Immer mehr illegale Wolfstötungen

Copyright: NABU Michael Hamann

Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) schlägt Alarm: Die Zahl der illegalen Wolfstötungen nimmt zu. Allein 2018 wurden bereits acht Wölfe mit Schussverletzungen gefunden. Seit dem Jahr 2000 wurden bundesweit 35 Wölfe illegal geschossen und der NABU geht von einer noch höheren Dunkelziffer aus.

Weitere tödliche Risiken für Wölfe

Auch bei Unfällen zeigt sich, dass auf Wölfe geschossen wird. So wurde bei einer überfahrenen Wölfin vor Usedom festgestellt, dass sie zu Lebzeiten mit Schrot beschossen wurde,  daran jedoch nicht starb. Bei Verkehrsunfällen sind heuer 50 Wölfe ums Leben gekommen – seit 2000 sind es bereits 200 tote Unfalltiere. Als weiteres Risiko kommt für die Wölfe die natürliche Sterblichkeitsrate von 50 % im ersten Lebensjahr dazu.

Illegale Wolfstötungen sind kein Kavaliersdelikt

NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller betont mit großem Nachdruck: „Illegale Tötungen von Wölfen sind kein Kavaliersdelikt und gehören strengstens geahndet. Die Veranwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden.“

NABU: Bejagung ist kein Herdenschutz

Der NABU kritisiert Vertreter aus Politik und Landwirtschaft sowie Teile der Jagdlobby, die immer wieder eine Bejagung der Wölfe fordern und dies mit dem Herdenschutz rechtfertigen. „Abschussquoten von Wölfen helfen keinem einzigen Weidetier, solange die Herde nicht möglichst wolfssicher geschützt wird“, sagt die NABU-Wolfsexpertin Marie Neuwald. „Bejagung ist kein Herdenschutz. Das darf den betroffenen Tierhaltern auch nicht als Lösung suggeriert werden.“ Der NABU begrüßt die Entscheidung der EU, dass Herdenschutz und Kompensation zu 100 % gefördert werden kann. Nun seien die Länder am Zug, dies schnellstmöglich und unkompliziert zu ermöglichen.

Kompetenzzentrum ist nötig

Abgelehnt wird vom NABU hingegen die Forderung der Schweizer Regierung, den strengen Schutzstatus des Wolfes in der Berner Konvention zurück zu stufen. Zielführender sei es, alle Akteure mit Wissen über den Wolf und über die Weidetierhaltung zusammenzubringen, um den Herdenschutz europaweit voranzutreiben. Auch die Bundesregierung und das Landwirtschaftsministerium müsse anstelle von zeit- und personalaufwändigem Gerangel um Gesetzesänderungen endlich ein nationales Kompetenzzentrum für Herdenschutz und Innovation einrichten, fordert der NABU. Auffällige Wölfe könnten bereits jetzt entnommen werden.

Bestandszahlen in Deutschland

In Deutschland wurden im Jahr 2017/18 73 Rudel, 30 Paare und drei territoriale Einzeltiere gezählt. Die meisten Wolfsterritorien gibt es mit 26 Rudeln und 12 Paaren in Brandenburg. Weitere Wolfshochburgen sind Sachsen und Niedersachsen. Weitere Rudel gibt es in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und erstmals auch ein Rudel in Bayern. Territoriale Einzeltiere wurden in Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen gesichtet. In allen anderen Bundesländern – außer im Saarland – gibt es nur durchziehende Wölfe.

Finger weg von den Waffen!

Ich sage: Finger weg von den Waffen! Wir Menschen haben doch mehr drauf als rohe Gewalt. Und illegale Wolfstötungen gehen gar nicht. Denken wir nach und finden wir Lösungen. Dazu gehört auch, alle Beteiligten und alle Experten an einen Tisch zu bringen, um das Nutzvieh effektiv zu schützen. Wir müssen lernen, mit dem Wolf zu leben, denn er gehört inzwischen zu unserer Natur.

Der Wolf ist weder böse noch mutig

Verabschieden wir uns mit Verstand von Vorurteilen und begraben wir auch die falschen Märchen vom bösen Wolf. Der Wolf ist scheu und übrigens längst nicht so tapfer wie unsere Haushunde. Der Verhaltensforscher Erik Zimen hat einmal festgestellt, dass Hunde beim Auftauchen eines Fremden aggressiv nach vorne gingen und den Fremden am Zaun verbellten. Die Wölfe hingegen verdrückten sich ins hintere Eck und – pardon – pinkelten sich ängstlich in die Fellhosen. Vielleicht hilft ja dieses Beispiel, den Wolf ein wenig mit anderen Augen zu sehen. Es wäre ihm zu wünschen. Text: Marion Friedl / Foto: NABU Michael Hamann

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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