Die Schwalben kehren zurück und brauchen Hilfe

Copyright: Rosl Roessner LBV

Die gute Nachricht zuerst: Der Frühling kommt wohl doch, denn die ersten Schwalben sind aus den südlichen Winterquartieren zurück und weitere werden folgen. Nun die schlechte Nachricht: Die Rauch- und Mehlschwalben sind bedroht, haben Probleme bei der Nahrungssuche und finden auch immer weniger Quartiere für ihre Nester. Doch jeder kann helfen und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) hilft mit der Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“.

Herausforderungen für bedrohte Schwalben

Der LBV weist darauf hin, dass in Bayern die Rauchschwalbe auf der Vorwarnliste und die Mehlschwalbe als gefährdete Art in der Roten Liste steht. „Schwalben haben mit mehreren Herausforderungen gleichzeitig zu kämpfen. Es fehlt ihnen an Insekten als Nahrung, an Lehmpfützen als Material zum Nestbau und an Toleranz gegenüber ihren Nistplätzen an Gebäuden“, erklärt die LBV-Gebäudebrüterexpertin Lorena Heilmaier.

LBV-Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“

Immerhin gibt es Möglichkeiten, den Schwalben hilfsbereit unter die Flügel zu greifen. Jeder kann dabei mitmachen. Vorhandene Nester sollten geschützt werden. Hierfür zeichnet der LBV Gebäude mit vorhandenen und erhaltenen Nistplätzen für Schwalben als „Schwalbenfreundliches Haus“ mit einer Plakette aus. Informationen und ein Bewerbungsformular zu dieser LBV-Aktion gibt es hier.

Eine Holzbox im Offenstall für Rauchschwalben

Doch wie wohnt eigentlich so eine Schwalbe? Braunrote Rauchschwalben mögen Balken und Mauervorsprünge, die sie z.B. in Ställen, Scheunen oder Überdachungen finden. Dort richten sie sich ihre Nistplätze ein, aber es gibt ein Problem: „Leider gefällt es den Flugakrobaten in den immer beliebter werdenden hellen, modernen und zugigen Offenställen nicht so gut“, weil Lorena Heilmaier. Ein Angebot für die Rauchschwalben sind sogenannte Schwalbenboxen: In dieser Holzbox ist ein Kunstnest montiert und dann lässt es sich auch in Offenställen gut wohnen.

Ein einfaches Brett hilft Mehlschwalben

Andere Ansprüche bei der Wohnungssuche hat die blauschwarze Mehlschwalbe. Sie macht es sich gerne unter geschützten Dachvorsprüngen gemütlich und nutzt hierfür rau verputzte Hauswände. Und auch hier gibt es ein Problem: „Viele Nester werden aus Sorge vor Schäden an der Fassade oder Verschmutzung mutwillig zerstört“, berichtet Lorena Heilmaier vom LBV. Dabei werde ignoriert, dass die Nester ganzjährig durch das Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt sind und bei einem Entfernen ein Bußgeld droht. Der LBV hat jedoch einen Tipp: Ein einfaches Brett, das in der Fassadenfarbe gestrichen ist, kann einen halben Meter unterhalb der Nester schräg angebracht werden und schon sind Schwalben und Menschen zufrieden.

Kein gemütliches Heim ohne Lehmpfütze

Auch bei weiteren Herausforderungen kann jeder den Schwalben helfen: Die Vögel brauchen Lehmpfützen für den Nestbau. Laut Lorena Heilmaier pickt sich ein Schwalbenpaar bis zu 800 Lehmklümpchen heraus und mörtelt daraus ein halbrundes Nest mit Einflugloch. Und natürlich gibt es auch hier ein Problem: Die zunehmende Flächenversiegelung ist ein echter Lehmpfützen-Killer. In den Städten ist deshalb immer weniger Baumaterial zu finden. Erste Hilfe tut also Not: Jeder Gartenbesitzer kann eine offene Lehmstelle anlegen. Und mal ehrlich: Mit einer Lehmpfütze im Garten kann man doch leben, oder?

Insektensterben lässt Schwalben hungern

Wenn die Schwalben aus dem Süden zurückkehren, stehen sie oft nicht nur vor den Trümmern der Existenz, weil ihre Nester vom Vorjahr verschwunden sind und keine Lehmpfützen für den Wiederaufbau vorhanden sind. Sie leiden wegen des Insektensterbens womöglich auch noch Hunger. „Schwalben ernähren sich ausschließlich von Insekten, die sie im Flug erbeuten“, so Lorena Heilmaier. Und – Sie ahnen es – die Schwalben haben wieder mal ein Problem: „Ausgedehnte Jagdgebiete mit artenreichen Wiesen und vielen Insekten werden unter anderem durch den Einsatz von Gift immer seltener – in Städten wie auch auf dem Land.“

Der Mensch kann aber auch hier helfen: Gärten sollten nicht nur pflegeleicht grün sein, sondern auch blühen und zudem Platz für ein Insektenhotel bieten. Landwirte könnten auf Gifte verzichten und Blühstreifen an den Feldern anlegen. Kommunen sollten artenreiche Wiesen anlegen und möglichst wenig versiegeln bzw. bei Versiegelungen für Ausgleichsflächen sorgen, die für Insekten attraktiv sind und damit den Schwalben Nahrung bieten.

Trauriges Zeugnis für Menschen

Von Jahr zu Jahr werden die Schwalben weniger, berichtet der LBV in Bayern. Und das, obwohl sich die Schwalben grundsätzlich in Menschennähe wohlfühlen und auch Angebote der Zweibeiner gerne nutzen. Doch das Leben wird ihnen schwer gemacht, wenn sie aus Afrika zurück kehren und ihr Nest verschwunden ist. Schlimmer noch: Netze oder Stacheln sollen oft verhindern, dass sie dort erneut ein Nest bauen. Das ist sehr traurig, finde ich. Und es ist kein gutes Zeugnis, das sich der Mensch selbst ausstellt.

Heißen wir die Glücksboten willkommen!

Miteinander statt gegeneinander sollte das Motto lauten! Ein schwalbenfreundliches Haus inklusive passender Umgebung ist das Mindeste als Willkommensgruß. Die Schwalben geben hierfür Ihr Bestes, denn sie sind als Glücksbringer bekannt. Sie galten stets als Glücksboten, die Haus und Stall vor Feuer und Blitzschlag sowie das Vieh vor Krankheiten schützen. Und wollen wir nicht alle Glück haben? Dann sollten wir die Glücksboten aber auch willkommen heißen. Text: Marion Friedl / Foto: Rosl Roessner LBV       

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Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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