In vielen Gärten zwitschert es schon munter, denn Frühlingszeit ist Jungvogelzeit. Ob in Hecken, Bäumen, an Hauswänden oder auf dem Dachboden: Von März bis September ist die Brut-Setzzeit der heimischen Vogelarten. Junge Wildvögel, die gesetzlich unter Schutz stehen, brauchen in dieser Zeit die Rücksicht von Menschen.
Im September 2020 gründete der Europäische Natur- und Tierschutz e.V. (ETN) mit dem BUND-Landesverband NRW die Wildvogelhilfe Rheinland. Dort werden verwaiste, verletzte und kranke Wildvögel aufgepäppelt und ausgewildert.
Menschen bringen Vögel in Gefahr
Laut Stationsleiterin Angelika Bornstein bringen oft die Menschen Vögel in Gefahr: Angelschnüre wickeln sich um die Beine der Tiere, sie erleiden Unfälle im Straßenverkehr oder geraten in Fliegen- oder Mäusefallen. Außerdem werden viele Jungtiere von besorgten Menschen unnötig „gerettet“. Die meisten Jungvögel sind noch nicht besonders flugfähig, wenn sie das Nest verlassen und sie verteilen sich auf dem Boden oder im Geäst, wo sie von den Eltern versorgt und aufs Leben vorbereitet werden.
Keine Arbeit an Hecken und Bäumen
Während der Brut- und Setzzeit sollten Hecken nicht geschnitten und Bäume nicht gefällt werden. Auch dichte dornige Domizile, wie die Brombeeren, sind bei Vögeln beliebt. Darin brüten gerne Rotkehlchen, Zaunkönige und Heckenbraunellen. Erlaubt sind nur leichte Formschnitte. Sollte dabei ein Nest mit Vogeljungen freigelegt werden, kann man einen Teil des Schnittgutes als Schutz um das Nest herum wieder ins Geäst stecken.
Maschinen vorsichtig einsetzen
Gut überlegt sein sollte der Einsatz von Mährobotern, Fadenmähern und Freischneidern. Vorher muss das Areal auf Tiere abgesucht werden. Viele Jungvögel und andere Tiere haben keinen Fluchtreflex und werden von den Geräten verstümmelt oder getötet.
Gebäudebrüter schützen
Zum Schutz von Gebäudebrütern, wie z.B. Schwalben, Mauersegler und Spatzen, dürfen ihre Nester nicht entfernt entfernt oder verlegt werden. Genau wie Fledermäuse sind all diese Arten sehr stark rückläufig und besonders schützenswert. Tipp: Kotbrettchen unter Schwalbennestern halten die Hauswand sauber.
Hunde beim Gassi gehen anleinen
In freier Natur sollten Hundebesitzer ihre Vierbeiner vor allem an Gewässerufern, an Waldrändern und auf Wiesen anleinen. Junge Wasservögel sterben auch, wenn sie immer wieder von frei laufenden Hunden ins Wasser gescheucht oder von den Altvögeln getrennt werden. Nicht selten werden Wasservögel und andere Wildtiere von Hunden gebissen und vom Hundebesitzer achtlos liegengelassen. Das gilt als Wilderei und ist strafbar.
Welche Vögel brauchen wirklich Hilfe?
Was tun, wenn man einen Jungvogel findet und sich nicht sicher ist, ob er Hilfe braucht? Ist der Vogel nackt oder spärlich befiedert, ist er aus dem Nest gefallen und damit ein Notfall. Kann man das Vögelchen nicht wieder ins Nest zurücksetzen, muss es auf eine Wärmflasche oder ähnliches gesetzt werden. Bitte nicht in die Sonne zum Aufwärmen legen! Der Vogel kann sich ohne Federkleid zu sehr erhitzen und einen Sonnenbrand bekommen. Ein Notfall ist auch ein Wildvogel, der von der Katze erwischt wird.
Befiederte Jungvögel, auch wenn sie noch nicht richtig fliegen können, haben hingegen das Nest freiwillig verlassen und werden von den Altvögeln am Boden versorgt. Hier gilt: Finger weg von diesem Piepmatz. Solche flüggen Jungvögel haben bereits alle Federn und können gut laufen. Schwanz- und Flügelfedern sind noch kurz. Die Vögelchen ähneln oft einem runden Ball. Text/Foto: Marion Friedl