In der Serie rund um die Hundeerziehung hat der Hund bereits Sitz, Platz und Bleib gelernt. Jetzt wird er das Abruftraining absolvieren. Hier lautet das Kommando Komm und für das Sichtzeichen kann sich der Hundebesitzer mit beiden Handflächen auf die Oberschenkel klopfen.
Nach und nach kommt Bewegung ins Lernpensum
Für den Anfang wird aus einer Ruheposition geübt, wie etwa dem Sitz oder dem Platz. Der Hund wird mit Bleib aufgefordert, an seinem Platz zu bleiben. Der Mensch entfernt sich ein wenig, ruft dann Komm und klopft sich gleichzeitig auf die Oberschenkel. Das ist eine ermunternde Aufforderung für den Hund – und er wird in den allermeisten Fällen gleich zu Ihnen laufen. Dort sollte er nicht enttäuscht werden, denn es sollte schon einen Grund haben, warum er gerufen wurde. Der Grund ist natürlich die Belohnung.
Das wird eine Woche lang geübt und wenn das Komm brav ausgeführt wird, kann Bewegung ins Spiel kommen. Das Kommando Komm wird ins Laufen eingebaut: Kaum läuft der Hund voraus, hört er seinen Namen. Sobald er die Ohren spitzt oder zum Menschen schaut, hört er das Kommando Komm. Für das brave Kommen wird er natürlich wieder belohnt. Nach einer Woche Training wird dieses Kommando erneut geübt – aber zusätzlich soll er jetzt nicht nur kommen, sondern auch bei der Ankunft vor dem Besitzer Sitz machen. Also erfolgt erst das Kommando Komm und wenn der Hund da ist, hört er das Kommando Sitz – und danach gibt es erst die Belohnung.
Das Kommen muss sich für den Hund lohnen
Das Kommando Komm wird immer gerne ausgeführt, wenn es sich für den Hund lohnt. Wollen Sie den Hund nicht mit Leckerlis überfüttern, dann sollten Sie sich Spiele überlegen. Für das brave Kommen darf er z.B. mit seinem Lieblingsspielzeug aus Ihrer Jackentasche spielen, oder er darf einem geworfenen Stock, Ball oder der Frisbee-Scheibe hinterhersprinten, oder Sie verstecken sich und rufen aus dem Versteck „Komm“ und erhöhen damit spielerisch den Schwierigkeitsgrad ein wenig.
Ein Futter-Dummy oder ein Schrei hilft auf die Sprünge
Der beste Trick muss lebenslang gelten: Machen Sie sich interessant, damit der Hund gerne zu Ihnen kommt. Sein braver Gehorsam muss sich lohnen, damit die Motivation, Kommandos zu befolgen, nicht verloren geht. Gut klappt das auch mit dem Futter-Dummy, der den Hund dazu motiviert, nicht alleine Gassi zu gehen: Ein länglicher Beutel, der mit Leckerlis gefüllt ist. Der Dummy wird kreuz und quer geworfen, der Hund läuft hinterher und auf „Komm“ kommt er mitsamt Dummy zu Ihnen und sie öffnen den Dummy, damit er sich ein Häppchen daraus nehmen darf. Gerne können Sie beim Wurf bereits das Kommando „Such“ und einen richtungsweisenden Fingerzeig einbauen, damit spielerisch etwas Zusätzliches gelernt wird. Hunde suchen und schnüffeln für ihr Leben gern. Das Kommando Bring für das Apportieren des Dummys sollten Sie sich jetzt aber noch sparen, denn zunächst ist ja die Abrufbarkeit wichtig. Deshalb sagen Sie statt „Bring“ weiterhin „Komm“, wenn der Hund den Dummy im Maul hat.
Auch Geräusche können einen Hund dazu bringen, zurückzukehren. Das ist eine gute, laute Überraschung – vor allem, wenn er schon sehr lange das Kommando „Komm“ ignoriert und schwer abrufbar ist: Hört er nicht aufs Kommando „Komm“ stoßen Sie ein lautes Gurren oder einen schrillen, langen Schrei aus – und schon kommt der Hund angesaust und kann belohnt werden.
Abruftraining an der langen Leine
Will es partout nicht klappen mit dem Abruftraining oder wenn Sie Angst haben, dass der Hund weglaufen könnte, dann kann der Hund an der langen Leine lernen: Erst mal die 10 Meter lange Leine – Schleppleine genannt – anlegen und bevor der Hund das Ende der Leine erreicht hat, rufen Sie ihn mit „Komm“ ab. Kehrt er zurück, wird er belohnt. Läuft er weiter, wird er durch das Ende der Leine automatisch gestoppt und er merkt: Es hat sich nicht gelohnt, dass ich weitergelaufen bin, denn weit bin ich nicht gekommen und Belohnung gab es auch nicht. Das erspart Ihnen die Rüge, denn die Leine hat diese Aufgabe schon übernommen. Wurde der Hund durch die Leine gestoppt, gehen Sie wortlos zu ihm, lassen ihn weiter laufen und üben erneut das Kommando „Komm“. Wenn er es an der 10 Meter-Leine gut kann, wird die Distanz mit der 20 Meter-Leine erhöht. Danach wird mit dem freilaufenden Hund geübt. So trainieren Sie die Abrufbarkeit auf Distanz und minimieren das Risiko, dass der Hund ausbüxt und auf Nimmerwiedersehen verschwindet.
Zum Grundgehorsam gehört natürlich auch das Bei Fuß gehen – und das werden wir uns in der nächsten Folge ansehen. Außerdem kommt noch das Kommando Bring dran, das gemeinsam mit Such und Aus trainiert wird. Text/Foto: Marion Friedl