Neulich habe ich auf Facebook gelesen, dass kuscheln Stress für Hunde ist. Zahlreiche Leser haben daraufhin kommentiert, dass der Hund freiwillig zum Kuscheln kommt und seine Streicheleinheiten sogar einfordert. Die Wahrheit liegt sozusagen dazwischen.
Auch Wölfe kuscheln
Hunde kuscheln gern und das hat einen ganz natürlichen Ursprung. Wie wir ja alle wissen, stammt der Hund vom Wolf ab und trägt auch noch das eine oder andere Verhaltenserbe in sich. Dazu gehört auch das Kuscheln. Gut, Wölfe praktizieren das nicht auf der Couch. Aber es ist bekannt, dass es das Rudelschlafen gibt. Tiere, die sich nahe stehen und gut verstehen, kuscheln sich aneinander und dösen oder schlafen dicht an dicht. Das tun nicht nur Welpen, sondern auch erwachsene Tiere. Das ist auch ein Grund, warum Hunde so gerne beim Besitzer im Bett schlafen oder eben auf die Couch springen und nah bei ihrem Menschen kuscheln.
Kuscheln ist ein normales Verhalten
So gesehen, ist das Kuscheln kein Stress, sondern ein ganz normales Verhalten von Hunden. Es stärkt die soziale Bindung, vermittelt Sicherheit und trägt zum Wohlgefühl bei. In freier Wildbahn hat das Kuscheln auch einen praktischen Sinn: Es hält warm.
Kuschelzwang ist jedoch Stress
Allerdings gibt es auch ein stressendes Kuscheln: Wenn der Hund dazu gezwungen wird, ist kuscheln Stress. Generell ist jeder Zwang Stress für den Hund. Hat der Hund genug vom Kuscheln, dann wird er sich vom Menschen entfernen. Wer ihn davon abhält, der trägt dazu bei, dass kuscheln Stress wird. Gleiches gilt, wenn der Hund nicht von sich aus zum Kuscheln kommt, sondern dazu genötigt wird, weil es dem Menschen danach ist.
Vermenschlichung setzt unter Druck
Menschen neigen dazu, ihre Emotionen dem Hund aufzudrängen und ihn dann zu einem Verhalten zu zwingen, das er eigentlich in diesem Moment nicht zeigen würde. Will der Hund also gar nicht kuscheln und muss es doch tun, dann ist kuscheln Stress. Der Zweibeiner ist sich meist nicht bewusst, was er damit auslöst: Zum einen den besagten Stress und zum anderen die Vermenschlichung, die wiederum stresst, weil der Hund nun mal kein Mensch ist und gerne einfach Hund sein möchte. Er will es dem Menschen ja recht machen, aber das setzt ihn unter Druck und wenn er die Erwartung nicht erfüllen kann, ist er erst recht gestresst. Abgebaut wird der Stress durch beispielsweise Stubenunreinheit, Unsicherheit, Unruhe oder nagen an Pfoten, Schwanz etc.
Nebenwirkung Geltungssucht
Zum anderen entstehen durch Vermenschlichung nicht selten ganz andere Nebenwirkungen: Der Hund wird plötzlich geltungssüchtig. Er drängt sich in den Vordergrund, kläfft viel, will seinen Kopf durchsetzen, reagiert eifersüchtig und, und, und…
Freiwilliges Kuscheln ist kein Stress
Fazit: Die Wahrheit liegt also dazwischen. Kuscheln ist kein Stress, wenn der Hund es freiwillig tun will. Wird er dazu gezwungen, dann wird kuscheln Stress. Wer das berücksichtigt, der liegt genau richtig. Und er sollte sich freuen, wenn der Hund kuscheln will, denn das ist ein Zeichen von Zuneigung und enger Bindung. Text/Foto: Marion Friedl