Der göttliche Schwan hat es weit gebracht

schwanIn der „Carmina Burana“ von Carl Orff wird der Schwan gebraten, 1251 war Schwanenfleisch eine Delikatesse am englischen Königshof und im Zweiten Weltkrieg wurde in der Not Schwanenfleisch gegessen. Doch die Zeiten haben sich zum Glück für die Schwäne geändert: Laut Vogelschutzgruppe Eutin Bad Malente sollte der Schwan vor einigen Jahren auf die Speisekarten der Hotellerie auf Rügen wandern. Doch die Öffentlichkeit war empört und protestierte so erfolgreich, dass der Schwan nicht im Kochtopf landete. Vielleicht hat der Protest ja auch etwas damit zu tun, dass es auf Rügen lange Zeit hieß, die Kinder würden nicht vom Storch sondern vom Schwan gebracht. Zumindest hat das Prof. Karl Knortz (1841-1918) in seinen Aufzeichnungen zur mystischen Vogelkunde so niedergeschrieben.

Hohes Ansehen bei Göttern, Philosophen und Engeln

In vielen Parks und Schlossgärten gehört der Schwan ebenso zum wunderschönen Inventar wie auf vielen Seen und Flüssen. Sein edles, reines und stolzes Aussehen hat dem Schwan das Dasein in den Parks der Adligen beschert und er leistete meist Pfauen Gesellschaft. Doch dem Schwan haftet sogar ein göttliches Image an. Schon in der griechischen Mythologie spielte er eine tragende Rolle und zierte den Himmel der Götter und die irdischen Landschaften. Auch die Philosophen hat der Schwan beeindruckt. So schrieb Aristoteles, dass Schwäne kurz vor ihrem Tod angeblich lieblich singen. Im Christentum kamen die Engel nicht ohne die Schwäne aus, denn die Schwäne verliehen den Engeln die Flügel.

Der Schwan als Märchentier, Bühnenstar und politisches Symbol

Natürlich bekam der Schwan auch seinen Platz in der Märchenwelt (z.B.: Das hässliche Entlein) und er spielt auch bei Bühnenwerken, wie etwa bei der Oper „Lohengrin“ oder beim Ballett „Schwanensee“, eine Rolle. Der Schwan machte sogar politische Karriere: Als Symbol der Reichsunmittelbarkeit stellte 1664 die Stadt Hamburg den Schwan streng unter Schutz. Bereits 1591 gab es Futterzahlungen der Stadt für die Schwäne. Heute passt ein Schwanenvater auf, dass den etwa 120 Alster-Schwänen kein Leid geschieht und überwintern dürfen die Schwäne auf dem eisfrei gehaltenen Eppendorfer Mühlenteich.

Der weiße Höckerschwan ist ein imposantes Tier

Doch genug Schwelgerei in Historie, Mythologie und Karriere des Schwans – Zeit, um sich diesen größten Entenvogel, der zur Familie der Gänse gehört, mal näher anzuschauen. Es gibt weltweit acht Arten. Hierzulande sieht man immer wieder mal den schwarzen Trauerschwan, aber vor allem der schneeweiße Höckerschwan ist bei uns weit verbreitet. Das weiße Gefieder ist schon ein Hinweis auf seine eigentliche Herkunft, denn er stammt eigentlich aus der Paläarktis, aber er hat die milderen Temperaturen bei uns zu schätzen gelernt. Der Höckerschwan ist eine imposante Erscheinung, denn er kann gut 14 Kilo auf die Waage bringen und wenn er seine Flügel ausbreitet, dann schafft er eine Spannweite von bis zu 240 Zentimeter. Kopfüber taucht er ab, um im Wasser nach fressbaren Pflanzen zu suchen oder er gönnt sich ein Häppchen Uferpflanzen. Zwischendrin dürfen es auch mal Insekten, kleine Fische oder Amphibien sein.

Lebenslange Treue und wehrhafte Verteidigung

Ein Schwan kann 27 Jahre alt werden und hat er einmal einen Partner gefunden, dann ist er ihm ein lebenlang treu. Allerdings: Nicht immer wird die Schwanen-Ehe 365 Tage im Jahr gepflegt. Die Paare brüten zusammen, sind aber sonst oft Einzelgänger. Höckerschwäne pochen auf ihr Revier und verteidigen es wehrhaft und für den Eindringling kann das sogar tödlich enden. Doch wenn es genug zu futtern und viele Artgenossen gibt, kommt es häufig vor, dass sogar die Höckerschwäne in Gruppen zusammenleben.

Nicht zu spaßen ist auch mit werdenden und stolzen Eltern: Wer sich dem Gelege oder später dem noch grau gefiederten Nachwuchs nähert, der muss mit einer erbost fauchenden Attacke rechnen. Etwa vier bis sechs Eier legt ein Schwanenweibchen und nach 40 Tagen Brutzeit schlüpfen die Schwanenkinder. Unbeaufsichtigt sind die Kleinen nie unterwegs und wenn es mit der Ausdauer beim Schwimmen noch nicht so recht klappen will, dann dürfen die Jungschwäne gemütlich auf Mamas Rücken über den See schippern. Und sie schippern hoffentlich weiterhin einer schönen Zukunft entgegen – ohne sich vor einem Ende im Kochtopf zu fürchten und ohne Todesangst, weil es längst Ersatz gibt für ihre weichen Daunen im Kopfkissen. Text/Foto: Marion Friedl

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Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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