Eine schottische Studie zeigt, dass Vierbeiner die Symptome von Depressionen im Alltag lindern können. Schon die Gesellschaft von Hunden und Katzen tut gut. Die Tiere geben ihren Haltern bei Depressionen Halt, unterstützen sie und geben ihnen neuen Lebensmut.
Selbstaufgabe, Schlafstörungen, Schuldgefühle – die Symptome einer Depression können vielfältig sein. Immer mehr Menschen haben mit der Krankheit zu kämpfen: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass weltweit mehr als 300 Millionen Menschen an Depressionen leiden. Das sind 4,4 % der Weltbevölkerung.
Umso erfreulicher ist die Nachricht, dass das Zusammenleben mit Hunden und Katzen die Krankheitssymptome lindern oder erträglicher machen kann. Das ist zumindest die Erkenntnis eines Forscherteams der Universitäten West-Schottland und Edinburgh. „Es ist bemerkenswert, wie Heimtiere unseren Ergebnissen zufolge Panikattacken, Suizidversuche und den Drang zur Selbstverletzung verhindern“, schreiben die Wissenschaftler rund um die Psychologin Dr. Roxanne D. Hawkins im Fachblatt „Anthrozoös“. Dies geschehe durch direkte Mechanismen, wie etwa eine Angstreduzierung durch Berührung, oder auch auf indirektem Wege, beispielsweise durch die Ablenkung vom Grübeln.
Tierhalter empfinden mehr Lebensfreude
Wie der Industrieverband für Heimtierbedarf (IVH) weiter mitteilt, haben die Wissenschaftler 119 erwachsene Tierhalter bei einer Studie zu ihrer psychischen Erkrankung und dem Einfluss ihres Heimtiers befragt. 41 davon lebten mit einer diagnostizierten psychischen Erkrankung, 70 Personen berichteten von aktuellen psychischen Problemen. Alle füllten einen Fragebogen aus, der sich um ihre Haustiere und ihren mentalen Zustand drehte.
In sechs Themenbereichen erkannten die Wissenschaftler große Vorteile der Tierhaltung: Sie verzeichneten gesteigerte Lebensfreude und Motivation, reduzierte Angst- und Paniksymptome, verbesserte soziale Beziehungen, weniger Einsamkeit sowie einen verbesserten Heilungsprozess der psychischen Erkrankung.
Wohltuender Körperkontakt
Besonders der Körperkontakt zum eigenen Tier wurde von den Studienteilnehmern als wohltuend bewertet: „Egal, wie traurig ich bin – wenn ich meine Katzen spielen sehe, muss ich lächeln“, antwortete eine Probandin. „Lege ich meine Hand auf ihr Fell und fühle ihre Wärme, werden meine Angst- und Panikgefühle weniger.“ Dass Körperkontakt mit einem freundlichen Tier Glücksgefühle auslöst sowie Blutdruck und Herzfrequenz senkt, ist auch wissenschaftlich erwiesen.
Motivation zur Bewegung
Auch die Motivation zur Bewegung wurde von den Tierhaltern als hilfreich beschrieben. „Wenn ich mich morgens schlecht fühle, sorgt mein Hund dafür, dass ich trotzdem aufstehe und mit ihm laufe. Dann fühle ich mich besser“, erklärte ein Teilnehmer bei der Studie. Für positive Effekte sorgte zudem die Tatsache, dass Tierhalter eine Verantwortung für ihr Tier haben und sich gebraucht fühlen.
Tiere sind keine Therapeuten
Dennoch sollten Tiere den Wissenschaftlern zufolge nicht als Therapeuten verstanden werden: „Sie können keine psychischen Krankheiten ‚behandeln‘ und sollten demnach auch nicht so behandelt werden“, heißt es in der Studie. Text/Foto: Marion Friedl