Einsamkeit und Stress: Armer gerupfter Vogel

papageiImmer wieder suchen Besitzer von Papageien Hilfe, weil sich ihr gefiederter Freund die Federn ausrupft und entsprechend erbärmich aussieht. Eine typische Reaktion auf Einsamkeit, Langeweile, Unterforderung und Stress. Wer einen glücklichen Papagei haben will, der muss sich mit dem Gedanken anfreunden, gleich zwei anzuschaffen.

Papageien sprechen aus Langeweile und Frust

Ein weiteres Indiz für Einsamkeit, Frust und Langeweile ist das Sprechen der Papageien: Das freut den Menschen zwar, aber der Papagei plappert in höchster Not. Papageien in Freiheit leben nicht allein, sie können fliegen, sie müssen sich ihre Nahrung suchen und, und, und… Allein im Käfig ist all das nicht möglich. Damit nicht genug: Oft hängt im Käfig ein Spiegel oder eine Vogelattrappe und der Mensch nimmt beruhigt zur Kenntnis, dass sich der Papagei damit beschäftigt. Aber: Pickt der Papagei beispielsweise an den Spiegel, ist das kein Spiel! Er glaubt, sein Spielgelbild ist ein Partner, den man füttern muss. Also würgt der Vogel Futter hervor und kann womöglich eine Kehlkopfentzündung bekommen.

Was sich schlaue Papageien wünschen

Papageien sind sehr schlau, deshalb gibt es Intelligenzspiele, bei denen sie zum Beispiel Bällchen in einen Korb befördern müssen. Das ist besser als besagter Spiegel. Aber: Einen Artgenossen kann das Spielzeug nicht ersetzen und es ist auch kein Ersatz für den Freiflug. Zudem brauchen große Vögel genug Platz und natürlich sollte auch die gesunde Ernährung stimmen. Auf dem Speiseplan in der Wildnis stehen beispielsweise Früchte, Samen, Rinden und Wurzeln.

Gefangenschaft reduziert die 100 Lebensjahre

Noch etwas sollte man bedenken, bevor man sich einen Papagei zulegt: Papageien können es auf bis zu 100 Lebensjahre bringen; in Gefangenschaft liegt die Lebenserwartung von Aras bei 50 bis 70 Jahren – vorausgesetzt, sie gehen nicht vorher jämmerlich zugrunde, weil die Haltungsbedingungen nicht stimmen. Wer Papageien liebt, sollte sich also genau überlegen, ob er so einem Tier wenigsten etwas Glück für sein Leben in Gefangenschaft bieten kann.

Forscher bestätigen: Allein im Käfig altern Vögel schneller

Forscher an der österreichischen VetmedUni Vienna haben festgestellt: Wenn Vögel, die in der Wildnis in einer sozialen Gemeinschaft leben, allein im Käfig landen, ist das Stress und Qual für die Tiere und der Stress lässt die Zellen altern. Die Forscher haben herausgefunden: Allein lebende Graupapageien hatten im Gegensatz zu Vogelpärchen kürzere Chromosomen-Enden. Dies ist ein Zeichen für vorzeitige Alterung.

Ziervögel brauchen Geselligkeit, Platz und Freiflug

Auch der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands (ZZF) stellt fest, dass die meisten Ziervögel gesellig sind und Abwechsung brauchen. Der ZZF rät zu großzügigen Haltungssystemen, in denen die Vögel Platz für Bewegung und ein Bad haben. Ideal sei eine Kombination von Innen- und Außenvoliere. Mit falschem Zubehör (z.B. Spiegel, Plastikvogel) und zu wenig Beschäftigung drohen Apathie, Adipositas, Frustration oder Selbstverstümmelung. Generell brauchen Käfigvögel Freiflug: Der ZZF empfiehlt idealerweise vier Stunden täglich Freiflug in der Wohnung. Achtung: Gefahrenquellen (z.B. heiße Herdplatten, offene Fenster, Gardinenbänder etc.) beseitigen! Text: Marion Friedl / Foto: ZZF

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Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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2 thoughts on “Einsamkeit und Stress: Armer gerupfter Vogel

  1. Die Vogelvoliere aus diesem Blogbeitrag habe ich auch zuhause. Sie ist wirklich super Geräumig. Der Deckel ist abnehmbar, die Futternäpfe sind nach außen drehbar für die leichte Reinigung. Dicker Pluspunkt von mir auch für die Herausziehbare Bodenwanne.
    Lg Tarek

    1. Ein Artikel der etwas anderen Art.. Hab in den wenigen Zeilen viel gelernt, dass ich noch nicht über Papageien wusste. Wer weiß schon dass Papageien nur aus Frust reden.. Danke dafür! 🙂 Weiter so!

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