Die ersten sind schon da und andere kommen bald aus dem sonnigen Süden nach Hause. Kaum ist die Winter-Auszeit beendet, wartet auf die Langflieger schon jede menge Arbeit: Das Nest auf Vordermann bringen, die Herzensdame gebührend begrüßen und am Nachwuchs arbeiten. Störche können mit vielen beeindruckenden Zahlen und Talenten aufwarten.
Hohe Beine, langer Schnabel, große Flügel
Die langen beine machen es möglich: Störche werden etwa 80 Zentimeter hoch und bringen zwischen 2,6 und 4,4 Kilogramm auf die Waage. Für den beliebten Segelflug breiten sie ihre Flügel mit einer Spannweite von bis zu zwei Metern aus. Sehen lassen kann sich auch der und der Schnabel misst etwa 14 bis 19 Zentimeter lange Schnabel.
Beide Elterntiere brüten
Hierzulande ist vor allem der Weißstorch bekannt. Von ihm gibt es laut Naturschutzbund Deutschland (NABU) weltweit etwa 166.000 Brutpaare. In Deutschland brüten rund 4.300 Paare. Treue wird groß geschrieben beim Ehepaar Storch. Und man unterstützt sich gegenseitig: Von Anfang April bis Anfang August brüten die Elterntiere etwa 32 Tage lang abwechselnd drei bis höchstens 7 Eier aus. Die geschlüpften Jungvögel lassen sich zwei Monate lang im Nest füttern. Die Nahrung wird im Kehlsack transportiert und im Nest ausgewürgt.
Der Baumeister ist lebenslang beschäftigt
Der tagaktive Weißstorch baut seinen Horst bevorzugt hoch oben. Auf Türmen, Dächern, Strommasten oder Bäumen macht es sich Meister Adebar gemütlich. Der Nestbau wird ein Leben lang fortgeführt. Deshalb können Nester mehrere Meter hoch werden und bis zu zwei Tonnen wiegen. Störche kehren aus dem Süden jedes Jahr zu ihrem Nest zurück. Sollte sich darin ein anderer Artgenosse breit gemacht haben, gibt es richtig Ärger und der Hausbesetzer fliegt raus.
Störche schlemmen täglich etwa 500 Regenwürmer
Meistens werden Störche etwa acht bis zehn Jahre alt. Lebensgefahr droht vor allem durch ungesicherte Strommasten, Lebensraumverlust und Dürren. Trockenheit ist ziemlich übel, denn Störche speisen vor allem in Feuchtgebieten und auf Wiesen. Auf der Speisekarte stehen zum Beispiel Frösche, Würmer, Mäuse, Fische, Reptilien, Larven und Insekten. Kaum zu glauben: An einem Tag vertilgt ein erwachsener Storch etwa 500 Regenwürmer oder 16 Mäuse.
Fernreisen mit bis zu 10.000 km Strecke
Insgesamt gibt es 19 Storch-Arten. Weißstörche gibt es in Europa, Asien und Nordafrika. Sie genießen bei uns den Sommer und treten im Herbst ihre Fernreise gen Süden an. Störche aus dem Westen fliegen über Gibraltar und östliche Populationen über die Türkei nach West-, Ost- und Südafrika. Eine Flugstrecke kann bis zu 10.000 Kilometer weit sein.
Adebar und Klapperstorch
In Fabeln und Märchen heißt der Storch Adebar (Segensbringer). Hans Christian Andersen hat ihm in einem Märchen angedichtet, dass er die Babys bringt. Bekannt ist der Zugvogel auch als Klapperstorch. Wenigstens dieser Name ist realistisch: Störche klappern mit dem Schnabel, wenn sie sich begrüßen, umwerben oder ihr Nest bzw. sich selbst verteidigen müssen. Dieses hübsche Klappern hört man nun wieder einen ganzen Sommer lang. Text/Foto: Marion Friedl