Die Wildkatze erobert Bayern zurück
(C) Wolfgang Kruck-Fotolia.com

Copyright: Wolfgang Kruck-Fotolia.com

Da ist mir doch mal eine gute Nachricht ins Haus geflattert: Die europäische Wildkatze galt lange Zeit als ausgestorben, doch jetzt hat sie sich viele Gebiete in Bayern unter die Kralle gerissen. Dieses erfreuliche Ergebnis eines bayernweiten Monitoring-Projektes hat mir das Bayerische Forst- und Landwirtschaftsministerium zugeschickt. Die Ergebnisse wurden nun in Freising von Forstminister Helmut Brunner und dem Vorsitzenden des Bund Naturschutz in Bayern, Prof. Hubert Weiger, präsentiert.

Bestandaufnahme: Rund 600 Tiere in bayerischen Wäldern

2.200 Lockstöcke mit verführerisch duftendem Baldrian haben den scheuen Waldbewohner aus der Reserve gelockt, denn einfach so lässt sich für ein Monitoring keine Wildkatze blicken und lässt auch noch ein paar Haare für die Genanalyse da. Doch die Bestandsaufnahme gelang und siehe da: Die Wildkatze hat sich von Nordbayern bis zur Donau, im Bayerischen Wald und in Schwaben breit gemacht. Schätzungsweise gibt es rund 600 Tiere in Bayern. Die breit angelegte Untersuchung belegt, dass „die Wildkatze in Bayern wieder auf dem Vormarsch ist“, so der bayerische Forstminister Helmut Brunner.

Aktionsplan soll der Wildkatze wieder auf die Pfoten helfen

Das Ministerium hat 2010 einen Aktionsplan gestartet, um den Bestand der Wildkatze und die Ausbreitung zu fördern. Auch die naturnahe Bewirtschaftung der Wälder in Bayern hat dazu beigetragen., denn „die verantwortungsvolle Arbeit von Waldbesitzern und Förstern schafft wertvolle Lebens- und Rückzugsräume selbst für seltene und ausgesprochen scheue Tierarten“, lobte Minister Brunner. Aktiv am 350.000 Euro teuren Aktionsplan mitgewirkt haben der Bund Naturschutz, die Bayerischen Staatsforsten, der Jagdverband, der Waldbesitzerverband, der Bauernverband und der Landesbund für Vogelschutz.

Die Wildkatze galt in Bayern als ausgestorben

Seit mindestens 300.000 Jahren schleicht die europäische Wildkatze durch Bayerns Wälder. Doch dann bekam sie Probleme: Sie verlor immer mehr Lebensraum und wurde bis in die 1980er Jahre bejagt. Das führte dazu, dass die Wildkatze in Bayern als ausgestorben galt. Gezielte Maßnahmen sollten dem Waldtiger wieder auf die Pfoten helfen. Ja, es ist tatsächlich ein kleiner Tiger, denn die Wildkatzen ähneln optisch einer getigerten Hauskatze. Aber sie haben ein längeres Fell und wirken deshalb etwas kräftiger. Nun streift die Wildkatze wieder durch die Wälder in Ober-, Mittel- und Unterfranken, in der nördlichen Oberpfalz sowie in Nord- und Mittelschwaben. Ober- und Niederbayern aber muss sich die Wildkatze noch zurück erobern.

Das sind die typischen Merkmale einer Wildkatze:

  • Längeres Fell für eine optisch kräftige Statur
  • Fleischfarbener Nasenspiegel
  • Lange weiße Schnurrhaare
  • Das lange Fell lässt die Ohren kleiner wirken
  • Die Fellfarbe kann graubraun bis cremefarben oder auch rötlich sein
  • Breite, wuchtige Kopfform
  • Buschiger, auffälliger Schwanz mit Ringelmuster und stumpfer, schwarzer Schwanzspitze

Wild- und Hauskatzen fressen zu 90 % Mäuse

Wildkatzen haben auch einige Dinge mit den Hauskatzen gemeinsam, wie etwa den Pfotenabdruck mit Ballen und Zehen ohne Krallenabdruck, das Gewicht (Katzen etwa 4 Kilo, Kater etwa 5 Kilo) und die Gesamtlänge von 75 cm (Katze) bis 95 cm (Kater). Auch der Speiseplan ist laut Forstministerium ähnlich: Gefressen werden zu 90 % Mäuse, die restlichen zehn Prozent entfallen auf Frösche, Eidechsen und Kleinvögel. Nur ganz selten würde mal Kaninchenfleisch im Magen landen.

Das Monitoring hat auch gezeigt:

  • Wildkatzen lieben Höhlen
  • Außer in der Paarungszeit sind Wildkatzen Einzelgänger
  • Die Paarungszeit ist im Winter und es schließt sich eine 63tägige Tragzeit an
  • Meist wird ein Wurf mit 2 bis 6 Kätzchen zur Welt gebracht
  • Die Kätzchen bleiben etwa 6 Monate bei der Mutter und suchen sich dann eigene Streifreviere
  • Kater haben bis zu 10 Quadratkilometer große Streifgebiete; Katzen kommen mit 2 bis 5 Quadratkilometern aus
  • Die Streifgebiete können sich je nach Witterung, Jahreszeit und Nahrungsangebot verändern

Mein Appell: Auch Hauskatzen nicht erschießen

Schön, dass es der Wildkatze in Bayern wieder besser geht. Der Blick auf die Ergebnisse zeigt aber auch, dass das Vorurteil, Katzen würden viele Vögel und Kaninchen jagen, nicht stimmt. Deshalb meine Bitte an die Jäger: Auch wenn es keine Wildkatze ist, die in Deutschland ganzjährig Schonzeit genießt, greift nicht gleich zum Gewehr, wenn eine Katze allein unterwegs ist. Sie schnappt Euch vor allem Mäuse vor der Nase weg – und welcher Jäger erschießt schon Mäuse… Text: Marion Friedl / Foto: Wolfgang Kruck-Fotolia.com

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

2 comments Categories: Katzen, Sonstige Tiere Schlagwörter:

2 thoughts on “Die Wildkatze erobert Bayern zurück

  1. Hallo Frau Friedl,

    hatten Sie hier bereits erste Daten zum Monitoring von 2015 einsehen dürfen ??
    Ich als Biologe und Teilnehmer am Lockstockverfahren habe eben diese Daten noch nicht einsehen können.

    Könnten Sie mir hier deswegen kurz Feedback geben ?

    beste Grüße aus dem Münchner Westen

    Harald Renner

    1. Hallo Herr Renner, besten Dank für Ihren Kommentar. Bei den Informationen für den Beitrag handelt es sich um eine Pressemitteilung des Bayerischen Forst- und Landwirtschaftsministeriums. Zudem habe ich mich bei dem vom Ministerium angegebenen Link http://www.wildportal.bayern.de informiert. Viele Grüße, Marion Friedl.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*