Frühlingsanfang mit Sonnenfinsternis und dusseligem Hut

sonnenfinsternisFrauchen ist heute ein bisserl daneben. Statt langsam mit mir auf der Couch wach zu werden, ging heute früh alles schnell: Tasse Kaffee auf dem Schreibtisch und einen Text für die Redaktion des Münchner Merkur getippt „bevor womöglich der Strom ausfällt“, murmelte sie vor sich hin. Jetzt weiss sie schon vorher, wann der Strom ausfällt – Frauchen wird allwissend, dachte ich mir. Aber es kam noch besser: 9.30 Uhr – Frauchen holte ihren Hut mit der großen Krempe und setzte ihn mir auf. „Das sieht prima aus“ meinte sie (aber auch nur sie) und schoss ein Foto, denn „das brauchen wir für den Blog wegen der Sonnenfinsternis“. Ziemlich wirr, wsa sie da von sich gab und wahrscheinlich wegen meinem wenig begeisterten Blick über dieses Ding auf meinem Kopf meinte sie: „Die SoFi kommt jetzt, da kann doch so ein Hut nichts schaden, oder?“ Keine Ahnung, wer SoFi ist, aber wegen einem Besucher habe ich noch nie einen Hut aufsetzen müssen. Also habe ich den Hut genervt vom Kopf geschüttelt und ich musste ihn auch nicht mehr tragen. Immerhin…

Besuch von der SoFi macht mich nervös

Und dann setzte sich Frauchen hin. Nein, nicht vor den Computer wie sonst immer. Mitten am Tag saß sie auf der Terrasse und tat nichts. Außer zum Himmel rauf schauen. „Dauert noch“, hörte ich sie sagen und dachte mir: Kommt die SoFi vom Himmel zu uns auf Besuch? Ich beschloss: Okay, warten wir’s ab und legte mich gemütlich in die Sonne. Ist ja schließlich Frühlingsanfang, zumindest hat Frauchen gesagt, dass er heute anfängt und was sie sagt, ist Gesetz. Aber dann wurde das Sonnenbad ungemütlich: Um 10.09 Uhr war es schon ein wenig kühl und ich wurde unruhig. Rein auf den kuscheligen Teppich, raus und nachschauen was Frauchen tut, einmal durch den Garten und ein besseres Sonnenplätzchen suchen, wieder rein auf den warmen Teppich, aber die Nase bei der Terrassentür raushalten.

Plötzlich wurde es still, dunkler und die Vögel flogen weg

Um 10.20 Uhr wurde es eigenartig: Da sah das matte Licht aus wie am Spätnachmittag und ich nahm mal Kontakt mit Frauchen auf, die mich streichelte und meinte „Das ist die SoFi“. Komische SoFi – kommt zu Besuch und man sieht sie nicht. Egal, es wurde 10.34 Uhr und was war das? Die Amsel hüpfte nicht gelassen durch den Garten, sondern hob ab und flog weg. Die Meisen und Finken machten sich auch vom Acker und alle flogen rüber in den Wald. Und dann war es ganz still: Um 10.43 Uhr piepste kein Vogel mehr – es war wie am Abend, wenn sich die Sonne verzupft und die Vögel in ihre Nester fliegen. Etwas verunsichert stand ich auf der Terrasse herum und sah zu Frauchen hin, die meinte „jetzt ist die SoFi da“. Weit und breit war nichts zu sehen von dieser SoFi und ich schaute Frauchen weiterhin verunsichert an, ging dann zu ihr hin und legte die Pfote auf ihren Oberschenkel. Vielleicht hilft’s ja, dachte ich mir besorgt um Frauchens Geisteszustand.

Um 10.59 Uhr war meine Welt wieder in Ordnung

Mir ging es schon wieder besser, weil Frauchen mich kraulte und um 10.54 Uhr wurde es tatsächlich wieder heller. „Das war sie jetzt, die SoFi“, meinte Frauchen und ich atmete auf: Dann ist sie jetzt wieder weg und Frauchen tickt vielleicht wieder normal. „Das nächste Mal kommt die SoFi 2081“, sagte sie noch und ich legte meinen Kopf schief und setzte einen fragenden Blick auf, denn als Hund kann man nicht alles verstehen. „Ach Kimba, schau nicht so. 2081 – das erleben wir beide nicht mehr.“ Das ist schlimm, dachte ich mir und habe den Kopf gesenkt, bis Frauchen sagte: „Bis 2081 ist noch ganz lange hin.“ Na, dann geht’s ja und meine Welt war wieder in Ordnung, zumal um 10.59 Uhr alle Vögel wieder zurückgekehrt waren, zwitscherten, flatterten, hüpften und natürlich sofort von mir bei einem flotten Spaziergang durch den Garten fröhlich begrüßt wurden. Tschüss, SoFi! So schnell musst Du gar nicht wiederkommen, dachte ich mir, denn wenn die kommt, dann vermiest sie einem nur das Sonnenbad und den warmen Frühlingsanfang. Text: Kimba/Foto: Marion Friedl

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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