Der Otter kommt nicht vom Fleck

Copyright: Petra Kloiber

Der Fischotter kommt nur langsam voran. Eigentlich soll er sich von Ost- nach Westeuropa ausbreiten, aber er trödelt im Südosten herum. Die bedrohte Tierart fühlt sich im östlichen Bayern wohl, aber flächendeckend will er Bayern nicht besiedeln. Und erst recht will er nicht die Lücke zwischen den west- und osteuropäischen Populationen schließen. Aber genau das wäre wichtig für die Artenvielfalt.

Fischotter wurden im Osten und Norden wieder heimisch

Der Bund Naturschutz (BN) bemüht sich, dem Otter auf den richtigen Weg zu helfen. Er gilt in weiten Teilen Deutschlands als ausgerottet. Grund war eine starke Bejagung. Ende des 19. Jahrhunderts waren sie in ganz Deutschland in Gewässern und Feuchtgebieten zu finden. Mitte des 20. Jahrhunderts war der Otter aus vielen Gebieten in West- und Mitteldeutschland verschwunden. Nur im Osten – vor allem in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg – war er noch ansässig. Von dort aus startete er 1990 gen Norddeutschland. Seit 2009 tummelt sich der putzige Geselle auch wieder im Westmünsterland (NRW). Die dortigen Tiere kamen aus Niedersachsen.

Im Süden trödelt der Otter in Bayern herum

Na geht doch, möchte man sagen. Ja, aber nicht in Süddeutschland. In Baden-Württemberg ist er laut BN komplett verschwunden und in Bayern gibt es im Bayerischen Wald, am Nordrand des Fichtelgebirges und im niederbayerischen Donauraum mehrere hundert Tiere. Dauerhaft angesiedelt hat sich der Fischotter an der bayerischen Grenze zu Tschechien, am Nordrand des Fichtelgebirges und an der Inn-Mündung. Hier sind offenbar Tiere aus Tschechien und Österreich zugewandert.

Doch jetzt hängt er sozusagen fest. Helfen sollte ihm von 2007 bis 2010 das Projekt „Otterfranken“ des BN Oberfranken. Das Team kartierte 26 oberfränkische Flussläufe inklusive Wasserqualität und Barrieren, wie etwa Brücken oder Straßen. Außerdem wurde das Team zum Mediator zwischen Otter und Teichwirten, weil sich Otter nun mal gerne Fische mopsen. Das Otter-Team schaute auch tschechischen Kollegen über die Schulter, um deren Erfahrungen im Fischotterschutz zu nutzen.

Kein Geld für Hilfsprojekte

Klingt doch vielversprechend, oder? Problem: Das Projekt lief 2010 aus und der Freistaat Bayern rückt kein Geld für ein Nachfolgeprojekt heraus. Der BN mahnt jedoch „dringenden Handlungsbedarf“ an.

Wie dringend der Otter Hilfe braucht, zeigte ein Fall 2014 im Oberpfälzer Landkreis Cham: Dort wurden laut BN zwei tote Fischotter in einem beschwerten Leinensack gefunden. Im Zuge des BN-Projektes Otterfranken vermutete man eine Dunkelziffer bei illegalen Tötungen in Ottergebieten. Außerdem fand man heraus, dass dem Fischotter intakte, fischreiche Lebensräume fehlen. Der Otter braucht naturnahe Gewässer mit Nahrung und Unterschlupfmöglichkeiten.

Otter oder tauchender Marder?

Der etwa 90 Zentimeter lange Fischotter stammt übrigens vom Marder ab. Er kann bis zu acht Minuten lang tauchen und das 18 Meter tief. Wie er das macht? Er kann seine Ohren und Nasenlöcher verschließen. Cool. Außerdem hat er zwischen den Zehen Schwimmhäute und er nutzt kräftige Fangzähne für die Fischjagd. Männchen bringen bis zu 12 Kilo auf die Waage, Weibchen bis zu 8 Kilo. Sein braunes Rückenfell und das weiße Bauch- und Brustfell haben sage und schreibe 50.000 Haare pro Quadratzentimeter.

Otterlücke zwischen Ost- und Westeuropa

Weltweit gibt es 13 Otterarten. Bei uns ist der Eurasische Fischotter verbreitet. Ursprünglich traf man ihn in weiten Teilen von Europa, Nordafrika und Asien an. In Europa gibt es strenge Schutzvorschriften für den Otter, aber zwischen der östlichen und westlichen Population klafft laut BN eine Verbreitungslücke. Das ist beim Genaustausch für die biologische Vielfalt ein Problem. Es wird also Zeit, dass einige Otter von Bayern aus westwärts ziehen. Text: Marion Friedl / Foto: Petra Kloiber

 

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

No comments yet Categories: Sonstige Tiere Schlagwörter:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*