schritt 1: Der Mensch muss sich interessant machen. Das kann ganz einfach sein, wenn er sich beispielsweise auf den Boden setzt und die Katze völlig ignoriert. Nun will die Katze es meistens schon wissen: Was macht mein Mensch da auf dem Boden? Und schon erfolgt Minkas Annäherung.
  • Schritt 2: Der zweite Schritt folgt, wenn die Katze sich nicht annähert, sondern nur skeptisch beobachtet. Nun spricht der Tierbesitzer die Katze mit ihrem Namen an. Die Katze wird dabei freundlich und leise gerufen, aber nur einmal. Dann heißt es wieder abwarten, wozu sich die Katzen entschließt.
  • Schritt 3: Kommt die Katze auch nach Schritt 2 nicht auf den Menschen zu, dann plaudert der Zweibeiner mit der Katze. Der freundliche, liebevolle Ton macht dabei die Musik.
  • Schritt 4: Immer noch kein Erfolg? Nun gut, dann muss ein dufter Trick her. Ein Schmusekissen, das nach Katzenminze riecht, kann der Katze auf die Sprünge helfen. Der Mensch sitzt nach wie vor auf dem Boden, zaubert das Schmusekissen herbei, riecht selbst daran und erzählt der Katze wie toll das riecht. Dabei streckt er ihr den Duft einladend entgegen und wenn sich die Katze neugierig nähert, führt die Hand mit dem Schmusekissen sie immer näher an den Zweibeiner heran. Dort darf die Katze dann das Schmusekissen näher untersuchen und kann dabei gestreichelt werden.

Erlaubt ist, was neugierig macht

Überraschungen für zurückhaltende Katzen können unterschiedlichster Art sein: Ein Duft, ein Häppchen, ein Spielzeug, ein Mitbringsel – erlaubt ist, was neugierig macht. Übrigens: Der Mensch kann sich nicht nur auf dem Boden sitzend interessant machen. Er könnte auch ein ungewohntes Geräusch machen (z.B. pfeifen, schnalzen, schnippen) oder mal beim Ausguck der Katze auf dem Fensterbrett seinen Teller leer löffeln oder seinen Kaffee trinken. Auch das Hantieren mit einer  Spieluhr kann das Interesse wecken.

Streicheln in Etappen

Lässt sich die Katze streicheln, dann sollte es zeitlich begrenzt sein. Vielleicht reichen für den Anfang ein paar Sekunden, beim nächsten Mal ist es schon eine Minute und wieder ein paar Tage später hält die Katze noch länger still. Wichtig ist jedoch, dass sie jederzeit die Freiheit hat zu gehen. Also immer wieder mal kurz die Hand absetzen und sekundenlang beobachten, was die Katze tut. Bleibt sie, darf weiter gestreichelt werden. Entfernt sie sich, dann ist es auch gut und man freut sich einfach auf das nächste Streichelründchen.

Wichtig: Die Katze muss stets selbst entscheiden können, ob sie kommt, ob sie bleibt und ob sie wieder geht. Das heißt: Nicht der Mensch führt Regie, sondern der Stubentiger. Text/Foto: Marion Friedl

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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