Für MDR1-Hunde sind Pferdeäpfel giftig
Copyright: Marion Friedl

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Es gibt Besorgnis und Aufregung rund um die Frage, ob für Hunde Pferdeäpfel giftig sein können, wenn sie den Kot fressen. Antwort: Besonders gefährlich ist das Ivermectim, das aufgrund der Entwurmung beim Pferd im Pferdekot steckt, wohl vor allem für Hunderassen mit angeborenem MDR1-Defekt.

Tierblog-Leserin rät ab, Hunde Pferdekot fressen zu lassen

Doch der Reihe nach: Auf meinen früheren Beitrag hat die Blog-Leserin Anne Naumann mit einem Kommentar auf eine Gefahr hingewiesen: „Ich komme soeben von einer Heilpraktikerin, bei der ich mit meinem Hund war. Voller Stolz erzählte ich, dass meine Lucy Pferdeäpfel frisst und ich das zulasse, weil ich lt. Tamme Hanken weis, dass sie damit ihre “Apotheke” wieder auffüllt. Tamme Hanken sagte im TV auch, dass die mitgefressenen Würmer überhaupt keine Gefahr darstellen würden, weil sie von der Magensäure des Hundes sofort sterben. Aber die Heilpraktikerin sagte mir, dass heute fasst alle Pferde Wurmkuren bekommen und das laufend. Und dieses Medikament der Wurmkur ist in so hoher Menge im Stuhl des Pferdes enthalten, dass es für einen Hund absolut tötlich wirken kann. Ich bin auch gerade dabei, mich im Internet weiter schlau zu machen und die neuesten Beiträge bestätigen alle die Äußerung meiner Heilpraktikerin. Bisher habe ich allen Hundebesitzern geraten, ihre Hunde die Pferdeäpfel doch bitte fressen zu lassen. Ab heute werde ich davon allerdings dringend abraten.“

Kleintierpraxis weist auf Gefahren vor allem für Hunde mit MDR1-Gendefekt hin

Natürlich habe ich daraufhin auch nach Antworten gesucht und ich bin sowohl bei der Schulmedizin als auch bei der Naturheilkunde fündig geworden. So erläutert die Kleintierpraxis Jägerstraße auf ihrer Internetseite, dass das Entwurmungsmittel zur Gruppe der sogenannten Avermectine gehöre, die „für Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde und Schweine sehr gut verträglich sind. Bei diesen Spezies kommt es erst nach einer mehr als 10fachen Überdosierung zu Vergiftungserscheinungen. Das gilt eigentlich auch für Hunde, allerdings gibt es Ausnahmen: bei einigen Collies, Shetland Sheepdogs, Australian Shepherds (auch Minis), Bobtails, Longhaired Whippets, Silken Windhound, Wäller, McNab, Weißen Schäferhunden, Old English Sheepdogs, English Shepherds, dem Deutschen Schäferhund, Border Collies und Hütehund-Mischlingen kommt ein Gendefekt im MDR1-Gen vor, der dazu führt, dass bestimmte Arzneimittel, wie z.B. Ivermectin, Doramectin, Moxidectin oder Loperamid vermehrt in das Zentrale Nervensystem übertreten können. Dies führt zu schwerwiegenden Vergiftungen bis hin zum Tod des betroffenen Tieres.“ Mit einer Blutuntersuchung könne festgestellt werden, ob dieser Gendefekt vorliegt. Sollte der Hund dennoch am Pferdeapfel gefressen haben, müsse er schnellstmöglich in die Tierarztpraxis, damit „der Hund ein Medikament zum Erbrechen bekommt. Evtl. kann damit ein Teil der Giftaufnahme verhindert werden.“

Tierheilpraktikerin warnt ebenfalls vor lebensgefährlichen Vergiftungen

Auch die Tierheilpraktikerin Ursula Veiser rät auf ihrer Website dazu, Hunde von Pferdekot (und natürlich auch von den Pferde-Wurmkuren) sowie von Rinder-, Ziegen- und Schaftkot fern zu halten. Die Tierheilpraktikerin warnt zudem: „Auch für die nicht vom Gendefekt betroffenen Tiere ist Ivermektin in hoher Dosierung toxisch.“ Bei den vom Gendefekt betroffenen Tieren „reichen aber schon geringste Mengen aus, um lebensgefährliche Vergiftungen auszulösen.“ Als Symptome einer solchen Vergiftung werden genannt: „Bewegungs- und Koordinationsstörungen, Zittern, Benommenheit, Erbrechen, Desorientiertheit, Pupillenerweiterung, vermehrter Speichelfluss treten auf. Bei höheren Dosen sind komatöse Zustände bis hin zum Tod möglich.“ Die Tierheilpraktikerin Ursula Veiser weist auch auf eine Empfehlung der Universität Giessen hin, die vor verschiedenen Pferde-Entwurmungspräparaten warnt und nähere Informationen zum MDR1-Gendefekt bietet. Text/Foto: Marion Friedl

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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