In der Bibel kommen ja so einige Tiere vor und am heutigen Drei-Königs-Tag hat das Kamel seinen großen Auftritt. Es trägt aber nicht nur Lasten und Menschen, sondern auch tolle Geheimnisse mit sich herum. Einige davon will ich hier lüften.
Was hat das Kamel in seinen Höckern?
Die Höcker machen was her und es passt viel rein. Doch wer an einen Wasservorrat denkt, der irrt sich. In den Höckern ist Fett und das ist auch nicht unwichtig. Wer durch die Wüste läuft, braucht Energie und Fett ist ein super Energielieferant. Wenn es mal zu wenig Futter gibt, wird die Fettreserve geplündert.
Ein oder zwei Höcker?
Da rennen Tiere herum, die sich verflixt ähnlich sehen, aber das eine Trampeltier hat nur einen Höcker und das andere zwei. Wer ist nun wer? Wer nur einen Höcker hat, ist ein Dromedar und wer zwei Höcker hat, ist ein Kamel. Damit hat das Kamel die Nase vorn, denn zwei Höcker können mehr Fett speichern und zwei Höcker werfen mehr Schatten, wenn die Sonne brennt. Zwei Höcker halten auch besser Kälte ab.
Kommen Kamele auch mal ins Schwitzen?
Auch Kamele schwitzen, aber sie haben einen Thermostat. Wer schwitzt, verliert Wasser und das ist in der heißen, trockenen Wüste gar nicht gut. Wird es zu heiß, drehen Kamele an der Thermoregulierung. Paradox: Das Kamel fährt den Thermostat nicht runter, sondern es heizt sich um bis zu 9 Grad ein. 42 Grad Celsius im Kamel sind näher dran an der Außentemperatur. Die Folge ist erstaunlich: Das Tier schwitzt weniger und ist damit im Wassersparmodus unterwegs. Auch das Fell spielt eine wichtige Rolle: Das Kamel spart sich den Friseur und läuft im Frühjahr lieber schlampig zerrupft und zerfetzt rum. Fellwechsel nennt man das, denn auch Kamele kennen Jahreszeiten: Im Winter dickes Fell, im Sommer dünne Decke.
Raffinierter Trick zum Wassersparen
Das Wassersparen liegt Kamelen auch im Blut: Die roten Blutkörperchen können sich um das 200fache aufplustern. Ein raffinierter Trick, denn je größer das Volumen, um so mehr Flüssigkeit passt rein und das schützt vor dem Austrocknen. So kann das Kamel 25 % Körpergewicht verlieren und schwebt nicht in Lebensgefahr. Außerdem sind Kamele nicht blöd und geben nicht mal beim Ausatmen Luftfeuchtigkeit her. Sie machen einfach ihre Nüstern zu und atmen erst aus, wenn die Atemfeuchtigkeit in der Nasenschleimhaut festsitzt. Was man hat, das hat man – denkt sich das Kamel und gibt nichts mehr her. Das ist clever, denn mit der feuchten Atemluft kühlt das Kamel Gehirn, Blut und Augen – alle drei dürfen nicht heiß laufen.
Doch was ist nun mit dem Wasservorrat?
Der Wasservorrat ruht im Bauch. Drei Vormägen hat ein Kamel und bunkert dort Wasser und Nährstoffe. Bis zu vier Wochen lang kann das Kamel diese Wasserbar anzapfen. Das tut es nur, wenn es nötig ist. Sobald eine Wasserstelle auftaucht, wird dort gesoffen. Und das Kamel ist ein echter Schluckspecht: In 15 Minuten schafft es sage und schreibe 200 Liter. Ein Teil ist gegen den Durst, mit dem Rest wird der Wasserspeicher wieder aufgefüllt: Bitte voll tanken! Süßwasser ist optimal, aber notfalls genügt Salzwasser. Wofür hat ein Kamel schließlich Nieren? Die filtern Salz und Schadstoffe aus dem Urin und spendieren dem Körper das salzfreie Wasser.
Pinkelt und kotet so ein großes Kamel auch viel?
Auch Kamele müssen mal. Aber wir wissen ja: Sobald das Kamel Flüssigkeit hat, gibt es die nicht mehr her. Also wird – wie gesagt – das Wasser aus dem Urin gezogen. Nur was nichts taugt, wird rausgepinkelt und das ist etwa ein Liter pro Tag. Das ist wenig, wenn man bedenkt, wieviel ein Kamel trinkt. Auch aus dem Kot zieht das Kamel das Wasser und behält es. Übrig bleibt trockener Kot für den Wüstensand.
Was tun Kamele, wenn der Magen knurrt?
Na, fressen natürlich. Dass in der Wüste Nahrung knapp sein kann, ist kein Problem für das genügsame Kamel. Das mampft sogar dornige Zweige und das ganz ohne Pearcing beim Abrupfen: Der Spalt in der Oberlippe hält die Dornen vom Fleisch ab.
Warum nennt man das Kamel Wüstenschiff?
Wer drauf gesessen hat, weiß: Es schaukelt ganz schön nach rechts und nach links – wie bei einem Schiff. Das liegt an einem kleinen Gehfehler: Kamele setzen nicht versetzt ein Vorder- und ein Hinterbein gleichzeitig ein, sondern ein Schritt wird mit beiden Beinen an einer Seite gemacht. Es kommt auch zügig voran, denn die großen Kamelfüße sind so rund wie Schneeschuhe, um nicht einzusinken. Kamelen wird es dank Hornschwiele auch nicht zu heiß an den Sohlen und Steine schneiden nicht ein.
Tolles Tier, armer Mensch
Ein tolles Tier, dieses Kamel! Menschen hätten echte Probleme in der Wüste. Okay, die Fettpölsterchen wären weg, aber wir haben andere Sorgen als Figurprobleme: Wir können kein Wasser speichern, würden über wunde Füße jammern, hätten Hunger und würden schwitzen, was der Körper hergibt. Und wenn wir 10 % Wasser verloren haben, ist Schluss mit unserer Wüstentour. Wir sind heiß gelaufen und haben unser Leben ausgehaucht. Traurig, aber wahr. Text/Foto: Marion Friedl