Hilft der Tierwohl-Preis den Turbokühen?

milchquoteDie Milchquote ist gefallen und den Schwarzen Peter haben die Kühe gezogen, denn nicht jede Kuh wird gut behandelt und nicht jede Kuh darf Frischluft tanken. Ohne Milchquote darf so viel gemolken werden, wie gewünscht und wieviel das Euter beim mehrfachen Melken pro Tag hergibt. Bereits jetzt stehen in den Ställen von Großbetrieben Turbokühe, die laut VOX Nachrichten 30 Liter Milch täglich geben – normal wären acht Liter pro Tag. Nach etwa fünf Jahren sind viele Milchkühe im wahrsten Sinne des Wortes fertig und das ist dann ihr Todesurteil. Nicht schlimm? Doch! Denn eine Kuh könnte 30 Jahre alt werden – ihr werden also 25 Lebensjahre gestohlen und in ihren kärglichen fünf Jahren Dasein wird sie als Hochleistungskuh ausgebeutet. Immerhin: Bayern will Nutztieren mit einem Tierwohl-Preis helfen – bleibt zu hoffen, dass auch die Kühe etwas von dem Ideenwettbewerb haben (Infos sh. unten).

Haltungsbedingungen müssen sich ändern

Natürlich bleibt abzuwarten, wie sehr sich der Wegfall der Milchquote tatsächlich auf die Viehhaltung auswirkt. Doch eines steht für mich ohnehin fest: Die Haltungsbedingungen für Kühe müssen sich vor allem in Großbetrieben mit Massentierhaltung ändern. Es geht nicht an, dass Kühe gandenlos ausgebeutet und geschunden werden. Es ist unverzeihlich, dass es Kühe gibt, die ihr Leben lang auf engstem Raum im Stall stehen und nie auf einer Weide Frischluft getankt, Sonne, Wind und Regen gespürt und frisches Gras gefressen haben. Nicht immer sind die Stallplätze mit Stroh ausgestattet und niemand denkt an die Beine der Kühe. Muttertieren werden die Kälbchen weggenommen und mit der Flasche aufgezogen. Und: Kühe brauchen ihren Herdenverbund, ihre Bewegung und gesunde Nahrung.

Mehr Respekt und Achtung gegenüber dem Leben!

Aber nicht nur vielen Kühen geht es mies – gerade in der Massentierhaltung müsste dem Leben – und jedes Tier ist ein Lebewesen – wieder mehr Respekt und Achtung entgegengebracht werden. Zu einer artgerechten Haltung gehört es auch und vorallem, dass man die natürlichen Bedürfnisse der Tiere so gut wie möglich befriedigt. Lassen wir also die Kühe weiden, die Hühner picken und scharren, die Schweine sich suhlen, die Kaninchen Haken schlagen und, und, und… Zu wünschen wäre es und es käme auch dem Menschen zugute, denn gesunde und zufriedene Tiere schenken uns auf Dauer auch gesunde Produkte.

Auch der Verbraucher kann den Tieren helfen

Übrigens: Der Verbraucher ist mitverantwortlich: Wenn er nur Milchprodukte und Fleisch bei verantwortungsbewussten Landwirten kauft, kann sich auch für die Nutztiere etwas ändern. Immer mehr Leute achten beim Eierkauf auf Freilandhaltung der Hühner. Tun wir dies bitte auch bei allen anderen Tierprodukten. Kaufen wir direkt beim Landwirt ein, damit mehr Geld in seiner Kasse leibt und er nicht gezwungen ist, im gnadenlosen Wettebewerb gnadenlos gegenüber den Tieren zu werden. Und: Essen wir bewusster, denn manchmal tut es auch ein Blatt weniger Wurst und uns schadet auch kein fleischloser Tag.

Immerhin: Bayern lobt den Tierwohl-Preis aus

Auch der bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner will helfen und hat heuer den zweiten „Tierwohl-Preis“ ausgelobt. Gesucht werden findige Ideen und gelungene Praxisbeispiele, mit denen sich das Wohlbefinden von Rindern, Schweinen oder Hühnern in bayerischen Ställen verbessern lässt. „Wir wollen den Landwirten zeigen, dass oft schon kleine bauliche, technische oder organisatorische Änderungen viel bewirken können“, sagte der Minister in München. Der Preis soll ein Baustein für Brunners Initiative zugunsten tiergerechter Haltungsbedingungen sein. Um den Tierwohl-Preis bewerben können sich bis zum 31.5.2015 landwirtschaftliche Nutztierhalter und sie können auch von Dritten vorgeschlagen werden. Die Teilnahmebedingungen und Infos gibt es auf der Internetseite zum mit insgesamt 10.000 Euro dotierten Tierwohl-Preis. Text/Foto: Marion Friedl

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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